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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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das gehört hatte, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, genau zu beobachten, wie sich sein Vater gegenüber seiner Mutter benahm, und darauf zu achten, dass er selbst sich genauso verhielt, wann immer er mit Breaca zusammen war. Jetzt, wo es dunkle Nacht war und ihn niemand sah, konnte er jedoch getrost auf jede Förmlichkeit verzichten. Er ließ die Brosche in der kleinen Nische neben dem Bett liegen und wickelte sich den Umhang wie ein Fell fest um die Schultern, wobei er die losen Zipfel über seine Ellenbogen drapierte, um zu verhindern, dass sie durch den Schlamm schleiften. Derart eingemummelt, war ihm fast so warm, wie ihm im Bett gewesen war.
    Er bewegte sich mit schnellen Schritten um die Seitenwand des Rundhauses herum. Er hatte sich vorhin geirrt, als er geglaubt hatte, die Nacht wäre vollkommen finster. Der Mond war schon lange hinter dem Horizont versunken, aber die Sterne bildeten einen weit gespannten Baldachin aus Licht und warfen weiche, verschwommene Schatten. Hoch oben am Himmel stieg der Orion über der Krone einer Buche auf. Der Junge riss seine Faust zum Gruß des Kriegers hoch. Auch dies konnte er tun, wenn er ganz allein in der Dunkelheit war und niemand da war, um ihm zu sagen, dass er noch ein Kind war und nicht einmal das Mannesalter erreicht hatte, mithin also noch viel zu jung war, um sich als Krieger zu beweisen.
    Als er vom Schutzwall wegtrat, kamen sofort die Hunde angestürmt, um sich zu ihm zu gesellen. Ihrem Geruch nach zu urteilen, als sie sich um ihn drängten, ihn mit ihren Schnauzen in den Unterleib und die Achselhöhle stießen und ihn freudig winselnd begrüßten, mussten sie sich bei den Misthaufen herumgetrieben haben. Er bahnte sich einen Weg zwischen ihnen hindurch, während er barsche Drohungen flüsterte, die die verschiedensten Arten von Gewaltanwendung in Aussicht stellten, wenn sie ihn nicht vorbeigehen ließen. Keines der Tiere hatte Angst vor ihm, aber sie wichen trotzdem zurück, die Lefzen hochgezogen, so dass ihre weißen Zähne im Sternenlicht schimmerten, und zurück blieb nur der scheckige Hund mit dem weißen Ohr, der das Bett mit ihm teilte, um ihn leicht mit seinem Körper zu streifen und ihn nach Art eines guten Freundes zu berühren. Bán schlang ihm einen Arm um den Hals, und das Tier lehnte sich schwer an ihn, als er am Misthaufen stand und sich kerzengerade aufrichtete, so wie sein Vater es tat, um in einem Bogen auf den Kopf eines Schweines zu pissen. Als er fertig war, stieß der Hund ihn mit der Schnauze an, so dass er prompt das Gleichgewicht verlor. Er vergrub eine Hand im Fell des Tieres, um sich wieder hochzuziehen, und der Hund wich rückwärts und zerrte ihn mit sich, und dann machten sie ein Spiel daraus und rauften in der Dunkelheit leise miteinander. Der Hund war das größte von allen Tieren des Rudels und einer der besten Hirschhunde seiner Mutter, und er sollte bald Vater seines ersten Wurfs von Nachkommen werden. Die als Muttertier ausersehene Hündin war schon lange über die Blüte ihrer Jahre hinaus, und zum Zeitpunkt ihrer Läufigkeit hatte es eine lange und hitzige Diskussion zwischen Báns Mutter und einer der Großmütter gegeben, ob die Hündin nicht doch schon zu alt war, um noch einmal Junge zu bekommen. Sie war die Einzige ihrer Blutlinie, die noch übrig geblieben war, und sie war noch immer die einzige Jagdhündin in der Meute, die jemals allein und ohne fremde Hilfe einen Hirsch zur Strecke gebracht hatte, und das alte Blut war eine gute Sache, denn es stärkte das unerprobte Feuer der Jugend. So hatte seine Mutter argumentiert, und die Großmutter, vielleicht besänftigt durch den Vortrag über die Vorzüge des Alters im Verein mit Jugend, hatte schließlich eingelenkt und ihren Segen zu der Verbindung gegeben.
    Das war vor zwei Monaten gewesen, kurz bevor für die Erste der trächtigen Stuten der Zeitpunkt des Fohlens gekommen war. Seitdem war Bán voll und ganz damit beschäftigt gewesen, den Stuten beim Gebären zuzuschauen und fasziniert zu beobachten, wie jedes einzelne Neugeborene aus dem Mutterleib herausglitt und von der Glückshaube befreit wurde. In der Nacht des Viertelmondes hatte er das graubraune Stutenfohlen mit der sichelförmigen Blesse zwischen den Augen ausgewählt, das später einmal seine Zuchtstute sein würde, wenn er alt genug war, um sich eine zu nehmen, und wenn sie alt genug war, um ein Fohlen auszutragen. Die größere Hälfte jedes Tages hatte er neben ihr auf der Koppel verbracht, um dafür
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