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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister
Autoren: Jason Dark
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sehr an der Mutter gehangen hatte.
    »Wie geht es denn Ihrem Vater?«
    »Gut. Er lebt von einer kleinen Rente. Früher war er Fischer. Was ihm an eigenem Geld fehlt, bekommt er von seinen Söhnen, auf die er sehr stolz ist.«
    »So müßten mehr Menschen denken«, sagte ich.
    »Das ist bei uns eben anders. Man kann doch seine Eltern nicht im Stich lassen.«
    »Das stimmt.«
    »Und Ihre?«
    »Leben beide noch.«
    »Da gratuliere ich Ihnen.«
    »Danke, ich bin auch froh darüber.«
    Unser Gespräch hatte uns von der eigentlichen Aufgabe abgelenkt, aber wir waren trotzdem wachsam geblieben und schauten immer wieder in die Garage hinein.
    Es kamen nur wenige Wagen, die meisten Fahrer stellten ihre Autos ein Parkdeck höher ab, wo es noch genügend freie Plätze gab.
    »Kann es auch sein, daß Sie auf eine Finte hereingefallen sind?« fragte ich den Kollegen.
    Romano Testi schüttelte den Kopf. »Der Tip ist wasserdicht, glauben Sie mir.«
    »Na denn…«
    Wieder verstrich Zeit. Wir warteten bereits eine Stunde. Ich war nahe daran, einen Krampf und kalte Füße zu bekommen, als sich doch noch etwas tat.
    Sie kamen, aber sie waren nicht mit einem Fahrzeug unterwegs. Es öffnete sich genau die Tür, durch die auch wir die Tiefgarage betreten hatten. Zwei Männer erschienen.
    Mir waren sie unbekannt, aber ich brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen, daß sie zur Bande gehörten. Einer trug eine Segeltuchtasche in der rechten Hand. Er war mit einer Lederjacke bekleidet und dicken Winter-Jeans. Das braune Haar umwuchs ein kantiges Gesicht wie ein zotteliger Pelz.
    Der zweite war eleganter. Ein moderner rehbrauner Wintermantel stand offen und schwang bei jedem Schritt hin und her. Er war jünger als sein Begleiter, wirkte wie ein Rechtsanwalt, der auf dem Weg zu seiner Kanzlei war.
    Romano Testi nickte nur.
    Er hatte längst seine Waffe gezogen, und auch ich hielt meine mit normalen Kugeln geladene in der Hand.
    Die beiden Männer blieben nicht weit von der Tür entfernt stehen. Neben ihnen stand der helle Kassenautomat.
    Der Elegante schaute auf die Uhr. Sein Kumpan hatte die Segeltuchtasche abgestellt und blickte sich aufmerksam um.
    Ich bekam zu den kalten Füßen eine Gänsehaut. Hoffentlich entdeckten sie nicht unsere Schuhe. Aber die Wand lag etwas im Schatten, so war die Gefahr nicht so groß.
    »Das sind Typen aus London«, hauchte Testi. »Mein Freund muß noch kommen.«
    »Die beiden hier sind mir unbekannt. Wie heißt denn Ihr Freund aus Italien?«
    »Sie nennen ihn den Fuchs.«
    »Nie gehört.«
    »Ist auch nicht wichtig.«
    Inzwischen waren mehr als zwei Minuten vergangen, und es hatte sich nichts weiter getan. Sie blieben noch immer allein. Der Elegante hatte seine Hände in den Taschen des Mantels vergraben. Er ging in kleinen Kreisen immer in der Runde.
    Testi hatte die Stirn gerunzelt. Diese Geste des Unmuts zeigte mir, daß ihm die Entwicklung auch nicht paßte. Doch als Polizist hatte er es gelernt, Geduld zu haben.
    Es fuhr auch kein Wagen ein.
    Stille breitete sich aus.
    Wir hörten das Geräusch der Tritte, als der Elegante seine Kreise zog.
    Wieder verging eine Minute.
    Leider konnte ich nur einen Ausschnitt des Geländes hier unten überblicken. Ich hätte mir da schon ein besseres Sichtfeld gewünscht und dachte darüber nach, aus welchen Ecken noch jemand erscheinen konnte.
    Noch blieb es ruhig…
    Dann aber passierte es.
    Leichte Schritte schreckten uns auf. Ein Mann war plötzlich da. Er trug eine blaue Steppjacke, dazu eine Röhrenhose und Turnschuhe, die bis über die Knöchel reichten.
    »Der Fuchs!« hauchte Testi.
    Er sah nicht mehr gemütlich aus. Mich erinnerte er eher an einen startbereiten Kampfroboter.
    Der Fuchs erreichte die beiden Männer. Auch er trug eine Tasche bei sich. Damit hätte er auch zum Tennis gehen können.
    Die drei Männer begrüßten sich durch Kopfnicken. Sie sprachen so gut wie nichts. Wenigstens konnten wir nichts verstehen.
    Der Elegante deutete auf die Tennistasche.
    Der Fuchs nickte. Er stellte sie ab, bückte sich, und der Mann mit der Lederjacke tat das gleiche.
    Synchron zogen sie die Reißverschlüsse ihrer Taschen auf. Selbst wir hörten die Geräusche.
    Testi nickte. Ich wußte, wann er eingreifen würde, aber wir hatten unsere Aktion nicht abgesprochen, was mich sehr ärgerte. Testi hatte es nicht gewollt und mich gebeten, ihn nur machen zu lassen. Ich sollte als Deckung hinter ihm bleiben.
    Der Fuchs griff in die Tasche. Er mußte schon beide Hände zu
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