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Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer

Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer

Titel: Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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Kapitel 1

    D er Traum war kein Traum. Er war eine Entführung.
    Max wehrte sich. Sie hing schwerelos baumelnd in der Leere zwischen den Welten. Fetzen von Magie wirbelten wie glitzernde Edelsteine in der Schwärze umher. Sie schimmerten und bauschten sich wie Seidenbahnen, doch auf der Haut waren sie scharf wie Rasierklingen.
    Max drehte sich weg, um einer vorbeirauschenden Magiewolke auszuweichen, die wie ein tödlicher Vogelschwarm auf sie zuraste. Ein purpurfarbener Hauch strich an Max’ Hüfte entlang und ließ sie zurückzucken – fort von den säureartigen Schlieren, die tief in sie eindrangen und ihr beißende Schmerzen verursachten, die weit über das Fleischliche hinausgingen und wie schwarzes Feuer brannten.
    Max schrie nicht. Geschrien hatte sie nur beim ersten Mal, als Scooter sie hergeholt hatte. Diese Genugtuung würde sie ihm nie wieder geben.
    Eine unsichtbare Kraft drängte sie hartnäckig nach rechts. Scooter. Dieser Dreckskerl. Sie riss sich los, trudelte durch die Finsternis und in eine Wolke grauer Magie hinein, die sich klebrig an ihr festsetzte und in sie einsickerte. Ihr Herz pochte heftig, als ihre Heilzauber auf Hochtouren gebracht wurden und dabei auf die dürftigen Kalorienreserven zurückgriffen, die sie vorm Schlafengehen aufgetankt hatte. Nicht mehr lange, dann würden ihr die Zauber an die Substanz gehen. Wenn es ihr nicht gelang, aufzuwachen, würde sie sterben.
    Sie zögerte, war versucht, den Kampf aufzugeben. Er wollte sie, und tot war sie wertlos für ihn. Sie hätte zu gerne sein Gesicht gesehen, wenn er sie versehentlich umbrachte.
    Aber er war nicht der Einzige, der Max brauchte. Der Gedanke spornte sie an. Sie nahm den Kampf wieder auf.
    Erneut das unsichtbare Drängen. Knurrend stemmte sie sich dagegen. Sie konnte Scooter nicht aussperren, konnte ihn nicht davon abhalten, sie zu attackieren, wann immer sie einschlief. Doch deshalb musste sie sich noch lange nicht von ihm herumschubsen lassen. Es war ihr egal, dass er wahrscheinlich ein Halbgott war.
    Eine Spur Angst regte sich tief in ihrem Innern. Sie achtete nicht darauf. Später konnte sie immer noch in Panik verfallen. Und es würde ein Später geben. Dafür würde sie sorgen.
    Sein hilfloser Zorn fühlte sich an, als ob Widerhaken sie von innen zerrissen. Ein ungekannter Schmerz brannte in ihr. Aus reiner Gewohnheit öffnete sie sich für ihn und ließ sich entspannt in den brodelnden Kessel der Qual sinken. Der Schmerz erfüllte sie und zog sie mit sich in die Tiefe. In weiter Ferne zuckte ihr Leib und wurde dann totenstill, als Max sich dem Brennen hingab. Ihr Atem ging langsamer, ihr Herzschlag wurde regelmäßig. Sie spürte, wie ihr astrales Ich in wildem Triumph lächelte, während sie auf eine grausige Art Kraft aus ihren Qualen zog. Diese Fähigkeit hatte sie auf die harte Tour gemeistert. Nie wieder würde sie zulassen, dass jemand ihren Körper gegen sie einsetzte – nicht, solange sie etwas dagegen machen konnte. Und das konnte sie.
    Scooter lauerte außerhalb ihres Blickfelds und wartete darauf, dass sie aufgab. Erneut berührte er sie. Es fühlte sich an wie ein Stromschlag. Max fletschte die Zähne. Am liebsten hätte sie ihn in Stücke gerissen. Aber hier drin konnte sie ihn nicht bekämpfen. Sie wusste nicht, wie. Doch deshalb war sie noch lange nicht hilflos.
    Langsam, aber zielsicher nahm sie Kontakt zu ihrem Körper auf. Sie befahl sich, auszutreten und um sich zu schlagen. Weit weg, in ihrem Bett, reagierte ihr körperliches Ich zuerst träge und dann krampfhaft zuckend. Sie verstärkte ihre Anstrengungen und wich dabei Scooter aus, der versuchte, die Verbindung zu unterbrechen. Es war ein Rennen. Wenn sie sich zuerst aufwecken konnte, hatte sie gewonnen.
    Schmerz schoss von ihrer Hand in ihren Arm. Max erwachte und sprang auf. Ihr Brustkorb hob und senkte sich von ihrem schweren Keuchen. Blut rann aus einem ausgefransten, fast zehn Zentimeter langen Schnitt in ihrer Handfläche. Mit einem grimmigen, triumphierenden Lächeln schloss sie die Faust darüber. Seit zwei Wochen kam Scooter sie jedes Mal holen, wenn sie einschlief, und jedes Mal fiel es ihr schwerer, ihm zu entwischen und aufzuwachen. Diesmal hatte sie Vorsorge getroffen.
    Max schaute auf die breiten Holzleisten auf dem Boden um ihre Matratze, aus denen zwölf Zentimeter lange Nägel ragten. Sie hatte es gewusst: Früher oder später würde sie versuchen müssen, aufzuwachen; dabei würde sie sich verletzen, und der Schmerz würde sie
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