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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora
Autoren: Maeve Binchy
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daß die Kinder nun wollten, daß sie zurückkam und ihnen im Hotel half. Alfredo hatte das ausgesprochen, was sie insgeheim schon immer hatte hören wollen, nämlich daß sie für ihn und seine Geschwister stets eine Art Mutter gewesen sei.
    Mittlerweile wisse er nun, daß Nell eine Affäre gehabt hatte, berichtete er ihr. Doch das habe ihn weder schockiert noch verletzt, nur überrascht. Was vielleicht typisch männlich klinge, räumte er ein, ein bißchen arrogant und zynisch, aber so empfinde er nun einmal.
    Sie müsse sich noch einmal mit Alfredo treffen und mit ihm sprechen, meinte sie. Und sie wisse noch nicht, was sie ihm sagen sollte.
    Sobald er wieder zu Hause sei, würde er sein Haus verkaufen und Nell die Hälfte des Erlöses geben. Wo er dann leben wollte, wüßte er noch nicht.
    Langsam kehrten sie zum Hotel Francobollo zurück. Eigentlich kam es ja meist nur bei jugendlichen Pärchen vor, daß sie nicht wußten, wo sie hin sollten. Und doch standen die Signora und Aidan genau vor diesem Problem. Schließlich konnten sie Laddy nicht aus seinem Zimmer aussperren. Und Constanza ebensowenig. Unentschlossen sahen sie sich an.
    »
Buona sera
, Signor Buona Sera«, sagte Nora O’Donoghue endlich. »
C’e un piccolo problema …«
    Es sollte nicht lange ein Problem bleiben. Signor Buona Sera war ein Mann von Welt. Ohne Umschweife oder Nachfragen fand er ein Zimmer für sie.
     
    Die Tage in Rom vergingen wie im Flug. Plötzlich waren es nur noch ein paar Schritte zum Bahnhof, und sie saßen im Zug nach Florenz.
    »
Firenze«,
sagten alle im Chor, als sie den Namen auf der Abfahrtstafel angeschrieben sahen. Es tat ihnen nicht leid, Rom verlassen zu müssen, weil sie wußten, daß sie eines Tages wiederkommen würden. Hatten sie denn nicht alle ein paar Münzen in den Trevi-Brunnen geworfen? Und wenn sie erst den Fortgeschrittenen- oder Konversationskurs hinter sich hatten, gab es ja noch so viel mehr zu sehen und zu entdecken. Noch war nicht entschieden, wie der Kurs heißen sollte, aber alle wollten daran teilnehmen.
    Mit ausreichend Verpflegung ausgestattet machten sie es sich in ihrem Waggon bequem; die Buona Seras hatten sie großzügig versorgt. Denn diese Gruppe war ja so angenehm gewesen. Und dann diese unverhoffte Romanze zwischen den beiden Reiseleitern! Natürlich waren sie viel zu alt für so etwas, und es würde auch nicht halten, wenn sie erst wieder zu Hause bei ihren Ehepartnern waren, aber trotzdem: eine richtige verrückte Ferienliebe!
     
    Im nächsten Jahr würde ihre
viaggio
sie weiter in den Süden führen, nicht von Rom aus in Richtung Norden. Die Signora meinte, sie müßten unbedingt Neapel sehen; und dann würden sie nach Sizilien fahren und in einem Hotel wohnen, das sie von früher kannte, als sie noch dort gelebt hatte. So hatten sie und Aidan es Alfredo versprochen. Und auch, daß Aidans Tochter Brigid oder eine ihrer Kolleginnen nach Annunziata kommen und überprüfen würde, ob ihr Reisebüro nicht Pauschalreisen dorthin anbieten sollte.
    Auf das Drängen der Signora hin hatte Aidan zu Hause angerufen. Das Gespräch mit Nell war wesentlich einfacher und kürzer gewesen, als er es für möglich gehalten hätte.
    »Irgendwann mußtest du es ja erfahren«, meinte sie knapp.
    »Also bieten wir das Haus zum Verkauf an, sobald ich wieder da bin, und teilen uns den Erlös?«
    »Gut.«
    »Macht es dir denn gar nichts aus, Nell? Bedeuten dir unsere gemeinsamen Jahre überhaupt nichts?«
    »Du hast doch gerade gesagt, daß sie vorbei sind.«
    »Ich habe vorgeschlagen, darüber zu reden.«
    »Was gibt’s da noch zu reden, Aidan?«
    »Ich wollte nur nicht, daß du irgend etwas für meine Ankunft vorbereitest oder so … und jetzt hab ich einfach die Katze aus dem Sack gelassen.« Wie immer war er zu höflich. Und wahrscheinlich zu stark auf sich selbst fixiert, ging ihm dann durch den Kopf.
    Denn Nell erwiderte: »Ich möchte dich wirklich nicht kränken, Aidan, aber ich weiß nicht einmal, an welchem Tag du zurückkommst.«
     
    Sie saßen im Zug ein wenig abseits von den anderen, Aidan Dunne und die Signora, und schmiedeten Zukunftspläne.
    »Wir werden nur wenig Geld haben«, meinte er.
    »Ich hatte noch nie besonders viel Geld zur Verfügung. Das beunruhigt mich also wirklich nicht«, erwiderte die Signora leichthin.
    »Aber ich werde die Sachen aus meinem italienischen Zimmer mitnehmen. Du weißt schon, den Schreibtisch, die Bücher, die Gardinen und das Sofa.«
    »Ja. Für den
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