Die Hexenmeister
Hilfe nehmen, denn das Paket war doch ziemlich groß. Mich erinnerte sein Anblick an eine große Tüte mit Traubenzucker.
Testi nickte. Dabei knurrte er. »Das ist es«, sagte er. Bevor ich noch etwas unternehmen konnte, schob er sich vor. Er huschte aus der Deckung hinter der Reklamewand, gab sich auch keine Mühe, seine Schritte zu dämpfen, so daß er gehört werden mußte.
Die Männer fuhren herum. Der Fuchs ließ seine Beute los. Sie fiel wieder zurück in die Tasche.
Da war Testi schon stehengeblieben. Er hielt seine Waffe mit beiden Händen fest und zielte auf die Gestalten. »Wenn sich einer von euch nur falsch bewegt oder nur etwas Dummes denkt, dem schieße ich dann das bißchen Gehirn aus dem Schädel…«
Was sie dachten, wußte wohl keiner. Aber sie standen regungslos auf der Stelle und zuckten nicht einmal mit den Augenwimpern. Am Boden schienen sie festgeklebt worden zu sein.
Romano Testi lachte und sprach den Fuchs an. Da ich einigermaßen Italienisch konnte, wußte ich, was er sagte.
»War ein weiter Weg von Mailand bis nach London, Fuchs. Und er hat sich nicht einmal gelohnt für dich.«
Der Fuchs war blaß geworden. Das dunkle Haar wuchs wie eine Kappe auf seinem Kopf. Er zischte irgend etwas durch die schmalen Lippen.
»Nicht fluchen, Fuchs, nicht fluchen.«
Ich hatte meine Deckung ebenfalls verlassen und mich so aufgebaut, daß die Typen auch in meine Mündung schauen konnten.
Keiner sprach.
Es reichte auch, daß Testi redete. »Mein lieber Fuchs, ich habe mir schon immer gewünscht, von dir etwas geschenkt zu bekommen. Und wenn es Kokain ist. Los, hol das Zeug wieder aus der Tasche!«
Der Mann zögerte, was Testi in Rage brachte. Er hatte sich breitbeinig hingestellt, ich hörte ihn knirschen. »Verdammt noch mal, hol es wieder hervor.«
»Si, Testi, si!«
»Und ihr anderen zur Seite!«
»Das meine ich auch!« erklärte ich in meinem gefärbten Italienisch.
»Nach links!«
Sie taten, was ihnen befohlen wurde. Der Elegante starrte mich dabei an. Seine Augen besaßen den hypnotischen Ausdruck einer Schlange.
Er würde sich mein Gesicht genau merken, das stand fest.
Der Fuchs hatte sich gebückt. Seine Hände waren in der Tasche verschwunden.
»Solltest du da noch eine Kanone versteckt halten, dann sag es lieber gleich!«
»Nein, Testi, nein!« Er drückte sich wieder hoch. Mit beiden Händen hielt er das weiße Paket fest.
Testi lachte. »Das ist ja wunderbar, Fuchs. Ich bedanke mich auch. Streck die Arme weit von dir. Dann geh du nach rechts und bleib erst stehen, wenn ich es dir sage. Ich habe hier eine Kanone, die kann dich in Einzelteile schießen. Sie wurde bei einer Elefantenjagd getestet. Sind aber nur kranke Tiere getötet worden. Bist du auch krank, Fuchs? Bestimmt bist du krank. So Scheißtypen wie du können nur krank sein. Andere in den Tod schicken, sie dahinsiechen lassen wie Tiere, das paßt zu dir. Aber das treibe ich dir aus. Ich werde dich durch die Krankenhäuser schleifen und dich die Opfer sehen lassen. Vor jedem einzelnen Kind oder Heranwachsenden sollst du Bastard in die Knie sinken und diesen Menschen um Verzeihung bitten, das schwöre ich dir.«
Der Fuchs hörte die Worte. Sie erwischten ihn wie Schläge, und er zuckte bei jedem ängstlich zusammen. Anscheinend kannte er Testis Ruf und wußte, daß der Mann seine Versprechen hielt. Nichts mehr erinnerte an die Lockerheit von vorhin. Jetzt war er ein harter Gangsterjäger, der voll in seiner Aufgabe steckte.
»Genug, Fuchs, genug! Stehenbleiben!«
Der Italiener gehorchte. Er sah mitgenommen aus. Der Schweiß strömte ihm aus den Poren. Seine Augen bewegten sich und gaben dem Blick etwas von einem flackernden Laternenlicht.
»Was jetzt?«
»Stell das Geschenk auf den Boden!«
»Bene!« Er ließ das Paket fallen. Es klatschte auf, doch die Tüte zerplatzte nicht.
»So, das war gut!« Testi ging noch einen Schritt näher. »Ich habe es gern, wenn ihr Brüder euch vor mir auf den Boden legt und Arme sowie Beine ausstreckt. Gibt mir immer ein irres Feeling.« Er grinste, dann brüllte er, daß es durch das Parkhaus hallte: »Los, runter mit euch!«
Vielleicht hätten sie es mit einer Gegenwehr versucht, wenn Romano Testi allein gewesen wäre, aber es gab noch einen zweiten Mann, und ich paßte auf wie ein Wachhund.
Der Fuchs bewegte sich als erster. Er konnte gar nicht schnell genug auf die kalte Erde kommen und richtete sich voll und ganz nach Testis Befehlen. Dann folgte der Elegante.
Testi ging
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