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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
Autoren: James Maxey
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einer besonders fleischigen Stelle des Oberschenkels vergraben.
    »Bitterholz?«, flüsterte Zernex noch einmal, als würde er unter Schock stehen. Entsetzen flackerte in seinen Augen auf. Er reckte den Hals gen Himmel und brachte die Flügel in einem
kraftvollen Stoß nach unten. Dann löste er sich vom Boden, wobei sein Schwanz in Shays Richtung schwang. Purer Instinkt veranlasste Shay, danach zu greifen und kräftig daran zu ziehen. Zernex wurde wieder auf das Kiesbett geschleudert und kam mit einem Übelkeit erregenden Knacken auf seinem linken Flügel auf.
    Shay mühte sich auf die Knie und sah einen geglätteten Flussstein vor sich, der beinahe die Größe eines Schädels hatte. Mit beiden Händen hob er ihn über seinen Kopf und schleuderte ihn auf den Sklavenjäger, der darum kämpfte, wieder aufzustehen. Der schwere Stein traf den Drachen am Kiefer. Zernex’ Kopf prallte auf den Kies, aber er war noch nicht tot. Sein gebrochener Kiefer blutete, als er den langen, schlangenähnlichen Hals hob und Shay mit tödlichem Hass ansah.
    Und dann steckte ein Pfeil zwischen diesen Augen. Die grüne Befiederung zitterte, weil der Flug so abrupt unterbrochen worden war. Zernex’ goldene Augen verdrehten sich, als er versuchte, den Gegenstand zwischen ihnen zu untersuchen. Dann schlossen sie sich flackernd, und der Kopf des Sklavenjägers sackte auf den Boden. Shay griff noch nach einem anderen Stein von einer ähnlichen Größe und hob ihn auf; er hielt ihn einen Moment über den Kopf und wartete auf ein weiteres Lebenszeichen. Schließlich ließ er den Stein fallen. Zernex atmete nicht mehr. Dieser Drache würde nie wieder einen Sklaven jagen.
    Shay erhob sich zitternd auf die Beine. Er atmete mühsam; sein Herz raste. Die letzten fünf Minuten seines Lebens wirkten seltsam unverbunden und unwirklich. Um ihn herum lagen die Leichen der drei Drachen und zwei Männer; ihr dunkles Blut vermischte sich mit den zunehmenden Schatten. Er sah die Ledertasche, nahm sie an sich und hängte sie sich wieder über die Schulter.

    Dann blickte er zum Hang hoch und suchte zwischen den schwarzen Schatten der Kiefern nach Hinweisen auf Bewegung. Der Schatten, den er zuvor gesehen hatte, war verschwunden.
    »S-seid Ihr wirklich Bitterholz?«, fragte er.
    Es kam keine Antwort.
    »G-geht Ihr nach Drachenschmiede? Um Euch der Rebellion anzuschließen? Ich habe von Euch gelesen. Ihr habt bei der letzten Rebellion mitgekämpft. Bei Conyar.«
    Shay lauschte angestrengt; er war sicher, eine Bewegung gehört zu haben.
    Vielleicht war es aber auch nur das Rascheln der Bäume in der Winternacht. Shay wartete noch einige Minuten, bis seine Zähne vor Kälte klapperten. Er wusste, dass seine einzige Hoffnung, diese Nacht zu überstehen, darin bestand, sich weiter zu bewegen. Er schlug den Kragen seines Umhangs hoch, um die Brise abzuwehren. Dann tastete er nach seiner Luftröhre, wo die Klauen des Sklavenjägers ihn gepackt hatten. Als er die Finger wieder wegnahm, waren sie rot und feucht. Er wandte sich nach Westen und sah, dass die Wolken über den fernen Gießereien hell leuchteten und die Schmieden der Rebellion spiegelten.
    Shay warf einen letzten Blick zu den Kiefern hin, dann rückte er die Tasche auf seiner Schulter zurecht und marschierte auf den Horizont zu, an dem er das Glühen sah. Die Gießereien von Drachenschmiede loderten wie ein ewiger Sonnenaufgang. Dies war die Hoffnung des Sklaven. Mit tauben Füßen stapfte er in Richtung Freiheit.

Kapitel Zwei
Guter Häuptling
    D as frühe Morgenlicht im Obergeschoss war gelblich gefärbt von den schwefelhaltigen Schwaden, die aus den Schloten aufstiegen. Jandra war jetzt seit einer Woche in Drachenschmiede und hatte sich noch immer nicht an den Gestank nach faulen Eiern gewöhnt, der von den brennenden Kohlen aufstieg. Einen der Schmiedeöfen hatte man zu einem Krematorium umfunktioniert, von dem außerdem auch noch ein schwarzer, öliger Ruß aufstieg, der sich auf alles legte, das irgendwie frei lag, und unangenehm nach verbranntem Speck roch. Die Mischung aus Speckgeruch aus dem Krematorium und Eiergestank aus den Gießereien brachte Jandra zu dem spontanen Entschluss, nie wieder in ihrem Leben ein Frühstück aus Speck und Eiern zu sich zu nehmen. Sie lehnte sich ans Fenster und sah durch das gewellte Glas nach draußen. Ihre Stirn berührte die kalte Scheibe, während sie zu den niedrigen Bergen auf der anderen Seite der Festungsmauer hinüber starrte. Der letzte Schnee war jetzt
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