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Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste

Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste

Titel: Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste
Autoren: Steel,
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Vorwort
    Wenn Sie mir über dieses Vorwort hinaus folgen, werde ich Sie mit in die Welt der Polizei nehmen, genauer gesagt: in eine Notrufzentrale. Diese Welt unterscheidet sich schon sehr von der Realität eines »Normalsterblichen«, denn ein Polizist blickt sozusagen hinter die Kulissen des Lebens. Er sieht Grausames, Schönes, Ekelhaftes, Trauriges, Verrücktes und Schockierendes in einer Form und Vielfältigkeit, dass irgendwann gar nichts mehr unmöglich scheint.
    Wenn nun jemand erzählt, er sei Polizist, dann heißt das nicht unbedingt, dass sein Leben wie im Film von Action bestimmt ist und er tagein, tagaus mit der Aufklärung von Verbrechen beschäftigt ist. Möglicherweise fliegt er einen Hubschrauber, verrichtet Dienst als Hundeführer, ist Gruppenbeamter einer Spezialeinheit, bearbeitet Sittendelikte oder … oder er sitzt in einem großen Büro, das rund um die Uhr besetzt ist, und nimmt die Anrufe der 110 entgegen. Vielleicht kennen Sie die ein oder andere Notrufzentrale aus Filmen – doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Statt Karten, Block, Bleistift, Telefon, Telefonbuch und diversen Ordnern hat jeder Beamte vor sich eine Tastatur, zwei Mäuse, dazu ein Headset, denn telefoniert und gefunkt wird über den PC. Dazu kommen drei Bildschirme, auf denen man in Sekundenschnelle alle notwendigen Informationen aus verschiedenen Datenbanken abrufen kann. Verlassen darf man seinen Platz so gut wie gar nicht, es sei denn, das menschliche Bedürfnis nach frisch gebrühtem, starkem Kaffee meldet sich und verlangt, dass man ihm nachgeht. Wer Hunger hat, darf sich nicht einfach in den Streifenwagen setzen und mal schnell zur nächsten Bäckerei fahren, sondern wird stattdessen in das mitgebrachte Brötchen beißen. Wenn einen dann der Kollege anfunkt oder gar ein Notruf eingeht, heißt es schnell herunterschlucken und aktiv werden.
    Die Arbeit in der Notrufzentrale selbst ist voller Überraschungen. Man weiß nie, was das nächste Klingeln des Telefons einem bringt. Kann sein, dass sich ein Geiselnehmer meldet. Kann sein, dass jemand sterbend ins Telefon röchelt und um Hilfe fleht. Kann aber auch sein, dass sich einfach jemand verwählt hat. Oder dass ein Kind einen Telefonstreich macht und einen inmitten all der täglichen Hektik und zuweilen auch Tragik zum Lachen bringt.
    Wie Sie auf den folgenden Seiten lesen werden, wählen die Leute aus den unterschiedlichsten Gründen den Notruf. Manche tun dies aus der Erwartung heraus, dass ihr Gesprächspartner sämtliche Gesetze in- und auswendig kennt, Ehe- und Erziehungsprobleme am Telefon löst, Gesundheit und Lebensmut wiederherstellt und jederzeit Lust auf einen Smalltalk hat. Einen Aufzug reparieren soll er natürlich auch noch können. Oder zumindest jemanden schicken, der es für ihn erledigt, aber pronto!
    Natürlich können und wissen wir Polizisten nicht alles, und natürlich machen auch wir Fehler. Aber wir geben uns redlich Mühe, den Menschen so gut wie möglich zu helfen, und das oft genug weit über unseren gesetzlichen Auftrag hinaus.
    Im Jahr 2004 lernte ich das Phänomen Weblog kennen und begann aus reiner Neugier, einen privaten Blog zu führen. Zur gleichen Zeit las ich natürlich auch diverse andere Webveröffentlichungen, wobei mich der Blog eines Düsseldorfer Anwalts besonders faszinierte, der ausschließlich Anekdoten aus seiner Kanzlei postete. Diese knappen Beiträge waren immer sehr kurzweilig und erfreuten sich großer Beliebtheit bei der wachsenden Leserschaft.
    Skurrile Geschichten aus der Arbeitswelt? Damit könnte ich auch dienen, dachte ich mir. Da ich Dienst und Privates strikt trennen wollte, startete ich einen zweiten Blog, der ausschließlich aus Notrufdialogen bestand.
    Die kurzen Dialoge, die Sie im Folgenden lesen, sind alle echt. Im Blog warfen mir Kommentatoren so manches Mal vor, ich hätte mir das alles nur ausgedacht. Es wäre schön, wenn ich derart kreativ wäre und mir solche Geschichten ausmalen könnte – ich bin es aber nicht. Sämtliche Gespräche sind hier so genau wie nur möglich wiedergegeben. Natürlich kann ich während der Arbeit nicht mitschreiben; daher notiere ich die Gespräche zu Hause aus dem Gedächtnis. Faszinierend, was Menschen so alles fragen, wenn sie mit dem Notruf verbunden sind – da kann selbst die größte künstlerische Freiheit die
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