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Die in der Hölle sind immer die anderen

Die in der Hölle sind immer die anderen

Titel: Die in der Hölle sind immer die anderen
Autoren: Thomas Walker Jefferson
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würden seine Worte aus weiter Ferne zu mir dringen. Er steht auf, und ich sehe nur, wie sein Mund auf- und zugeht und sein Gesicht sich verzerrt. Ich verstehe kein Wort von dem, was er sagt. Er stellt sich vor mich hin, drückt mir die Waffe in die Hand und schließt meine Finger darum. Die Waffe ist kalt und schwer. Er steht immer noch direkt vor mir.
    „Na los, schieß! Sie ist geladen und entsichert.“
    Ich schüttle den Kopf, stehe auf und richte die Mündung auf Michael.
    „Schieß endlich“, sagt er, „mit der Munition, die da drin ist, bin ich sofort tot.“
    Ich bleibe so stehen, mit der Pistole in der Hand. Ich sehe Michael an und sage nichts. Der Knall ist ohrenbetäubend. Der Abzug geht viel leichter, als ich dachte. Ich feuere sofort ein zweites, dann ein drittes Mal und schließlich so oft, bis das Magazin leer ist. Siebzehnmal insgesamt. Die Patronenhülsen fliegen nur so durch den Raum. Die Waffe ist plötzlich so heiß, daß ich sie fallenlasse.
    Er sieht mich erstaunt an.
    „Das hätte ich dir nicht zugetraut, aber um so besser. Jetzt sind wir quitt. Du wolltest erst Florian und jetzt auch noch mich umbringen. Du bleibst dir immer treu, auch nach Jahrzehnten, was?“
    Dann dreht er sich abrupt um und geht aus dem Zimmer. Ich gehe hinter ihm in den Flur hinaus. Als er die Haustür aufmacht, ist der erste grauweiße Streifen am Horizont zu sehen. Der Himmel ist wolkenlos. Die letzten Sterne leuchten schwach. Ein warmer Wind weht plötzlich von Süden her, das Schmelzwasser gurgelt und plätschert in den Dachrinnen. Das Thermometer vor der Haustür zeigt acht Grad an, die Luft ist fast frühlingshaft. Von der Brauerei her riecht es herb nach Gerste. Auf dem Boden liegt kaum noch Schnee. Michael fährt das Auto in die Garage und kommt mit zwei Sporttaschen zurück. Als er mich da stehen sieht, lacht er laut auf.
    „Es waren natürlich Platzpatronen.“
    Wir stehen beide vor unserem alten Haus und schauen auf die rissige Hausmauer, die gestrichen werden müßte. Mehrere Dachschindeln liegen zerbrochen in der Einfahrt und ein Klappladen hängt schief in seinen Angeln.
    „Weißt du, Ingrid, wenn die Kanzlei weiter so gut läuft, dann könnten wir doch von hier wegziehen und nochmal bauen, oder?“

Literatur
    Alighieri, Dante. Die göttliche Komödie. Übersetzung: Karl Vossler. München: R. Piper Verlag, 1986 (Erstausgabe der Übersetzung: München 1941).
    Beaudelaire, Charles. Les Fleurs du Mal. Herausgeber: Claude Pichois. Paris: Gallimard, 1972 (Erstausgabe: Paris 1857).
    Büchner, Barbara. Morde unterm Mikroskop. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Tachenbuch Verlag, 2002.
    Capote, Truman. In Cold Blood. London: Penguin Books, 1966.
    Dostojewski, Fjodor M. Schuld und Sühne. Übersetzung: E. K. Rahsin. München: Piper Verlag, 1988 (Erstauflage der Übersetzung: 1908).
    Feller, Toni. Das Gesicht des Todes. Authentische Mordfälle. München: Wilhelm Heyne Verlag, 2011.
    Friedman, Lawrence M. Crime and Punishment in American History. New York: Basic Books, 1993.
    Gräbner, Dieter. Pascall - Anatomie eines ungeklärten Falles. Merzig: Gollenstein Verlag, 2008.
    Hollweg, Petra. „Da explodierte etwas in mir.“ Focus Online. 8.. 12 1997. www.focus.de (Zugriff am 10. 09 2013).
    Jensen, Kristian Ditlev. Ich werde es sagen - Geschichte einer mißbrauchten Kindheit. Stuttgart: Klett-Cotta, 2004.
    Jung, Ina, und Christoph Lemmer. Der Fall Peggy. Die Geschichte eines Skandals. München: Droemer Verlag, 2013.
    Keppel, Robert D. The Riverman - Ted Bundy and I Hunt for the Green River Killer. New York: Simon & Schuster, 1995.
    Kinder, Gary. Victim - The Other Side of Murder. New York: Atlantic Monthly Press, 1999 (Erstausgabe 1982).
    Lardner Jr., George. The Stalking of Kristin - A Father Investigates the Murder of His Daughter. New York: Onyx, 1997.
    Lüthke, Albrecht, und Ingo Müller. Strafjustiz für Nicht-Juristen. Opladen: Leske + Budrich, 1998.
    Marneros, Andreas. Sexualmörder - Eine erklärende Erzählung. Bonn: Edition das Narrenschiff im Psychiatrie-Verlag, 2000.
    Michaud, Stephen G., und Hugh Aynesworth. The Only Living Witness - The True Story of Serial Sex Killer Ted Bundy. Irving, Texas: Authorlink Press, 1999.
    Moor, Paul. Jürgen Bartsch-Selbstbildnis eines Kindermörders. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2003 (Erstauflage 1991).
    Nedopil, Norbert, und Martin Krupinski. Beispiel-Gutachten aus der Forensischen Psychiatrie. Stuttgart-New York: Georg Thieme Verlag, 2001.
    Raine,
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