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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin
Autoren: Karla Weigand
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Zwischenfälle erreichten der Comte und seine Frau samt Gefolge in einigen Tagen Schloss Beauregard, wo sie zu ihrer Erleichterung alles in relativ guter Ordnung vorfanden – von den üblichen, kleinen Misslichkeiten einmal abgesehen.
    Am meisten freute sich Ursula, die schon nicht mehr daran geglaubt hatte, ihren Jules jemals wiederzusehen …
    Die Zwillinge Philippe-André und Sybilla-Charlotte waren groß geworden und strotzten förmlich vor Gesundheit – ein wahres Geschenk GOTTES.
    »Ich bin gespannt, wie sich die beiden zu einem neuen Geschwisterchen stellen werden«, murmelte Adelheid, als sie nachts im Bett im Arm ihres Gatten lag. »Die zwei kleben förmlich aneinander. Ob sie da wohl ein Drittes in ihren Bund aufnehmen werden?«
    »Wenn nicht, kommt bald ein viertes Bébé dazu, ma Belle«, grinste der Graf, »dann steht es zwei zu zwei«, und er wickelte sich zum Spaß eine dicke Strähne von Adelheids langen, glänzend schwarzen Haaren gleich einem Schal um den Hals.

KAPITEL 103
    AUCH DAS JAHR 1633 war ohne Friedensschluss zu Ende gegangen. Albrecht von Wallenstein war immer noch von Kaiser Ferdinand als General der kaiserlichen Armee abgesetzt. Und da beging der Böhme, der sich zunehmend isoliert sah, einen Riesenfehler: Er forderte von seinen Offizieren – weshalb auch immer – eine persönliche Treueerklärung, den sogenannten Pilsener Revers.
    Als man in Wien davon Wind bekam, bezichtigte man ihn des Hochverrats wegen angeblicher Verschwörungspläne gegen den Kaiser und verhängte die Acht über ihn im Geheimpatent vom 22. Februar 1634.
    Darauf fielen beinahe alle Offiziere und Truppen von dem geächteten Wallenstein ab. Mit seinen letzten paar Getreuen Ilow, Terzky und Kinsky wurde er von kaiserlichen Offizieren in der Stadt Eger drei Tage später, am 25. Februar 1634, ermordet.
    Für manche war damit die letzte Hoffnung auf einen Frieden in absehbarer Zeit gestorben.
    Als Adelheid und Monsieur Bernard davon erfuhren, war es nicht nur die Comtesse, die plötzlich fröstelte, obwohl das Gemach beinahe überheizt war.
    »Wallenstein, dem viele zugetraut haben, für Frieden zu sorgen, ist genau an jenem Tag eines gewaltsamen Todes gestorben, an dem unser zweiter Sohn Fernand-François das Licht der Welt erblickt hat«, sagte sie leise.
    Ihr Gemahl nahm die junge Mutter, die durch die Geburt noch schöner geworden war, daraufhin in die Arme und meinte tröstend: »An diesem Tag sind viele Kinder geboren worden, mein Schatz. Und jedes dieser kleinen Lebewesen ist ein Zeichen dafür, dass der Tod eines Einzelnen nicht das Ende der Menschheit bedeutet, sondern immer einen Neuanfang.«
     
     
    Frau Helene, die junge Gräfin von Ruhfeld, hatte eben den letzten ihrer Patienten, eine alte Frau, die seit Jahren an schweren, geschwollenen Beinen und starken Krampfadern litt, mit einer Salbe aus Rosskastanien und rotem Weinlaub entlassen, als ihr der alte Leibdiener ihres Schwiegervaters, Herr Raimund, überraschenden Besuch anmeldete.
    Sie klappte das Kräuterbuch zu, das Adelheid ihr als Abschiedsgeschenk dagelassen hatte. Gemeinsam hatten die jungen Frauen dieses Werk einst auf Ruhfeld begonnen, und in Frankreich hatten sie es zu zweit weitergeführt, wenn auch der weitaus größere Anteil an Einträgen und Zeichnungen von Helene stammte. Zum Glück hatten sie es nicht im Kloster Sainte Cathérine zurücklassen müssen.
    Als sie es nach Adelheids Wegritt aus dem Seidentuch gewickelt hatte, war sie vor Freude in Tränen ausgebrochen.
    Auf einen beiliegenden Zettel hatte die Comtesse geschrieben: »Dieses Buch kann nur derjenigen gehören, die das meiste dazu beigetragen hat. Ich denke, du kannst es besser verwenden als ich, liebste Schwester.«
    Sie steckte ihr schimmerndes, blondes Haar ordentlich unter die weiße Frauenhaube, versperrte die Tür des kleinen Häuschens, das ihr Hasso als Behandlungszimmer im Park hatte bauen lassen, und eilte mit dem alten Mann die kurze Strecke ins Schloss zurück, wo es sich Hartwig von Bohlen, ein guter Freund Hassos, bereits in der Kleinen Halle bequem gemacht hatte.
    »Herr Hartwig, welch schöne und freudige Überraschung in diesen tristen Zeiten!«, rief Helene und beauftragte eine blutjunge Magd, heißen, gewürzten Wein zu bringen, denn draußen herrschte garstiges, nasskaltes Oktoberwetter. Den ganzen Tag hatte sich die Sonne hinter dicken, grauen Wolken versteckt, und es war selbst zu Mittag nicht richtig hell geworden.
    Das ganze Jahr 1634 über hatte
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