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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Autoren: James Maxey
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zu Boden stürzte.
    »Oh Gott, oh Gott, oh Gott«, flehte Hemming und presste sein Gesicht auf den Boden.
    Galath hüpfte auf ihn zu und riss sein reptilienhaftes Maul weit auf, ehe er es mit einem schrecklichen Knirschen um Hemmings Schädel schloss. Hemmings Jammern stoppte schlagartig.
    »Aber wieso?«, rief Shay. Er ließ den nutzlosen Ast fallen und
ballte die Fäuste. »Wieso habt Ihr ihn getötet? Er hat doch nicht einmal gegen Euch gekämpft!«
    Zernex antwortete von seinem Ast weiter oben. »Der Weg zurück zum Kolleg der Türme ist lang. Es ist leichter, nur die Köpfe mitzunehmen.«
    Zernex verließ seinen Ast und schwebte zum Ufer hinunter; er griff sich den Lederbeutel, den Shay fallen gelassen hatte, und hielt ihn hoch. Begierig richtete sich sein Blick darauf, als würde er die Bedeutung des Inhalts zu schätzen wissen. »Das hier ist für Chapelion das Kostbarste überhaupt. Ich würde zwar nicht zögern, dich zu töten, Shay, aber ich glaube, dein Herr zieht es vor, dich lebend wiederzusehen. Ich vermute, er möchte sich den Spaß nicht entgehen lassen und mit eigenen Augen sehen, wie du bei lebendigem Leib gehäutet wirst. Mal ganz ehrlich, du kennst Chapelion schon dein ganzes Leben. Hast du wirklich geglaubt, er würde dich auch nur mit einem einzigen Buch aus seiner persönlichen Bibliothek entkommen lassen?«
    »Ich kenne die Wahrheit über diese Bücher!«, wandte Shay ein. »Sie sind von Menschen geschrieben worden. Für Menschen! In einer Zeit vor dem Zeitalter der Drachen. Sie sollten nicht in einer Drachenbibliothek stehen!«
    »Wenn Drachen Menschen besitzen können, wieso sollten sie dann nicht auch die Bücher der Menschen besitzen?«, fragte Zernex mit verächtlicher Stimme.
    »Ihr könnt uns nicht besitzen!«, rief Shay und bückte sich, um einen faustgroßen Stein aufzunehmen. »Ihr könnt uns nur versklaven!«
    Shay warf den Stein mit ganzer Kraft auf den verhassten Sklavenjäger. Zernex hob die Ledertasche mit den Vorderklauen und wehrte damit den Stein ab, ehe er gegen seine Brust prallen konnte. Shay wusste, dass er keine Chance hatte, einen
Kampf zu gewinnen. Also wandte er sich zum Fluss. Er wusste nicht, wie tief er war. Konnte er untertauchen und unter Wasser schwimmen? Würde er seine Verfolger in der Dunkelheit abhängen? Oder würde er in dem kalten Wasser den Tod finden? Doch welche Wahl hatte er? Besser, als freier Mann zu ertrinken, als es wieder mit der Peitsche aufnehmen zu müssen. Er schoss auf das Wasser zu.
    Hinter ihm erklang ein Zischen, als eine Lederpeitsche von einem Dutzend Fuß Länge durch die Luft schoss. Sein Fluchtversuch wurde abrupt aufgehalten, als das Ende der Peitsche sich wie eine Schlinge um seinen Hals wand. Seine Füße wurden unter dem Körper weggerissen, und er prallte rücklings auf den Boden.
    Zernex ragte über ihm auf. Die anderen beiden Sklavenjäger kamen jetzt auch näher, und die drei bildeten ein vages Dreieck, als sie mit ihren goldenen Augen auf ihn herunterstarrten. Über ihren schemenhaften Gestalten leuchteten ein paar Sterne schwach durch den Dunst der Wolken hindurch. Shay packte die Lederschlinge und versuchte, sie etwas von seiner Luftröhre wegzuhalten. Er bekam keine Luft mehr. Der Kies unter ihm fühlte sich eiskalt an, während Feuchtigkeit durch seinen Umhang sickerte.
    »Hmm«, schnaubte Zernex höhnisch und starrte auf ihn herab. »Chapelion hätte wissen müssen, dass es Verschwendung ist, einem Menschen das Lesen beizubringen. Selbst wenn deine Art klug genug ist, die Worte zu wiederholen, fehlt es dir offensichtlich an der Fähigkeit, sie zu verstehen. Ein wahrhaft gebildetes Wesen hätte gewusst, dass ihn nichts weniger als der Tod erwartet, wenn er seinem Herrn etwas stiehlt. Gibt es nicht in einem Heiligen Buch der Menschen ein berühmtes Zitat dazu? Das besagt, dass Sünde mit dem Tod geahndet wird?«

    Shay kannte das Zitat, aber er fühlte sich ganz und gar nicht in der Lage, über dessen Bedeutung zu diskutieren. Seine Augen traten hervor, und die Lippen fühlten sich taub an, als er die Troddel am Ende der geflochtenen Lederpeitsche fand, die um seinen Hals gewickelt war. Er versuchte, sie zu entwirren, aber so sehr er auch zerrte, sie zog sich nur noch enger zu.
    Die Drachen kicherten leise, während sie seine Bemühungen verfolgten, doch er konnte sie über das Pochen seines Herzens hinweg kaum hören. Als eine neue Stimme von den Bäumen her erklang, schienen die Worte erst wie aus einem Traum zu kommen.
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