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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand
Autoren: Wolfgang Ecke
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erkälten.“
    Perrys Augen funkelten amüsiert: „Aha, so einer ist Dicki Miller. Und was würde Dicki Miller dazu sagen, wenn dort draußen im Regen ein aufregender Fall auf uns wartete, und Mrs. Miller ließe ihren Sohn nicht auf die Straße?“
    Dicki war nicht im geringsten erschüttert und konterte postwendend: „Dann würde Mister Clifton Mrs. Miller sicherlich überreden. Schließlich würde er auf meine wertvollen Dienste nicht verzichten wollen.“
    So leicht ließ ihn Perry aber nicht davonkommen: „Ach, ich müßte dann vielleicht deinen Freund Ronnie Hastings um Hilfe bitten. Natürlich nur aus Rücksicht auf deine Gesundheit, lieber Dicki.“
    Das war zuviel. Dicki richtete sich mit einem Ruck kerzengerade auf: „Dddas wwürden Sie mir doch nicht antun, Mister Clifton?“ Die Ungeheuerlichkeit dieser Vorstellung ließ ihn stottern. Er, der nur darauf wartete, seinem besten Freund mit Rat und noch mehr mit Tat zur Seite zu stehen.
    Dieser Freund lachte lauthals: „Ich wollte dir damit nur sagen, daß es auch noch andere Lebensweisheiten zu beachten gibt, wenn man seine Mutter so schändlich ausmanövriert. Beispielsweise die mit der Grube, die man erst gräbt und dann selbst hineinfällt.“
    Dicki legte den Kopf schief und dachte einen Augenblick nach. Dann erklärte er feierlich: „Dicki Miller hat seine Lektion in Sachen: wie behandle ich meine Mitmenschen und meine Mutter im besonderen, soeben gelernt.“ Und plötzlich mißtrauisch geworden fragte er lauernd: „Soll Ihre Anspielung vielleicht heißen, daß wir tatsächlich einen neuen Fall haben, Mister Clifton, und Sie den armen Dicki hier zappeln lassen? Ich meine, ist es Ihnen zuzutrauen, daß Sie in aller Ruhe hier sitzen und sich da draußen im Moment etwas abspielt, das mein und natürlich auch Ihr Eingreifen verlangt?«
    „Nein, Dicki, damit kann ich wirklich nicht dienen. Ehrenwort.“ Zur Bekräftigung streckte Perry drei Finger in die Höhe. »Ich glaube fast, bei diesem ständigen Regen hat auch die Unterwelt jegliche Lust an kriminellen Aktivitäten verloren.
    Aber ich habe eine Idee, Dicki, wir machen ein Spiel miteinander, das deine kleinen grauen Zellen so beschäftigen wird wie ein Kriminalfall. Es ist eine Art Puzzle, das du nach den Gesetzen der Logik Stück für Stück zusammensetzen kannst und damit eine Aufgabe löst, die dir jetzt als bloßes Rätsel erscheint. Wir haben heute den 12. Mai.“
    Dicki hörte gespannt zu. Beinahe hätte er sich an seiner Spucke verschluckt. „Ja, heute ist der 12. Mai!... Und? Was passiert weiter?“
    „Also, das Ziel ist, daß du etwas finden mußt, das ich für dich verstecke. Dicki, hörst du?“
    Dicki schaute plötzlich so verzückt, daß Perry glaubte, sein Freund könnte ihm nicht mehr richtig folgen. „Jaaaa, Mister Clifton“, und Dickis Körper unterstrich die Antwort mit einer schlangenartigen Bewegung.
    „Also, du wirst von Zeit zu Zeit etwas finden, das dich auf die Spur bringen soll, einen Gegenstand, einen Brief, eine Notiz...“
    Dicki kombinierte schon, ohne auch nur einen Anhaltspunkt zu haben. Perrys Gelassenheit brachte Dicki fast zum Bersten, und als in diesem Moment das Telefon klingelte, saß Dicki kerzengerade und hielt die Luft an, weil er meinte, so besser mitlauschen zu können. 18 Uhr 20 war es, als er umsichtig in Detektivmanier auf die Uhr sah. Sein ganzer Körper war gespannt, und ganz leise setzte er seinen Becher ab.
    „Hallo, Julie“, sagte Perry Clifton...
    Genau in diesem Augenblick fanden sich an einer ganz anderen Telefonleitung zwei Gesprächspartner, die etwas absprachen, was für Perry und Dicki von Bedeutung werden sollte.

Weichen werden gestellt

    Miles Gordwell war außer Atem, als er den Telefonhörer abnahm. Seine hohen Gummistiefel waren mit einer dicken Schmutzschicht behaftet. Zu seinen Füßen bildete sich sofort eine Wasserpfütze auf den groben Holzdielen. „Mistwetter“, knurrte er und wischte sich mit der linken Hand die Wassertropfen von der Stirn und aus den Augen. Mit der rechten Hand hielt er den Telefonhörer. „Hallo, wer spricht?“
    „Ist dort Miles, Miles Gordwell?“
    „Höchstpersönlich. Wer... Holla, die Stimme kenne ich doch. Wenn das nicht Reg Stewart ist.“
    Die tiefe, rauhe Stimme am anderen Ende der Leitung bestätigte: „Richtig, Miles, alter Junge. Lange her seit dem letzten Mal. Aber warum bist du so außer Atem?“
    „Ich war gerade draußen bei den Zwingern, als ich das Telefon hörte, Mann, ich bin
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