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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung
Autoren: Hubert Haensel
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Vorratslager, vor Sicht aus dem Burghof.
    Der Taetz blieb stehen und lauschte angespannt. Aber alles blieb ruhig. Dann huschte er weiter, und Mythor und die Ausgestoßenen folgten ihm dichtauf.
    Die Himmelsfestung war eine Meisterleistung der Baukunst. Nicht nur, daß sie sich imposant und wuchtig auf dem Gipfelplateau erhob, sie bestand genaugenommen aus drei auf verschiedenen Ebenen angelegten, ineinander verschachtelten Burgen. Der Abschnitt, in dem Barborur eingedrungen war, lag am tiefsten. Gut drei Mannslängen erhöht, schloß sich daran der eigentliche Burghof an, umgeben von quadratischen, hoch aufragenden Türmen und einer zweiten Mauer mit Zinnen, Laufgängen und einer Vielzahl von Schießscharten. Der Zugang war nur durch das Innere der beiden Vorratslager möglich.
    Die Räume, durch die man kam, waren nahezu leer. In einer Ecke verstaubten prall gefüllte Mehlsäcke, in einer anderen lagerte noch Heu, das einstmals als Futter für die in den Stallungen gehaltenen Bergziegen gedacht war.
    Vom Dach des einen Gebäudes aus konnte man den Innenhof größtenteils überblicken. Nirgendwo zeigten sich. Mangokrieger. Aber auch die beiden Taetze, die alles in Ordnung halten sollten, blieben verschwunden.
    »Wartet hier«, raunte Barborur den Ausgestoßenen zu. »Ich will mich umsehen.«
    »Ich komme mit dir«, erklärte Mythor. »Vier Augen sehen mehr als nur zwei.«
    »Glaubt ihr, ich lasse euch allein gehen?« Courmins Mine zeigte deutlich, daß er keinesfalls bereit war, sich in eine untergebene Rolle abdrängen zu lassen.
    Bemüht, keinerlei Geräusche zu verursachen, schlichen sie dann einen der Wehrgänge entlang. Der Rundblick, der sich von hier aus bot, war schier überwältigend, obwohl noch immer eine dichte Wolkendecke die Sicht behinderte, die unter anderen Umständen wohl etliche Tagesreisen weit gereicht hätte. In einiger Entfernung ragten drei weitere Berggipfel aus dem Dunst hervor – wie schroffe Eilande inmitten der endlosen scheinenden, stürmisch bewegten Oberfläche eines Ozeans. Das Licht des sinkenden Tages färbte ihre Flanken rot, und auch die Wolken spiegelten ein faszinierendes Wechselspiel von Licht und Schatten, das in seiner Schönheit einmalig war. Mythor hatte Mühe, sich von diesem Anblick loszureißen. Die Schatten wurden zunehmend länger und hoch über ihm zeigten sich die ersten Lichter der Nacht.
    Der dumpfe Ruf einer Eule erklang. Barborur hatte ihn ausgestoßen.
    Nach einer Weile wiederholte er den Ruf. Offensichtlich wartete er auf etwas, was jedoch nicht eintrat. Als er sich Mythor zuwandte, zuckte es in seinem lederhäutigen Gesicht. »Die Eule«, sagte er, »ist das Erkennungszeichen der Taetze. Als Vailita noch unter uns weilte, nisteten die Göttervögel zu Dutzenden in den Türmen, aber sie verschwanden mit der Aegyr. Wenn meine Gefährten mich hören könnten, würden sie mir antworten.«
    Lautlos huschten sie weiter, bis Mythor ein großes, rundes Gebäude auffiel, das als einziges ein Dach besaß. Im Innern schien es ein Gerüst aus Metallstangen und verschieden großen Kugeln zu geben.
    »Vailita hat sich viel in diesem Raum aufgehalten«, sagte der Taetz. »Früher, als der Himmel noch frei von Düsternis war, beobachtete sie nächtelang die unzähligen Lichter auf ihrer Wanderung von Horizont zu Horizont. Es heißt, daß sie Erkenntnisse gewann, die den Aegyr die Grundlage für einen Teil ihrer Magie lieferte. Auch zu ALLUMEDDON sollen die vielen Geräte, die sie besaß, noch benutzt worden sein; ich weilte zu jenem Zeitpunkt aber nicht auf der Burg.«
    Ein auffrischender Wind brachte Stimmengemurmel mit sich. Unmittelbar neben der hochgeklappten Zugbrücke des Haupttors brannte ein kleines Feuer, dessen Widerschein vermummte Gestalten erkennen ließ. Mythor zählte ein Dutzend von ihnen. »Sie tun so sorglos, als hätten sie nicht das geringste zu befürchten«, flüsterte er. »Und es sieht aus, als würden sie auf jemanden warten.«
    »Auf uns«, nickte Courmin. »Vermutlich haben sie Frylls Botschaft längst erhalten.«
    »Aber müssen sie nicht befürchten, daß der Feuerschein uns warnt?«
    Barborur machte eine ablehnende Geste. »Schon mit Einbruch der Dämmerung wird es unmöglich, den Berg zu besteigen. Wenn die Krieger uns erwarten, dann ganz sicher nicht vor morgen mittag.«
    Ein dumpfes, sich rasch entfernendes Grollen drang aus der Tiefe herauf.
    »Das sind Geröllawinen, die während der Dunkelheit abgehen«, erklärte der Taetz. »Manche
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