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1751 - Flucht ins Verderben

1751 - Flucht ins Verderben

Titel: 1751 - Flucht ins Verderben
Autoren: Jason Dark
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Der Kuttenmann blieb an der Tür stehen. Er blickte in den Gastraum wie jemand, der etwas sucht, aber keiner der Menschen erwiderte seinen Blick. Es wagte niemand, in sein Gesicht zu starren, denn das gab es zwar, aber nicht so wie bei einem normalen Menschen.
    Bei ihm sah man eine Maske, die so eng saß, dass sie wie aufgemalt wirkte. Eine schwarze, glänzende Maske, die bis über das Kinn reichte und nur Schlitze für die Augen freiließ. Ob das Gesicht überhaupt menschlich aussah, wusste niemand. Das wollte auch niemand wissen, die Furcht war zu groß.
    Den Menschen war auch nicht klar, ob sie es mit einer normalen Person zu tun hatten. Es konnte durchaus der Fall sein, dass sich unter der roten Kutte ein Monster verbarg oder ein Skelett. Da war den Spekulationen Tür und Tor geöffnet.
    Und er brachte die Aura des Bösen mit. Das spürte jeder im Raum. Etwas war mit ihm zusammen eingedrungen, und das lag nicht nur an den Nebelwolken. Es war eine Kälte, die aus einer anderen Welt zu kommen schien.
    Der Kuttenträger sprach nicht. Er blieb stehen und beobachtete nur. Jedem Gast schaute er ins Gesicht. Und wenn sein Blick den einen oder anderen traf, dann begann das Zittern erneut.
    Schließlich ging er vor. Die Kutte geriet in Bewegungen und schwang um seine Beine. Eine Waffe war bei ihm nicht zu sehen, aber die musste er auch nicht zeigen, denn er war selbst Waffe genug. Es gab so etwas wie einen Gang, der von der Tür bis zur Theke führte. Hier stand kein Tisch im Weg.
    Er schwebte fast weiter. Es war kaum etwas zu hören. Sein Ziel war die Theke, hinter der ein Mann mit Halbglatze und einem faltigen Gesicht stand, in dem deutlich die Furcht zu lesen war. Beide Hände hatte der Mann auf das Holz der Theke gestemmt, so konnte er das große Zittern unterdrücken.
    Der Ankömmling erreichte die Theke und hielt an. Niemand hatte ihn aufgehalten, das hätte auch niemand gewagt, und der Mönch nickte dem Wirt zu, auf dessen Gesicht jetzt eine glänzende Schweißschicht zu sehen war. Niemand wusste genau, was die Gestalt wollte, aber die Furcht steckte in allen.
    Der Mönch stellte seine Frage. Unter der Maske drang seine Stimme hervor, und sie klang verzerrt.
    »Wo ist er?«
    »Wer?«
    Eine Hand zuckte hoch. Die Bewegung war kaum zu sehen, auch der Wirt sah sie nicht, aber er spürte den Schlag, denn etwas krachte in sein Gesicht. Ein wilder Schrei löste sich aus seinem Mund, als er zurückflog und gegen das Regal stieß, in dem einige Flaschen standen und jetzt anfingen zu wackeln. Zwei fielen zu Boden, wo sie zerbrachen und ihre Flüssigkeit auf den Boden spritzte.
    Zu einem zweiten Schlag setzte der Unheimliche nicht an. Er wartete, bis sich der Mann erholt hatte, der jammerte und über die untere Hälfte seines Gesichts wischte. Als die Hand wieder nach unten sank, sah jeder das Blut, das aus der malträtierten Nase gelaufen war und sich bis zum Kinn verteilte.
    »Wo ist er?«
    Der Wirt versuchte zu sprechen, was ihm nicht leichtfiel. Er würgte die Worte förmlich hervor und schüttelte dabei den Kopf. »Ich weiß es doch nicht.«
    »Ist er in seinem Zimmer?«
    »Das kann sein.«
    »Hast du ihn weggehen sehen?«
    »Nein, aber das hat nichts zu sagen.« Der Mann litt unter den Schmerzen, aber er war froh, dass er nicht noch mal geschlagen wurde. So quälte er sich die Antworten ab.
    Der Kuttenträger nickte. Er schien zufrieden zu sein und drehte sich um, weil er einen Blick auf die Gäste werfen wollte. Die hatten alles mitbekommen und saßen wie die Ölgötzen auf ihren Plätzen.
    »Ich frage euch jetzt, und ich will eine Antwort haben. Wisst ihr, wo Jerome Alvarez ist?«
    Die Antworten erreichten ihn nicht sofort. Einige Männer schüttelten die Köpfe, aber einer wagte es, eine hörbare Antwort zu geben. »Wir haben mit ihm nichts zu tun. Wir sitzen hier und trinken unseren Wein. Das ist alles.«
    »Ihr habt ihm geholfen!«
    »Man gewährte ihm das Gastrecht. Er wohnt hier, das ist alles. Aber wir sind nicht seine Aufpasser. Du kannst uns foltern und alles Mögliche mit uns anstellen, aber du wirst keine Antworten erhalten, weil wir nichts wissen.«
    »Er ist ein Fremder.«
    »Ja, das wissen wir. Aber er ist gekommen, um Wahrheiten zu finden, das wissen wir auch.«
    »Welche Wahrheiten meinst du?«
    »Ich weiß es nicht. Wir haben nichts davon gehört. Es ist alles allgemein geblieben.«
    Der Maskenmann dachte nach. Er ließ sich Zeit dabei. Die Spannung in der Gaststätte stieg an. Niemand der Anwesenden
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