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Die Horden der Schattenzone

Die Horden der Schattenzone

Titel: Die Horden der Schattenzone
Autoren: Horst Hoffmann
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Horden auf!
    »Das wissen wir mittlerweile!« schrie Burra. »Sag uns, was wir zu tun haben!«
    Eine Weile schwieg die Hexe. Dann erklangen ihre gewohnten Worte der Einleitung:
    Ich bin das Einhorn! Ich bin das Schiff! Ihr hättet Gelegenheit gehabt, mich, von allem Ballast zu befre ien und den Flug nach Gorgan fortzusetzen. Nun seht zu, wie ihr mich aus der Lage errettet, in die ihr mich durch eure Schuld gebracht habt! Feuer und Licht! Das sollen eure Waffen sein!
    Das waren die letzten Worte, die für eine lange Zeit von Luscuma zu hören sein sollten.
    Gudun schauderte heftig zusammen, als sie nun sah, wie viele Shrouks sich inzwischen um das Flußschiff gesammelt hatten. Wann versiegte der Strom dieser Bestien?
    »Ihr habt es gehört!« rief Burra. Sie sprang auf einen Aufbau und streckte beide Schwerter in die Höhe. »Feuer und Licht! Holt Pechringe und Fackeln herbei! Entzündet noch keine Feuer, aber haltet euch dazu bereit! Wir werden sie gebührend empfanden!«
    Gudun war nach Schreien zumute. Bange fragte sie sich, was mit ihr geschah. Etwas Schreckliches kündigte sich an. Sie spürte es.
    Es sind zu viele! dachte sie bitter.
    Selbst aus dem Krater, den die berstende Hermexe gerissen hatte, kamen sie gekrochen. Erwar einen Steinwurf von der Luscuma entfernt und dann zu sehen, wenn sich die Staubschleier für Augenblicke teilten.
    Gudun hatte an seinem Rand gestanden und auf seinem Grund einen nebligen Wirbel erblickt, in dem es ab und an in allen Farben des Regenbogens aufblitzte. Es war gewesen, als schaute sie geradewegs ins Innere der Welt. Die Tiefe des Kraters ließ sich nicht schätzen, sie verwirrte die Sinne.
    Als die Amazonen sich nun mit wenigen Ausnahmen daran machten, Burras Aufforderung Folge zu leisten, trat Gorma ganz nahe zu Gudun.
    »Wie oft haben wir Seite an Seite gekämpft?« fragte sie so leise, als wollte sie nicht, daß noch irgend jemand sie hörte.
    Gudun blickte sie überrascht an.
    »Oft genug, um alle Gedanken daran verloren zu haben, daß wir im Kampf unser Leben verlieren könnten«, beantwortete Gorma ihre Frage selbst. Gudun schauderte unter ihrem Blick zusammen, denn mit einemmal wurde ihr klar, daß die Gefährtin das gleiche spürte wie sie.
    »Ich muß jetzt daran denken«, flüsterte Gorma. »An den Tod. Kannst du dir vorstellen, daß man sein Ende vorausahnt?«
    Gudun wandte sich schnell von ihr ab und starrte erschüttert auf den Wall von schrecklichen Kämpfern rings um die Luscuma herum.
    Die von pergamentartiger Haut überzogenen Totenschädel grinsten sie hämisch an. Kein Shrouk machte einen Schritt auf das Schiff zu – noch nicht.
    Aber das Verderben schlug von ihnen herüber. Sie wußten ihre Opfer an Bord.

3.
    Eine Zeitlang kamen sie gut voran, wenngleich selbst Robbin keine Ahnung hatte, in welche Richtung sie sich wenden sollten. Wenn seine Vermutung zutraf und sie einen Rastplatz, vielleicht gar ein kleines Heerlager der Riesen vor sich hatten, konnten sie wahrhaftig tagelang durch diese unwirkliche Körperlandschaft marschieren.
    Aber Mythor war schon für jede Minute dankbar, die die Titanen scheinbar reglos verharrten. Außerdem machte sich die Erschöpfung wieder bemerkbar. Fronja konnte nicht laufen. Er mußte sie weiterhin tragen. Nur Robbin war flink wie eh und je.
    Oft lief er voraus, verschwand in den Nebeln und kehrte zurück, um den ausgekundschafteten Weg zu weisen. Mythor hatte längst jeden Richtungssinn verloren. Und sollte es dem Pfader einfallen, einmal nicht von einem seiner Ausflüge zurückzukehren, waren er und Fronja hoffnungslos verloren.
    Bald stand fest, daß sie sich wahrhaftig mitten in einem Heerlager befanden.
    Neben den stehenden Riesen gab es auch solche, die saßen oder sich lang auf dem harten Boden ausgestreckt hatten. Die drei ungleichen Gefährten mußten diese Hindernisse in beschwerlichem Fußmarsch immer wieder umgehen. Dann und wann rollte ohrenbetäubender Donner über das finstere Land, wo keine Pflanze jemals hatte Fuß fassen können. Und Mythor wußte, daß es die Stimmen der Riesen waren.
    Schließlich kam der Augenblick, in dem er nicht mehr die Kraft fand, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Vor ihnen ragte eine weit überhängende Wand in die Höhe, um viele Körperlängen über ihren Köpfen in den Dunkelschleiern zu verschwinden – der Rücken eines liegenden Riesen.
    Hinter ihnen waren zwei Füße gerade noch zu erkennen. Rechts und links wuchsen die Schäfte von Lanzen oder Keulen in die
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