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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Autoren: James Maxey
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Im Gegensatz zu den Reptilienstimmen der Drachen war der neue Sprecher eindeutig ein Mensch, ein Mann, und seine Stimme klang so kalt wie der Winterwind.
    »Nichts Wahres in dieser Welt ist jemals in einem Buch niedergeschrieben worden«, sagte der Mann. Die drei Drachen wirbelten zum Hang herum und sahen in Richtung der Stimme. Schwarze Flecken tanzten vor Shays Augen, als er plötzlich eine Möglichkeit fand, so an der Peitsche zu ziehen, dass der Druck etwas nachließ. Er fummelte mit zitternden Fingern daran und machte das Leder los, bis er endlich wieder tief einatmen konnte.
    »Tod hat nichts mit Sünde zu tun«, sprach der Mann weiter, der noch immer in den Schatten der Bäume verborgen war. »Der Tod erhebt seinen Anspruch auf die Rechtschaffenen ebenso wie auf die Boshaften. Er erwartet die Sklavenjäger ebenso wie die Sklaven.«
    »Wer ist da?«, fauchte Zernex. »Zeige dich, Mensch.«
    »Genau das waren die letzten Worte von vielen deiner Art«, antwortete die Stimme.
    »Verteilt euch«, befahl Zernex Galath und Enozan. »Sucht den Hügel ab. Ich möchte mit unserem geheimnisvollen Philosophen sprechen.«

    Galath breitete die Flügel aus, bewegte sie und erhob sich zehn Fuß in die Höhe. Ein pfeifendes Geräusch surrte durch die Luft, und seine Flügel erschlafften. Er sackte auf das Kiesbett zurück und rührte sich nicht mehr. Die blutverschmierte Spitze eines Pfeils ragte aus seinem Hinterkopf, nachdem sie ein Auge durchdrungen hatte.
    Shay blieb vollkommen reglos; er fragte sich, ob die Drachen ihn möglicherweise vergessen hatten.
    Enozan machte einen Satz in die Luft. Ein zweites Pfeifen erklang, und auch er stürzte auf den Kiesboden zurück, aber er lebte noch. Er befand sich nur wenige Fuß von Shay entfernt und kauerte auf allen vieren. Ein Pfeil hatte sich tief in seine linke Brust gebohrt.
    »Was …?«, keuchte Enozan. Er schien verwirrt zu sein, während er den Hals verrenkte, um den Schaft anzusehen, der aus ihm herausragte. Vielleicht war es eine Täuschung des Lichts, aber die Befiederung des Pfeils erweckte bei Shay den Eindruck, als würde es sich um lebendige Blätter handeln. Sie waren leuchtend grün, als wären sie im Frühling gepflückt worden. Jetzt aber war es mitten im Winter. Welcher Baum trug um diese Jahreszeit frische grüne Blätter?
    Enozans Körper zuckte. Er hustete, und pinkfarbener Speichel spritzte aus seinem Maul. Seine Kraft ließ nach, und er brach zusammen. Einer seiner breiten, blauen Flügel legte sich dabei über Shay. Der Drache zitterte; Blut schoss mit jedem Herzschlag aus der Wunde.
    Zernex schnaubte. Shay war bestürzt, als er feststellte, dass er letztendlich doch nicht vergessen worden war. Der Sklavenjäger packte ihn am Kragen seines leuchtendroten Umhangs. Er riss Shay auf die Beine und zerrte ihn wie ein lebendes Schild vor sich.
    »Dieser Sklave bedeutet dir offenbar etwas!«, rief Zernex und
drückte seine Vorderklaue gegen Shays Halsschlagader. »Zeige dich, oder ich schlitze ihm die Kehle auf!«
    Am dunklen Berghang war nicht die geringste Bewegung zu erkennen.
    »Ich meine es ernst!«, schrie Zernex. Die Drachenklauen krallten sich noch tiefer in Shays Haut. Ein Blutstropfen rann seine Kehle hinunter.
    Schweigen folgte auf Zernex’ Forderung. Shay lief kalter Schweiß übers Gesicht, als der Drache seinen Blick hin und her schießen ließ, während er in den Schatten suchte. »Zeige dich«, sagte er. Seine Furcht ließ seine Stimme zu einem bloßen, zittrigen Flüstern zusammenschrumpfen. »Dieser Sklave hat nur dann noch eine Hoffnung, wenn du aufgibst.«
    Jetzt löste sich ein Schatten zwischen den Zweigen der großen Kiefern und nahm kurz darauf die Gestalt eines Mannes an.
    »Erzähle mir nichts von Hoffnung«, sagte die dunkle Gestalt. »Ich bin nicht die Hoffnung dieses Sklaven. Ich bin der Schatten auf dem Stein. Ich bin die schwarze, ungebrochene Stille. Ich bin der Tod aller Drachen.«
    »Bitterholz?«, wimmerte Zernex. Er klang jetzt genauso zu Tode erschrocken wie zuvor Hemming. Seine Klauen zitterten. Sein Griff ließ nach. Shay sah seine Chance und stieß die Klaue mit einem heftigen Ruck von sich weg, ließ sich nach unten sacken und befreite sich. Er sprang zur Seite, während Zernex die Flügel ausbreitete, um sich in die Luft zu erheben. Der Sklavenjäger stieß ein schmerzerfülltes Grunzen aus. Shay kam auf dem Kies ins Stolpern und rollte sich auf den Rücken. In Zernex’ linkem Bein steckte ein Pfeil; er hatte sich in
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