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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister
Autoren: Jason Dark
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kennengelernt, nun aber den Himmel. Nie hätte er damit gerechnet, daß beide Dinge so dicht beieinander lagen…
    ***
    Wir saßen im Rover, der im Schatten einer Mauer stand, und starrten durch die Frontscheibe in die Dunkelheit der Nacht hinaus, die nicht weit von uns entfernt von der hohen Lichterkette eines Luxushotels durchbrochen wurde.
    »Wollen Sie noch weiter vorfahren?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das müßte hier reichen. Es sind nur wenige Schritte.«
    »Bene, einverstanden.« Diese Antwort hatte Romano Testi gegeben, ein junger italienischer Kollege, der sich darauf spezialisiert hatte, der Rauschgiftmafia die Krakenarme abzuschlagen.
    Er war zwar kein Kommissar Cartani und kämpfte auch nicht ›Allein gegen die Mafia‹, aber in Italien hatte er schon einige spektakuläre Erfolge zu verzeichnen gehabt und dem großen Kraken schon manche Verletzung beigebracht.
    Jetzt war er in London, und ich hatte ihn praktisch unter die Fittiche genommen.
    Im Prinzip nicht mein Job, aber Sir James, mein Chef, hatte mich darum gebeten. Vielleicht auch deshalb, weil die Drogenspur bei einem gewissen Logan Costello enden sollte. Der wiederum war ein besonderer Freund von mir und der Londoner Polizei. Er war der Mafiachef hier in London, er regierte, er hatte sein gewaltiges Imperium aufgebaut, und er war es, der das große Sagen hatte.
    Es gab praktisch kein Gebiet, das er nicht kontrollierte, und das Rauschgift stand gewissermaßen an der Spitze ganz oben. Noch hatten wir kein Mittel gefunden, Costello zu stoppen. Vor Jahren hatte er sich mit dem Teufel verbündet gehabt, aber die Zeiten seiner Schwarzen Magie waren angeblich vorbei, und er konzentrierte sich nur auf die
    ›normalen‹ Geschäfte.
    Testi hatte in Mailand herausgefunden, daß in einem Londoner Hotel am Hyde Park ein Paket mit diesem weißen Gift direkt übergeben Werden sollte.
    Keiner wußte, wie es nach Großbritannien gelangt war, aber die Bande hatte es geschafft und Romano Testi hatte es zu spät herausgefunden.
    Jetzt konnte er nur hoffen, daß er den Kurier und auch den Abnehmer erwischte. Die Übergabe sollte in der Tiefgarage des Hotels stattfinden.
    Um sie zu erreichen, brauchten wir den hohen Kasten nicht erst zu betreten, sondern konnten den Fußgängerweg neben der Zufahrt benutzen und uns dann in der Garage verstecken.
    Ich hatte mit dem Wagen hineinfahren wollen, aber Testi war dagegen gewesen.
    Wenn es dann zu einer Auseinandersetzung kam, würde er die Typen am liebsten mit seinem Totmacher stoppen wollen, darunter verstand er eine 9-mm-Schnellfeuerpistole, das beste Modell, das der Waffenhersteller Beretta liefern konnte.
    »Die reißt riesige Löcher!« hatte er mir erklärt.
    Er mußte es wissen.
    Testi schlug die Tür auf. Ich schloß den Wagen ab und schaute auf den breiten Rücken des Kollegen. Als dick konnte man Romano Testi nicht bezeichnen, er war eher stabil gebaut und muskulös. Eine Portion Action auf zwei Beinen, wobei ihn der dunkle, an den Mundseiten herabhängende Schnurrbart das leicht traurige Aussehen eines Seehundes gab.
    Er ging vor, bis wir den Rand der Hotelzufahrt erreicht hatten. Dort holte ich ihn ein.
    Es war noch nicht sehr spät. An der beleuchteten Zufahrt herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Taxen fuhren vor oder wurden zum Hotel hingeordert. Ein normaler Betrieb, an dem nichts Außergewöhnliches zu erkennen war, wie auch Testi meinte, der ruhig auf dem Fleck stand und seinen mächtigen Schnauzbart nachzeichnete.
    »Nun?«
    Er hob die Schultern. »Ich rieche keinen Ärger.«
    »Sind Sie denn so gut?«
    »Meine Nase schon.« Er lachte, weil er auf seinen Riechkolben hingewiesen hatte, der mich beinahe an eine leicht nach unten hängende Gewürzgurke erinnerte. Aber Testi war stolz auf seine Nase.
    Er behauptete, damit die Dealer und Rauschgift-Schweine schon kilometerweit riechen und bemerken zu können.
    Testi haßte die Mafia vor allem deshalb, weil der Sohn eines Freundes durch ihre Dealer süchtig geworden war. Er würde bis an sein Lebensende gegen die Bande kämpfen.
    Der Eingang zur Tiefgarage lag links von uns. Wir mußten die Hotelauffahrt überqueren, konnten aber auch einen Bogen schlagen, wofür Testi stimmte.
    »Man kann nie wissen, ob unsere Freunde nicht Aufpasser in die Nähe gestellt haben. Und mich kennen sie. So gut ich auch aussehe, ich falle nicht nur Frauen auf.«
    Über seinen Humor mußte ich lachen. Eingebildet war der aus Sizilien stammende Mann überhaupt
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