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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand
Autoren: Wolfgang Ecke
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der Schein der Taschenlampe von Mister Clifton ins Gesicht fiel, da hat sie ausgesehen wie ein Gespenst. Weißer noch als Tante Millies Bettlaken nach der Wäsche...“
    William Miller schüttelte zum wiederholten Male den Kopf: „Das hätte ich wirklich nie gedacht. Miß Nancy als Chefin der Phantombande. So eine junge Frau...“
    „Immerhin führte Barbara Carfield, so heißt sie wirklich, die Phantombande erst seit einem Jahr“, warf Perry Clifton gleichmütig in die Runde.
    Hätte eine Bombe eingeschlagen, das Staunen wäre nicht größer gewesen. Mit offenen Mündern starrten sie ihn an. Nur Inspektor Ridley schmunzelte: „Ich glaube, wir müssen von Anfang an berichten, Mister Clifton. Sonst werden wir bis zum Frühstück noch mit Fragen bombardiert.“
    „Worauf Sie sich verlassen können“, stellte Julie fest. „Ich stehe hier nicht eher vom Tisch auf, bis ihr Geheimniskrämer alles ausgepackt habt. Also was ist mit dieser Miß Nancy oder Mrs. Carfield?“
    „Mrs. Barbara Carfield ist die Nichte und Erbin von Lady Catherine Amelie Turley, der Ex-Chefin der Phantombande, der ehemaligen HAND gewissermaßen.“
    Kaum ausgesprochen, hielt sich Perry Clifton entsetzt die Ohren zu. Alle schrien durcheinander, bestürmten ihn mit Fragen, bis sich Inspektor Ridley kraft seiner Autorität als Polizeibeamter Gehör verschaffte: „Ruhe jetzt, Himmelherrgottnochmal. Mister Clifton, so geht das nicht. Wenn Sie hier ohne Vorwarnung eine Bombe nach der anderen platzen lassen, werden wir wirklich nie fertig. Also werde ich jetzt erzählen.“ Ridley räusperte sich: „Also. Wie wir alle wissen, ist die Phantombande schon seit sechs Jahren in relativ großen Zeitabständen aktiv gewesen. Ein Umstand, der Barbara Carfield als Kopf ausschließt. Die Dame ist erst 25 Jahre alt und war lange Zeit in Australien, wo sie bereits einmal wegen eines Bankraubes zu zwei Jahren Haft verurteilt worden war. Deshalb hatten wir auch ihre Fingerabdrücke, die uns Mister Clif-ton praktisch per Postkarte geschickt hat...“
    „Aha“, schaltete Dicki, „deshalb das Spiel mit den Ansichtskarten, Mister Clifton, die Sie jedem in die Hand gedrückt haben.“
    Perry nickte: „Genau. Nur Doktor Stanleys Abdrücke und die von Reg Stewart waren nicht beim Yard in der Kartei. Die eigentliche Identität unseres Pierre Laucaud ermittelte Scott Skiffer, nachdem er im Old Commercial auf den Gemälden an der Wand nach der Signatur gesehen hatte. Auf den Zusammenhang haben übrigens Sie mich gebracht, Mister Miller, als Sie behaupteten, Monsieur Laucaud sei nie und nimmer ein Franzose, weil er sich zuwenig für gute Küche interessiere. Das hat mich an das Abendessen erinnert, bei dem sich Julie über diese gräßlichen blauen Bilder im Restaurant mokiert hat. Eigentlich hätte es bei mir schon klicken müssen, als du, Dicki, beim Wohnwagen von der ,blauen Phase’ unseres Malers gesprochen hast. Aber so bin ich eben übers Essen auf das Old Commercial gekommen.“
    „Wobei wir wieder bei Lady Turley sind“, fuhr Inspektor Ridley fort. „Wie wir inzwischen andeutungsweise von Reg Stewart wissen, hat nämlich der gute Lord Turley seine Lady Catherine bei seinem Tod vor neun Jahren keineswegs so reich zurückgelassen, wie allseits angenommen wurde. Der gute Lord hatte nämlich fast das gesamte Vermögen an der Börse verspekuliert.“
    „Worauf die Lady eine Gangsterbande gründete“, ergänzte Julie kopfschüttelnd.
    Perry Clifton schaltete sich wieder ein: „Wir müssen das so sehen: Lady Catherine war ein Organisationsgenie, ein Talent, das sie als Nur-Dame der Gesellschaft nie austoben konnte. Und sie hatte eine Schwäche für skurrile Gegenstände aller Art. Deshalb lernte sie Reg Stewart kennen, der seine Werke in einem kleinen Atelier ausstellte, Werke, die keiner haben wollte…“
    „Außer Lady Turley“, kam es von Dickis Seite. „Richtig. Wer von beiden zuerst auf die Idee kam, durch Verbrechen reich zu werden, die Gönnerin oder der Maler, wissen wir noch nicht. Jedenfalls entstand damals vor gut sechs Jahren die Phantombande. Lady Turley betrachtete die nun folgenden Coups, wie wir ihrem Naturell unterstellen dürfen, mehr als sportliche Herausforderung ihres Genies, denn als Verbrechen. Sie hatte auch strikt befohlen, daß in keinem Fall Gewalt angewendet werden durfte.“
    „Und wie kam nun ihre Nichte ins Spiel?“ fragte Julie. „Ganz einfach. Als Lady Turley krank wurde, bestellte sie ihre Nichte aus Australien zu
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