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Auslegware

Auslegware

Titel: Auslegware
Autoren: Ashan Delon
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1. ausmessen
     
    Auslegware … Weiß jemand, was das ist?
    Ich als Verkäufer in einem Baumarkt, der für eben jenes zuständig ist, muss das wissen.
    Auslegware sind die kuscheligen, quadratmetergroßen Matten, die man sich unter die Möbel legt, damit die schön weich stehen und die eigenen Füße nicht auf dem kalten Boden laufen müssen. Auslegware wird im Volksmund Teppich genannt, oder auch Bodenbeläge, aber da gehört dann schon Laminat, PVC und Parkett dazu. Ich meine aber auch nur die flauschigen Dinger, die es in allen Farben, Mustern und Schlingvarianten gibt, von Handbreit bis hauchdünn, von schrottig billig bis exklusiv teuer.
    In meinen ganz speziellen Kreisen wird das auch Bottom genannt.
    Ja genau, ihr habt richtig gehört, ich bin ein Kerl und schwul. Und was das Schlimmste daran ist: Ich bin Auslegware, sprich Bottom. Ich lande immer unten, egal was ich auch versuche.
    Ich suche mir für den Sex gezielt Typen aus, von denen man gleich auf den ersten Blick behaupten kann, dass sie es niemals nach oben schaffen. Aber auch wenn sie ganz und gar nicht der Typ Mann sind, für die ich freiwillig die Beine breitmachen würde, lande ich aus unerklärlichen Gründen immer auf dem Bauch, dem Rücken oder auf allen Vieren, ich – Lenz Bergfeld, fünfundzwanzig, Fachverkäufer für Auslegware. Dabei bin ich mit meinen eins fünfundachtzig und knapp achtzig Kilo Kampfgewicht wahrlich keine Erscheinung, von der man behaupten könnte, dass sie leicht wie ein Käfer zappelnd auf dem Rücken zu werfen sei. Irgendwann hatte ich dann auch vom gefickt werden die Schnauze voll. Ich will es auch endlich mal wissen, wie es ist, zu ficken.
    Damit sind wir beim zweiten Teil meines Geständnisses angelangt: Ich habe noch nie einen Kerl gefickt. Deswegen sage ich ja auch, ich bin Bottom, sprich Auslegware. Sehr kuschelig und anschmiegsam, wie mir mal jemand nach dem Sex ins Ohr geflüstert hatte – eben wie Auslegware.
    Ich hasste es, immer meinen Hintern hinhalten und von unten nach oben sehen zu müssen. Aber es wollte mir einfach nicht gelingen, standhaft zu bleiben. Weichei, Memme … Okay, ich geb es zu. Wenn es so weit ist, dass meine Libido nur noch an die Erlösung denkt, klinken sich meine Gehirnzellen weitgehend aus, sodass ich alles mit mir machen lasse.
    Deshalb habe ich es mir vor einiger Zeit abgewöhnt, mich in einschlägigen Klubs herumzutreiben und mich nicht mehr unversehens vom Jäger zur Beute umfunktionieren zu lassen. Gar kein Sex bedeutete auch, nicht mehr unten zu landen. Vielleicht war ich auch nicht als Jäger geeignet, sondern nur als Lusche, die sofort in die Knie geht, wenn sich ihm ein lukrativer Schwanz präsentiert.
     
    Zwei meiner Kollegen machten mich eines Tages auf einen Kunden aufmerksam. Mit breitem Grinsen und einem vielsagenden Glitzern in den Augen berichteten sie mir von einem Kerl, der gerade seine Wohnung renovierte. Für Holger von den Eisenwaren und Amanda von den Farben war der Typ so etwas von schwul, wie man sich als Hetero nur einen Schwulen vorstellte. Der Kunde war klein und zierlich, bestimmt nicht größer als einssechzig und hatte eine so schmale Taille wie die einer Frau. Wenn er sich bewegte, wirkten seine Bewegungen geziert und wohl überlegt. Wenn er ging, wiegte seine Hüfte leicht hin und her, als würde er permanent tanzen. Vielleicht war er auch Tänzer, obwohl er mir dafür etwas zu klein wirkte. Seine Gesichtszüge waren fein geschnitten und feminin, die Augenbrauen gezupft. Lange dunkle Wimpern umrahmten seine Augen. Sein Mund bildete eine wohlgeformte Linie, und als er lächelte, wurde mir ganz anderes.
    Meine beiden Kollegen konnten nicht wissen, dass mir dieser Kerl, über den sie sich mit derben Witzen und anzüglichen Bemerkungen lustig machten, geradewegs die Hitze in die Lenden schießen ließ. Obwohl der Kunde wahrlich nicht zu der Kategorie Mann gehörte, die ich mir für mein weiteres Leben an meiner Seite gewünscht hätte, war etwas an ihm, das mich auf Anhieb faszinierte. Vielleicht war es der Umstand, dass er in mein neues Beuteschema passte, die Art schwächlicher Mann, die sich gefügig unter mir ausbreiten und mir eventuell endlich das geben würde, wonach ich mich schon seit Langem sehnte.
    Seine ganze Art sich zu geben war ziemlich geziert, wenn nicht gar feminin, obwohl sein Äußeres keine Zweifel daran ließ, dass es sich um einen Mann handelte. Die enge Bluejeans spannte sich um einen wohlgeformten runden Hintern. Das anschmiegsame
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