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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin
Autoren: Karla Weigand
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erlagen ihr. So rasch wie das Gespenst des Schwarzen Todes aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder verschwunden.
     
    Bertold Munzinger, der zwielichtige Oberste Richter, aber starb durch einen Jagdunfall – so sagte man.
    Ein betrunkener Treiber sowie ein unaufmerksamer Jagdgehilfe im Verein mit einem senilen, adeligen Jagdherrn aus dem Elsass zeichneten für sein Ableben verantwortlich. Eine Ladung Schrot hatte ihn mitten ins Gesicht getroffen – versehentlich.
     
    Fridolin Ganzer starb gleichfalls keines natürlichen Todes. In der Silvesternacht des 31. Dezember 1634 zum 1. Januar 1635 war er in angetrunkenem Zustand auf dem Nachhauseweg von einem Wirtshaus vom rechten Weg abgekommen und in einem Tümpel jämmerlich ersoffen.
    Alkoholisierte Männer erlitten dieses Schicksal nicht allzu selten. Merkwürdig war in seinem Falle jedoch, dass erst ein Loch ins Eis des Teichs hatte geschlagen werden müssen …
    Der Henkersknecht Morhart Enderle, beinahe so grausam wie sein Freund, der Fridolin, überlebte den Ganzer gerade mal um zwei Monate, ehe auch er das Zeitliche auf nicht gerade übliche Art und Weise segnete.
    Ihn fanden Holzknechte im Wald bei Appenweier, wo er einen Vetter aufgesucht hatte. Irgendeiner musste ihm den Schädel eingeschlagen haben – soweit man das an der bereits weitgehend verwesten, von wilden Tieren angenagten Leiche noch erkennen konnte …
     
    Betrauert wurde keiner der vier Männer – nicht einmal ihre Geliebten oder Ehefrauen nahmen sich den Verlust sehr zu Herzen.
    Pater Ambrosius Feyerling soll, als er die Kunde vom Ableben dieser Herren erhielt, »GOTTES Mühlen mahlen langsam, aber sicher«, vor sich hingemurmelt haben.
    Im Stillen nahm er sich vor, diesmal den jungen Grafen von Ruhfeld scharf ins Gebet zu nehmen. Das Münster in Freiburg könnte eine weitere Glocke gebrauchen; möglicherweise müsste er wieder einmal jemandem eine saftige Buße auferlegen …

FINIS
    IN DEUTSCHLAND WURDE Noch Im JAHR 1749 ein spektakulärer Hexenprozess in Würzburg abgehalten. Angeklagt war eine Nonne vom Orden der Norbertinerinnen, die im Alter von neunundsechzig Jahren als Hexe verbrannt wurde.
    Der allerletzte Schandprozess dieser Art fand allerdings in Kempten im Jahr 1775 statt.
    Im Vergleich dazu geschahen die letzten Hinrichtungen von Hexen – meistens Verbrennung bei lebendigem Leibe – in den Niederlanden bereits im Jahr 1610, in England anno 1684 und in Frankreich im Jahre des Herrn 1745.
    Besonders lange wütete der Hexenwahn in der Schweiz. Dort wurde im Kanton Glarus die letzte dieser armen Frauen im Jahr 1782 dem Feuer übergeben, während es in der polnischen Stadt Posen erst 1793 zu der letzten derartigen, amtlich sanktionierten Gräueltat kam.

DANKSAGUNG
    An Herrn Dr. Hans-Martin Pillin aus Ottenhöfen, der sich freundlicherweise der Mühe unterzog, mein Manuskript hinsichtlich der historischen Wahrhaftigkeit durchzusehen und mich auf etwaige Irrtümer aufmerksam zu machen.

Vollständige Taschenbuchausgabe 05/2007
    Copyright © 2007 by Karla Weigand
Copyright © 2007 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
    Umschlagfoto: © Fine Art Photographic Library / Corbis
    eISBN : 978-3-641-01739-2
     
    http://www.heyne.de
    www.randomhouse.de
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