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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin
Autoren: Karla Weigand
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Verlobungsmahl begeben, meine Lieben«, verkündete Graf Ferfried, nachdem auch er die strahlende Braut geküsst hatte, »wollen wir uns noch anhören, was die Urkunden sagen, welche der hochedle Herr Martinus Schleiermann uns liebenswürdigerweise aus der kaiserlich-erzherzoglichen Stadt Innsbruck mitgebracht hat.«
    Für alle, die es etwa noch nicht verstanden haben sollten: Hasso hatte sich darum bemüht, die alten, ehemaligen Adelsrechte der Hagenbuschs wieder aufleben zu lassen.
    Jakob hatte auf Hassos Veranlassung auf dem staubigen Dachboden seines Hauses gekramt und in Weidenkörben und wurmstichigen Schränken alte Urkunden und Adelsbriefe gefunden, die eindeutig bewiesen, dass das Geschlecht derer von Hagenbusch genauso alt und beinahe so ehrwürdig wie jenes der von Ruhfeld war …
    Während die Ersteren Pech gehabt hatten und schließlich »nur« noch freie Bauern gewesen waren, hatten es die Letzteren zu einer Grafschaft und beträchtlichem Ansehen gebracht.
    Mit den gefundenen Papieren hatte sich Hasso aufgemacht – Jakob hätte sich niemals getraut – und war bei den amtlichen Stellen vorstellig geworden. Behörden arbeiteten gemächlich, und in so einer Sache eilte es ihnen erst recht nicht besonders, aber mit der nötigen Menge an Druck und Schmiergeld für die verantwortlichen Leute hatte es dann doch noch rechtzeitig vor Adelheids Abreise geklappt.
    »Georg wird sich gefreut haben, als ihm Wilhelm von Kirchhofen die Neuigkeit überbracht hat«, lachte seine Mutter Walburga, »der Junge kommt sich mit seinem Gutshof und den vielen Pferden eh schon wie ein ungarischer Gutsherr vor.«
    »Für seine Geschäfte wird es ihm gewiss nicht schaden, sich von jetzt an ›Ritter Georg von Hagenbusch‹ nennen zu dürfen«, vermutete sein Vater Jakob und lehnte sich behaglich in einem zierlich gedrechselten Lehnstuhl zurück. »Auch wird man ihn jetzt sicher wegen des Verdachtes auf Totschlag in Ruhe lassen«, fügte er dann ganz leise hinzu.
    Oh, ja, das war ein nicht zu verachtender Aspekt …
    »Für mein Weib Walburga und mich hätte ich die Sache auf sich beruhen lassen«, raunte der frischgebackene Ritter nach einer Weile Adelheid zu. »Aber als Euer Bruder Hasso mit der Idee ankam, alte Adelsprivilegien wieder aufleben zu lassen und uns klarmachte, dass dann das Helen keine Ausrede mehr hätte, ihn wegen des Standesunterschiedes nicht heiraten zu können, da haben wir uns entschlossen, diesen Weg zu gehen. Auch wenn’s eine Stange Geld gekostet hat.«
    Helene von Hagenbusch konnte man es ansehen, dass sie von Herzen glücklich war, und auch Graf Ferfried war sich sicher, dass die künftige, bildhübsche Schwiegertochter, die bereits so viel in ihrem kurzen Leben an Leid, aber auch an Gutem erfahren hatte, nicht in Hochmut verfallen würde, sondern ein liebenswürdiges und besonnenes Menschenkind bliebe.
    »Willkommen in meiner Familie, Tochter«, hatte er sie daher nach dem Verlobungskuss begrüßt. »Wie man sieht, habt Ihr, nachdem Ihr das Herz meines Sohnes erobert habt, auch dasjenige meines kleinen Enkels gewonnen.«
    »Ja, Fritzchen ist mein kleiner Schatz, und ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel, wie mein eigen Fleisch und Blut, geliebter Schwiegervater. Aber ich bitte Euch ganz herzlich, mich weiter zu duzen – so wie früher auch, als ich noch als kleines Mädchen mit Zöpfen mit Eurer Heidi im Schloss herumgetobt bin.«
    Ferfried schmunzelte und griff dann nach der Hand der neben ihm stehenden Salome. Der alte Mann sah sie bedeutungsvoll an und die in mittlerem Alter Stehende lächelte schüchtern zurück.
    »Wollt Ihr wirklich, Herr?«, fragte sie zaghaft.
    »Unbedingt. Ich bitte noch einmal um Euer Gehör, meine Lieben!«, rief er dann. »Auch ich habe eine Überraschung zu bieten. Ich möchte Euch allen heute meine mir zur linken Hand angetraute, liebe Gemahlin, die Edelfrau Salome von Wolfenweiler, vorstellen.«
    Das war in der Tat eine verblüffende Wendung. In der Zwischenzeit hatten sich alle an Frau Bürgi gewöhnt als die treu sorgende Haushälterin und Geliebte des lange verwitweten Hausherrn, aber dass der Edelmann sie nun geheiratet hatte?
    Immerhin gab es mehr als höflichen Applaus für Herrn Ferfrieds Neuigkeit.
    »Das muss echte Liebe sein«, bemerkten die einen, und »das hat die Gute ja geschickt eingefädelt«, mutmaßten die anderen hinter vorgehaltener Hand.
    Nur die schwäbische Gräfin von Ortenberg konnte sich die Bosheit: »Typisch für eine ehemalige Hure«,
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