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0044 - Das Trio des Teufels

0044 - Das Trio des Teufels

Titel: 0044 - Das Trio des Teufels
Autoren: Jason Dark
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Gisela öffnete den Mund, um zu schreien. Panik flackerte in ihren Augen, doch ehe ein Hilferuf über ihre Lippen drang, verzog sich das Gesicht hinter dem Fenster zu einem Lächeln, und Gisela Hoff atmete beruhigt auf.
    Das Gesicht kannte sie. Sehr gut sogar. Sie lief hin und öffnete. Der Riegel klemmte etwas, wie immer bei feuchtem Wetter. Doch der junge Mann half von außen nach, und rasch war das Fenster offen.
    Gisela Hoff wollte reden, doch der ›heimliche Dieb‹ legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und ließ sich kopfüber in das Zimmer fallen. Er war Judoka, rollte sich geschickt ab, stand auf den Füßen und preßte, bevor sich Gisela versah, seine Lippen auf ihren Mund und nahm sie fest in die Arme. Das junge Mädchen drückte seinen Freund zurück. »Ja, bist du denn des Wahnsinns«, flüsterte sie. »Du kannst doch nicht mitten in der Nacht zu mir kommen.«
    Hans winkte ab. Er ging zum Fenster und schloß es. Dann drehte er sich um. »Warum nicht?« Er lachte. »Du weißt doch, Liebe überwindet alle Hindernisse.«
    »Ach, Hans!« Gisela warf sich in seine Arme. Sie und der junge Mann kannten sich seit gut zwei Monaten und hatten Gefallen aneinander gefunden. Hans Schneider arbeitete als Elektriker bei einer Firma, die ihren Sitz im Ruhrgebiet hatte und an der holsteinischen Küste ein Kraftwerk errichtete. Bei einem Tanzabend hatten sie sich kennengelernt. Gisela war Internatsschülerin und stand kurz vor dem Abitur. Wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, mußte sie sich eingestehen, daß ihr der junge Mann längst nicht gleichgültig war.
    Hans setzte sich auf das Bett, und Gisela blieb vor ihm stehen. Der junge Mann lächelte. »Was ist? Willst du dich nicht zu mir setzen?«
    Gisela schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Du mußt wieder gehen, Hans!«
    Der junge Mann mit den flachsblonden Haaren lachte lautlos. »Wieso denn? Glaubst du, ich hätte den beschwerlichen Weg umsonst gemacht? Nein, jetzt will ich meine Belohnung.« Gisela schüttelte den Kopf. »Aber du weißt doch, was hier los ist!«
    »Du denkst an die Morde?«
    »Ja.«
    Hans Schneider winkte ab. »Irgendwann werden sie den Täter schon fassen.«
    »Das ist kein Täter im normalen Sinne, Hans.«
    »Hast du ihn schon gesehen?«
    »Nein. Aber die Toten – sie waren schlimm zugerichtet. Es wird sogar die Vermutung laut, daß wir es hier mit einer Bestie oder einem Raubtier zu tun haben. Jedenfalls habe ich das gehört.«
    Hans Schneider tippte sich gegen die Stirn. »Jetzt sag nur noch ein Werwolf, dann fange ich aber an zu lachen.«
    Gisela nickte ernst. »Möglich ist alles.«
    »Also, ich habe keinen gesehen. Und zu dir ins Zimmer wird er nicht kommen.«
    »Nein, das nicht.«
    Hans schlug sich auf den rechten Oberschenkel. »Wovor hast du dann Angst?«
    Gisela Hoff ging trotzdem zu ihm. Sie beugte sich vor, und während Hans’ Hände ihre Hüfte umklammerten, strich sie über sein Gesicht. »Du kannst wirklich nicht hierbleiben, Liebling«, sagte sie leise. »Es geht nicht um diesen Mörder, sondern um die Kontrolle.«
    »Welche Kontrolle?«
    »Die Rektorin geht in jeder Nacht durch die Zimmer. Sie kontrolliert, ob die Schülerinnen im Bett liegen. Sie muß jeden Augenblick kommen.«
    Hans lächelte verwegen. »Dann verstecke ich mich eben.«
    »Wo denn? Im Schrank?«
    Der junge Mann löste seine Hände von Giselas Hüften und nickte. »Ich sehe schon, du hast heute keinen Bock auf mich.«
    »Aber das ist doch gar nicht wahr. Ich habe nur Angst, daß man uns entdeckt.«
    »Ein Liebender muß leiden.« Hans Schneider sprach mit dumpfer Schauspielerstimme, so daß Gisela lachen mußte. »Aber morgen, Mädchen, da lasse ich mich nicht so einfach abspeisen. Du rufst mich in der Firma an?«
    Gisela nickte. »Ich…« Sie horchte. »Himmel, die Alte kommt. Weg, Hans, los!«
    Auch der junge Mann hörte die Schritte und das Klappen der Türen. Wenn man ihn hier erwischte, bekam Gisela schweren Ärger. Das stand fest. Sie würde von der Schule fliegen, und da ihr Vater sich das Geld für den Internatsaufenthalt buchstäblich vom Munde absparte, wollte sie ihm diese Schande nicht antun.
    Hans verstand sie.
    Während die Rektorin im Zimmer nebenan kontrollierte, schlich Hans zum Fenster. Er hatte es nur angelehnt, so daß es ihm keine Mühe bereitete, es zu öffnen.
    Er drückte seiner Freundin noch einen schnellen Kuß auf die Lippen und schwang sich nach draußen.
    Wie ein Dieb klebte er an der Hauswand
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