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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Erpressung als imperialistisches Kampfmittel ist ausgeschaltet. Also müssen sie entweder uns zuvorkommen oder versuchen, uns daran zu hindern – oder am besten beides.«
    »Uns zuvorkommen, das würden sie wohl gern«, sagte Horst Heilig, »und technisch wären sie dazu auch in der Lage, wenigstens in den USA. Der Haken ist nur, ökonomisch hat die Sache solche Ausmaße, daß sie die Möglichkeiten einer Monopolgruppe übersteigt. Selbst wir kommen nur damit zurecht, wenn eine Reihe anderer Staaten in diesem Punkt mit dem RGW kooperieren.« Er lachte. »Zwei Jahre haben sie in den USA mit der Idee geliebäugelt, dann haben sie sie ad acta gelegt. Wir haben die Kraft.«
    »Dann kann ich mir vorstellen, daß im wesentlichen alles klar ist«, sagte ich, »denn wir lassen doch solche Ballons nicht steigen, bevor wir ganz sicher sind!«
    »Das können Sie annehmen!« bestätigte Horst Heilig. »Und der Gegner ist sich in diesem Punkt natürlich auch sicher. Für die nächsten fünf Jahre bleibt ihm aber nichts übrig, als uns zu behindern, wo immer ihm das möglich ist. Selbst wenn sich die größten Monopolgruppen sofort einigen würden – was ich für unmöglich halte –, brauchen sie mindestens so viel Zeit, um den Vorsprung einzuholen, den wir jetzt haben.«
    Allmählich begann mich das Thema zu erregen. Es ist doch ein großer Unterschied, ob man so etwas in einer Lektion hört oder ob man es so ganz alltäglich gesagt kriegt von einem, der in der Führung dieses Kampfes mitten drin steht. Ich merkte, daß ich mich mit meiner neuen Aufgabe, die ja mit alledem eng verbunden sein mußte, langsam anfreundete.
    »Was kann der Gegner aber unternehmen?« fragte ich.
    »Das ist genau das Problem, weshalb wir Sie und Ihr Gerät brauchen. Eine Ihrer Aufgaben wird darin bestehen, die Strategie des Gegners zu berechnen – natürlich nicht allgemein, sondern in bezug auf unser Vorhaben. Keiner weiß genau, was der Gegner tun kann und wird, wahrscheinlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht einmal er selbst. Wir müssen seine Möglichkeiten erforschen und Varianten für seine Strategie ausarbeiten, dafür eignet sich das Modell eines militärischen Gefechts sehr gut, und dann müssen wir nach jedem Zug von ihm die Varianten überprüfen und neu berechnen – deshalb habe ich eingehakt, als Sie über die Kombination Stochasmus-Lernfähigkeit sprachen. Sie werden das Gerät in diesem Sinne benutzen müssen. Aber das müssen wir alles noch genauer besprechen. Fahren wir jetzt nach Jena, zum Leiter des Projekts INSEL. Wir sind für fünfzehn Uhr bei ihm angemeldet. Ich werde Ihnen unterwegs erläutern, worum es sich dabei handelt.«
    Während der Fahrt erfuhr ich folgendes: Alle unsere gegenwärtigen Technologien oder doch fast alle sind in ihrer Effektivität dadurch begrenzt, daß in unmittelbarer Umgebung der Produktion Lebensbedingungen für den Menschen aufrechterhalten werden müssen: Atemluft, erträgliche Temperatur, normaler Luftdruck, Strahlungsfreiheit und so weiter; denn der Mensch, auch wenn er nicht unmittelbar in der Fertigung arbeitet, muß den Prozeß lenken, und es muß auch möglich sein, bei einer Reparatur oder manchmal schon bei einer Umstellung der Produktion in der Produktion selbst menschliche Arbeitsbedingungen herzustellen. Entfällt diese Notwendigkeit, könnte man die Prozesse unter den Bedingungen ablaufen lassen, die nach ihren inneren Gesetzmäßigkeiten am effektivsten sind. Allerdings würde sich solchen Bedingungen gegenüber die mittelalterliche Hölle wie ein gemütliches Kaffeestübchen ausnehmen. Es ist wohl klar, daß solche Anlagen wegen des hohen Energieverbrauchs erst von einem unvorstellbar großen Produktionsausstoß an rentabel werden, und entsprechend groß ist auch der Aufwand an Investitionen, der dafür notwendig ist.
    Aber die Rentabilitätsfrage führt noch zu einem anderen, schwierigeren Widerspruch. Sie verlangt, daß alle diese Anlagen mindestens fünf Jahre kontinuierlich arbeiten, ohne Unterbrechung also, die jedesmal einen ungeheuren Energieverlust bedeuten würde. Wollte man sie nun so ausstatten, daß jedes einzelne Bestandteil garantiert so lange hält und daß alle Veränderungen, Umstellungen usw. von vornherein einkalkuliert und ausführbar sind, würden die Investitionskosten alle ökonomischen Möglichkeiten übersteigen. Hier lag nun der Punkt, der allen diesen sogenannten Extremwert-Technologien in den verschiedensten Produktionszweigen gemeinsam war. Man
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