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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung
Autoren: Hubert Haensel
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Wiedersehen glaubte niemand.
    Dann stiegen die Ausgestoßenen, Mythor und Tildi in die Wand ein. Fryll, der gerade erst wieder in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten, mußte getragen werden. Daß die Baumkletterer ihn abwechselnd auf die Schultern nahmen, entlockte Tildi immerhin einige anerkennende Bemerkungen. Überhaupt schien sich das Verhältnis zwischen ihr und den Ausgestoßenen mit der Zeit zu wandeln. Sie begegneten einander nicht mehr nur mit Abneigung, sondern es wuchs sogar eine gewisse gegenseitige Hilfsbereitschaft. Tildi erklärte sich schließlich bereit, Mythor und den anderen zu den Baumhütten zu folgen, wo sie Fryll völlig kurieren wollte.
    Sie übernachteten in der felsenübersäten Steppe, weil sie nicht rasch genug vorankamen, um wenigstens noch den Kiefernwald zu erreichen. Alle waren erschöpft. Trotzdem verzichteten sie nicht darauf, eine Wache aufzustellen. Es mochte sein, daß Mangoreiter in der Nähe lauerten.
    Mythor übernahm die Wache für die erste Hälfte der Nacht. Irgendwann vernahm er leise Schritte hinter sich, aber es war nur Courmin, der sich ihm näherte.
    »Du gehst einer schweren Zeit entgegen«, sagte der Ausgestoßene. »Immerhin hast du Hogun getötet und dem Herrn des Chaos dadurch eine arge Schlappe zugefügt. Außerdem solltest du die Rache der Eroice nicht unterschätzen. Sie wird Mittel und Wege finden…«
    »Woher weißt du?«
    Courmin winkte heftig ab. »Diese Tildi redet viel, aber ansonsten ist sie nicht übel.«
    Jetzt lachte Mythor.
    »Ihr scheint euch allmählich zu verstehen.«
    Courmin zuckte mit den Schultern und brummte irgend etwas Unverständliches vor sich hin. Dann sah er Mythor in die Augen.
    »Ich biete dir meine Freundschaft an, und ich bin sogar bereit, dem Kruuk die Freiheit zu gewähren. Was sagst du dazu?«
    »Ich bin überrascht«, gestand Mythor offen.
    »Und ich habe erkannt, daß vieles anders ist, als ich bislang glaubte.« Courmin streckte Mythor seine Rechte hin, die dieser spontan ergriff. Beide wußten in diesem Augenblick, daß sie sich aufeinander verlassen konnten.
    »Du hast vergessen, das von Barborur ausbedungene Lösegeld für dich und deine Leute zu fordern«, erinnerte Mythor. »Ist das ein erster Beweis deiner Freundschaft?«
    »O nein«, machte Courmin. »Wir wollten nur Barborur nicht die Wahl überlassen. Der Taetz weiß nichts davon.« Er zog unter seinem Wams eine kaum eine Handspanne lange Figur hervor, die an Stelle der Augen zwei dunkelgrüne Smaragde besaß. »Ist sie nicht herrlich?« fragte er. »Von solchem Reichtum konnte ich immer nur träumen.«
    Erst nach einer ganzen Weile schob er die Figur wieder hinter seinen Gürtel zurück.
    »Was gedenkst du als nächstes zu tun?«
    »Ich weiß nicht«, überlegte Mythor. »Ich gab dem Ritter Oggrym te Nauk das Versprechen, mich um seine Totenmaske zu kümmern. Irgendwie werde ich einen Weg finden, dieses Versprechen auch zu halten.«
    »Wenn du willst, verfüge über meine besten und abenteuerlustigsten Leute. Aber vorher sei mein Gast.
    Außerdem, nehme ich an, wirst du es nicht erwarten können, die Frau wiederzusehen.«
    Mythor nickte stumm. In Gedanken weilte er längst schon bei Ilfa.
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