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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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Ahnung, dass männliche Wesen dort drinnen nicht willkommen waren. Er kratzte mit der Pfote am Türvorhang und riss ihn beiseite, und der Junge fand sich plötzlich im offenen Eingang stehend wieder, die Augen gegen die plötzliche Helligkeit des Feuers zu Schlitzen verengt, während ihn die vernichtenden Blicke sämtlicher anwesender Frauen trafen.
    »Bán?« Die Stimme seiner Mutter schallte über das empörte Aufkeuchen der anderen hinweg. Sie kniete auf der anderen Seite des Feuers. Neben ihr sah er flüchtig einen Kopf mit Haaren von der Farbe eines Fuchses im Winter, der sich über eine einzelne reglose Gestalt auf dem Fußboden beugte. Plötzlich kehrte die Erinnerung an seinen Traum zurück, unvermittelt und lähmend. Er hatte ihn bei seiner Suche nach der Hündin vollkommen vergessen. Doch jetzt überflutete er plötzlich seine Sinne. Er stolperte vorwärts gegen den geschnitzten Pfosten des Eingangs, und die eingeritzten Zeichen des Pferdes und des Zaunkönigs lösten sich von den Übrigen und wirbelten über seinem Kopf.
    »Bán!«
    Er war zu nahe an das Feuer geraten und konnte die Hitze der Flammen an seinen Schienbeinen fühlen, konnte spüren, wie sie seine Haut zu versengen drohten. Die Frauen hatten Birkenholz verbrannt, gut getrocknet und abgelagert, damit das Feuer möglichst viel Licht spendete und möglichst wenig Rauch verbreitete. Irgendwo anders im Raum stieg dichter Rauch von brennenden Salbeiblättern auf. Seine Mutter packte ihn bei den Schultern, riss ihn zurück und wirbelte ihn zu sich herum, weg von dem Feuer. Sie kniete vor ihm, ihr Gesicht ganz nahe vor seinem. Er blinzelte unter Tränen, die nur zum Teil von dem Rauch des Salbeis herrührten.
    »Ich hatte einen Traum«, murmelte Bán, und seine Stimme war die eines Kleinkinds. »Ich ritt auf einer Stute mit einer roten Mähne, von genau dem gleichen Rot wie Breacas Haare.«
    »Das ist gut.« Die Stimme seiner Mutter war sanft. Ihre Hände weniger. »Der Rotdorn spricht zu dir. Ich dachte, dass er das vielleicht tun würde. Komm jetzt mit mir nach Hause, dann kannst du mir deinen Traum erzählen.«
    Er wand sich in ihren Armen, kämpfte darum, sich zu der Hündin umzudrehen. In seinem Traum war es nicht nur um eine Stute gegangen. »Was ist mit der Hündin?«, fragte er besorgt. »Geht es ihr gut?«
    »Sie ist sehr erschöpft. Es ist eine lange Nacht für sie gewesen. Morgen früh wird es ihr wieder besser gehen.«
    »Und der Welpe? Der schwarze mit dem weißen Kopf?«
    Er hörte die Großmütter hinter ihm zischeln. Es war kein Geräusch, das Gutes verhieß. Die Finger auf seinen Schultern gruben sich noch fester in sein Fleisch.
    »Nach Hause!« sagte seine Mutter streng. »Sofort!« Dann fügte sie etwas milder hinzu: »Wir können dort darüber reden.«
    »Warum denn, Macha?« Die Stimme, die jetzt ertönte, war eine alte, durch die Jahre rau und brüchig geworden. »Es gibt doch jetzt wirklich keinen Grund zur Eile. Der Junge hat bereits so viel gesehen, wie er jemals sehen wird. Wenn der Rauch ihn hierher geführt hat, dann ist es vielleicht Sache des Rauchs, zu entscheiden, wann wir ihn wieder gehen lassen sollten.«
    Der Griff um seine Schultern lockerte sich. Der Junge nutzte die Gelegenheit und drehte sich um. Die Schwester der Mutter seines Vaters saß am Rande des Feuers in der Nähe der Tür, und sie lächelte ihn an, was an sich schon ein Wunder war. In seinem ganzen Leben hatte ihn die alte Frau noch nie zuvor angelächelt. Er hatte sie insgeheim immer mit einer alten Dächsin verglichen: langsam, schwerfällig und nur zu leicht in Rage zu bringen. Wenn er sie jemals drei Worte auf einmal hatte sprechen hören, dann nur, um ihm zu sagen, dass er den Türvorhang herunterlassen sollte, und es war niemals mit dem Humor und dem Wohlwollen geschehen, die er jetzt in ihrer Stimme mitschwingen hörte. Er spürte, wie seine Mutter es sich anders überlegte. Mit ihrer flachen Hand drückte sie ihn hinunter, damit er sich neben die Großmutter setzte, und nahm dann wieder ihren eigenen Platz auf der anderen Seite des Feuers ein. Sie schnippte mit den Fingern, und der gescheckte Rüde machte kehrt und tappte hinaus. Bán fühlte den kalten Luftzug im Rücken, als der lederne Türvorhang hinter ihm beiseite geschoben wurde. Er hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, dem Hund zu folgen. Die Großmutter streckte eine Hand aus und berührte ihn leicht an der Schulter. Breaca saß ihm gegenüber auf der anderen Seite des Feuers. Der
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