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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin
Autoren: Karla Weigand
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weiterem Verbleiben zu animieren. Adelheid wusste die bewiesene Geduld ihres ebenso gut aussehenden wie charmanten Gatten sehr zu schätzen – darüber hinaus fühlte sie sich erneut schwanger und wollte daher selbst möglichst rasch in ihre »moderne« und bequeme Umgebung auf Schloss Beauregard.
    »Deine Hilfe werde ich bei der Geburt diesmal schmerzlich vermissen, liebste Leni«, ahnte Adelheid beim tränenreichen Abschied von der Freundin, diese aber tröstete sie schnell.
    »Bis es so weit ist, ist noch lange Zeit hin. Wer weiß, vielleicht herrscht dann ja endlich Frieden, und ich kann zu dir kommen und dich entbinden, geliebte Schwester. Keine Sorge, ich werde bis dahin nichts verlernt haben – dein Bruder hat mir erlaubt, auch nach der Hochzeit weiterhin als Heilerin tätig zu sein.«
    »Schau, Liebe, ich schenke dir etwas«, hatte Adelheid zu Helene gesagt und ihr ein in einen grünen Seidenschal gehülltes Paket überreicht.
    »Was ist das?«, wollte Helen neugierig wissen, aber ihre Freundin und zugleich Schwägerin wehrte ab: »Du darfst es erst öffnen, wenn ich fort bin. Versprich es mir.«
    Notgedrungen, wenn auch höchst ungern gab ihr Hassos Frau die Hand darauf. Mit dem Versprechen, sich so oft wie möglich zu schreiben, nahmen die beiden jungen Frauen voneinander Abschied.
     
     
    Der Comte hatte sich entschlossen, die Heimreise über das Elsass anzutreten. Er und die Seinen würden mit einer Fähre über den Rhein setzen, um anschließend Bischof Leopold in Straßburg eine kurze Visite abzustatten.
    »Trotz seiner Freundschaft mit Kardinal Richelieu wird er über das Zusammentreffen mit einem Franzosen zwar nicht sehr erbaut sein«, vermutete Monsieur Bernard, »aber Euch, ma Chère, die Ihr seine Cousine seid, wird er sicher gerne empfangen.«
    »Der Bischof ist ein großherziger Mann und wird auch Euch, mein Liebster, freundlich aufnehmen«, entgegnete Adelheid lächelnd.
    Um ihr den Abschied von der Heimat etwas zu erleichtern, hatte ihr Graf Ferfried erlaubt, ihre Lieblingsstute Bella für immer in ihre neue Heimat mitzunehmen, und Adelheid brannte darauf, das wunderschöne Tier zu besteigen.
     
     
    Seine Eminenz empfing »die Verwandtschaft« sogar mit ausnehmender Liebenswürdigkeit. Es war ein wenig einsam um den Kirchenfürsten geworden. Mit seinem erlauchten Bruder, dem Kaiser, nicht im allerbesten Einvernehmen, stand es mit seiner Beziehung zu Kardinal Richelieu gleichfalls nicht zum Besten. Über kurz oder lang würde Frankreich seine Krallen nach dem Elsass ausstrecken. Und was sollte dann aus ihm werden?
    Sein Protegé, Immo von Werhahn, war unlängst in den Vatikan abberufen worden …
    So freute sich der Bischof aufrichtig, als die schöne Gräfin ihn aufsuchte, und dieses Mal nicht als verzweifelter Flüchtling, sondern als glückliche Ehefrau und Mutter.
    »Ich habe oft an Euch denken müssen, ma chère Cousine. Und wir haben des Öfteren über Euch gesprochen, wie es Euch wohl ergangen sein mochte. Dass Ihr verheiratet seid, wussten wir jedoch.«
    Wen Seine Eminenz mit »wir« meinte, wurde alsbald deutlich, als zur Abendmahlzeit ein weißhaariger, gebückt gehender Mann im schwarzen Talar an der bischöflichen Tafel erschien.
    »Mon Dieu, Doktor Weinlaub, welch eine wundervolle Überraschung.«
    Adelheid freute sich aufrichtig, den jüdischen Arzt hier anzutreffen. »Es ist großartig, dass Ihr wieder in Straßburg seid. Ich denke, hier ist Euer wahres Zuhause, Monsieur le Docteur.«
    »Ich hoffe, dass ich in meinem Alter die beschwerliche Reise nach Paris nicht mehr zu machen brauche«, entgegnete der betagte Gelehrte lächelnd. »Und Ihr, Madame la Comtesse, seid gewiss ebenfalls erleichtert, wenn Ihr die Strapazen der Reise in Eure neue Heimat überstanden habt – in Eurem Zustand.«
    Auf den ersten Blick hatte sein geschultes Auge die Schwangerschaft Adelheids erkannt. Die junge Frau war verblüfft – wusste sie doch selbst erst seit wenigen Tagen davon.
    Es war ein recht vergnügter Abend, den der Comte, seine Gemahlin sowie der Bischof samt seinem Leibarzt verbrachten. Man ging – der werdenden Mutter wegen – nicht allzu spät ins Bett, um am kommenden Morgen frühzeitig aufstehen und sich erneut auf die Reise machen zu können.
    Aaron Weinlaub hatte ihr in diesem frühen Stadium der Schwangerschaft noch zu reiten erlaubt. In einem Monat ginge es nicht mehr, obwohl das Durchgeschütteltwerden in einer Kutsche fast genauso schädlich gewesen wäre.
     
     
    Ohne
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