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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung
Autoren: Hubert Haensel
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sind nur dazu da, alles zu pflegen und zu erhalten, falls die Aegyr eines Tages zurückkommen«, antwortete Barborur. »Wir wissen nicht, wie die Geräte zu bedienen sind oder welche Funktion sie erfüllen. Vieles ist mit Magie behaftet, die jeden tötet, der sie falsch anwendet.«
    In einer unscheinbaren, eisenbeschlagenen Truhe fanden sie Aufzeichnungen auf hauchdünn gegerbten Lederstücken. Zwei Dutzend waren es, unter ihnen mehrere Landkarten unbekannter Regionen. Die anderen zeigten jeweils dasselbe Motiv, nur immer ein wenig verändert. Es fiel nicht schwer, sie der Reihe nach zu ordnen. Das Ergebnis jedoch blieb geheimnisvoll wie alles: Ein Komet näherte sich der Welt, um sie schließlich mit seinem Schweif einzuhüllen und aus dem Himmel herabzustürzen.
    »Ob Vailita kommendes Unheil vorausgesehen hat?« murmelte der Taetz bedrückt.
    Mythor legte die Zeichnungen zurück. »Ich will mir das andere Gebäude zumindest noch von oben her ansehen«, sagte er. »Bleib du mit der Fackel zurück, sie würde uns höchstens verraten.«
    Geduckt huschte er über die Brücke. Sie endete blind an einer Mauer, ohne daß Stufen vorhanden gewesen wären, die nach unten führten. Mythor kam zu dem Schluß, daß Vailita von hier ebenfalls nur beobachtet hatte – was und zu welchem Zweck, blieb dahingestellt. Die Nacht neigte sich ihrem Ende entgegen; es war längst nicht mehr so dunkel wie noch vor einer Stunde. Das, was Mythor zuerst für ein Gerüst gehalten hatte, entpuppte sich nun als verwirrendes Nebeneinander metallener Stangen, Schienen und Bögen, auf denen kugelförmige Körper befestigt waren. Auch sichelförmige Gebilde waren zu erkennen. Alles schien fest verankert, und es mochte undenkbar sein, daß dieses Gewirr sich jemals auch nur einige Handbreit bewegt hatte, ohne daß die einzelnen Teile gegeneinanderstießen – obwohl eine Reihe großer Zahnräder und Zugseile durchaus den Anschein erweckte, als sei dies ohne weiteres möglich.
    Von seinem erhöhten Standort aus konnte Mythor auch den Hof vor dem Burgtor einsehen. Das Feuer war längst niedergebrannt. Die Mangoreiter hatten es wohl kaum entfacht, um sich während der Nacht aufzuwärmen. Mythor spürte einen eisigen Hauch zu sich heraufsteigen und fröstelte. Es wurde Zeit, daß Barborur und er sich zurückzogen.
*
    Courmin und seine Leute hatten inzwischen die Lage ausgekundschaftet. Wie vermutet, schienen die Mangokrieger auf Mythor zu warten. Zwölf Vermummte waren in der Nähe des Tores postiert.
    »Sie zu überfallen, sind wir zu wenige«, sagte Courmin. »Wir müssen sie der Reihe nach ausschalten.«
    »Wobei die Gefahr besteht, daß einer alle anderen warnt und wir unsere Kräfte trotzdem aufsplittern müssen«, gab Barborur zu bedenken.
    Ein dumpfer, anhaltender Ton erklang, der sich schon nach wenigen Augenblicken wiederholte. Das alte Gemäuer schien zu vibrieren.
    »Was war das?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Barborur.
    Der Ton wurde eindringlicher, ein vielfaches Echo erklang von allen Seiten.
    »Kriegshörner!« stieß Courmin hervor und zog sein Schwert. »Falls jemand die Burg angreift, müssen wir ihm beistehen.«
    Barborur schüttelte den Kopf. »Niemand außer den Aegyr wäre dazu in der Lage. Aber wenn sie zurückkämen, wüßten wir Taetze es als erste.«
    Hastig verließen sie das Gebäude.

7.
    Der Dunst war aufgerissen und hatte eine Schneise zu einem weit entfernten Höhenzug freigegeben. Von dort erscholl der dumpfe Ton, der jeden, der ihn vernahm, erschaudern ließ. Mythor glaubte zu fühlen, daß bedeutende Ereignisse ihre Schatten vorauswarfen, aber er vermochte seinen Verdacht nicht zu artikulieren. Der Klang der Hörner vermischte sich jetzt mit einem zweiten, schrilleren und abgehackten Geräusch. Es kam aus großer Nähe. Als würden schwere Hämmer gegen Metall schlagen. Und mit jedem Schlag durchlief eine heftige Erschütterung die Himmelsfestung.
    »Das sind Mangokrieger«, rief Barborur aus. »Mit den Hörnern gab der Herr des Chaos das Zeichen, und sie öffnen nun das Horn der Vailita. Wenn wir noch etwas retten wollen, müssen wir sofort angreifen.«
    Niemand widersprach. Im Laufschritt hasteten sie durch die Burg. Kein Krieger stellte sich ihnen entgegen.
    Die unheimliche Melodie verhallte. Dafür wurde das Dröhnen der Hämmer zunehmend lauter.
    Und dann sahen Mythor und seine Begleiter das gewundene, trichterförmige Horn der Vailita vor sich. Alle Mangokrieger hatten sich darum herum versammelt und schlugen auf
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