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0390 - Lockvogel 1 spielt falsch

0390 - Lockvogel 1 spielt falsch

Titel: 0390 - Lockvogel 1 spielt falsch
Autoren: Lockvogel 1 spielt falsch
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Zum zweiten Mal wählte ich die Nummer MABLE 2388 und hörte wieder nichts als ein leeres Rauschen. Die Verbindung kam nicht zustande.
    Es war Abend, einer jener langen Sommerabende, die selbst New York im Sommer schön machen. Ich hatte acht Stunden zermürbenden Routinekleinkram im FBI-Gebäude hinter mir und hatte vor, dem Tag noch ein paar private Glanzlichter aufzusetzen. Zu diesem Zweck wollte ich mit MABLE 2388 sprechen.
    Im Hörer knackte es. Dann hörte ich eine Männerstimme: »Hallo, bist du noch da?«
    Irgendwie war ich in ein fremdes Gespräch geraten.
    »Die Verbindungen sind wieder lausig schlecht«, sagte eine andere männliche Stimme mürrisch, »aber in dieser Hitze schmoren selbst die Transistoren!«
    Ich legte die Hand auf die Gabel, um sie herunterzudrücken — aber irgendetwas hielt mich davon zurück. Der zweite Sprecher sprach breiten Slang, und zwar von der Sorte, wie er in bestimmten Vierteln rings um die Bowery gesprochen wird. Er hatte das unverwechselbare Etwas in der Stimme, das man in der New Yorker Unterwelt findet.
    »Ein Grund mehr zur Eile«, sagte der erste Sprecher. »Wir dürfen uns bei diesem Coup nicht den geringsten Fehler erlauben. Entweder es klappt, oder wir kriegen alle Kiemen.«
    Der Ausdruck war eindeutig. Man konnte ihn mit Kehle durchschneiden übersetzen.
    »Du hast Zeit bis Freitag früh, Punkt sieben Uhr«, fuhr der Sprecher fort. »Zu diesem Zeitpunkt ist Bellison mit Sicherheit zu Hause. Du kannst in aller Ruhe einsteigen und ihn fertigmachen, genau, wie wir es besprochen haben!«
    Genau in diesem Augenblick ging in meiner Wohnung der Türsummer. Das Geräusch war nicht sehr laut, aber die beiden mussten es gehört haben.
    »Verdammt, was war das?«, fragte der erste Sprecher.
    »Weiß nicht. Klingt, als wäre da jemand in der Leitung. Kam mir gleich so komisch vor. Dieses dauernde Knacken.«
    »Machen wir Schluss. Wir treffen uns dann wie vereinbart!«
    Klick — der Hörer war tot.
    Wieder ging der Türsummer ungeduldig. Ich legte den Hörer auf, zog mir die Krawatte gerade und öffnete.
    Draußen stand Diana. Diana, das Mädchen, dem der Anschluss MABLE 2388 gehörte.
    »Hallo, Jerry«, sagte sie und lachte. »Ich habe dauernd versucht, dich anzurufen, aber mit dem Telefon scheint etwas nicht zu stimmen. Die Auskunft sagte, hier wäre ein Fehler in der Vermittlung, und es könnte Stunden dauern. Da habe ich mir ein Taxi genommen und bin hierhergekommen. Was ist, Jerry — passt es dir nicht?«
    »Unter normalen Umständen…«, begann ich.
    Eine steile Falte erschien zwischen ihren Brauen.
    »Soll das heißen, dass du wieder Nachtdienst hast?«
    »Hör zu, Darling, in meinem Beruf passiert es manchmal, dass etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt. Das weißt du doch.«
    »Das stimmt, aber du hast mir kein Wort davon gesagt, dass Edgar Hoover ohne dich überhaupt nicht auskommt!«
    »Diesmal dauert es vielleicht nicht lange!«
    Das FBI würde nicht zuständig sein für diesen Fall, ich müsste meine Geschichte dem zuständigen Beamten der City Police erzählen, und die Sache wäre für mich erledigt.
    Sie zwinkerte etwas Feuchtes aus dem Auge.
    »Ich verspreche dir, mich zu beeilen, soweit das nur möglich ist!«
    »Schon gut, geh nur auf Verbrecherjagd. Amerika braucht eben auch im Zwanzigsten Jahrhundert noch lebende Helden.«
    Manchmal war es wirklich schwer, diesen Job zu haben. Mister High, unser Chef, pflegte das jedem Neuling eindringlich klarzumachen. FBI-Agents haben meist keinen geregelten Dienst, denn die Verbrecher scheren sich nicht um die Dienstzeit eines G-man.
    Na ja, dachte ich, dieser Fall ist in einer halben Stunde abgewickelt. Es war ein Irrtum. Ich merkte das schon sehr bald.
    ***
    Charles Dennison, Police Captain und Chef der Abteilung I im Police Headquarter der Stadtpolizei, war ein alter Bekannter von mir. Ein rotgesichtiger Ire, dessen bärbeißige Art entlang des ganzen Broadway gefürchtet war. Er saß in Hemdsärmeln unter dem großen Deckenventilator und quälte sich mit einem eben festgenommenen Hausierer herum, der ihm Angaben über die Wilson-Gang machen wollte. Die Wilson-Gang war im Augenblick Hauptproblem Nummer eins der New Yorker Polizei.
    »Tag, Jerry«, begrüßte mich Dennison und gab mit einer Handbewegung Anweisung, den Verhafteten hinauszuschaffen. »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich erzählte meine Geschichte. Ich machte es kurz und setzte die Akzente so, dass ein Kollege etwas damit anfangen konnte. Neunzig Prozent
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