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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand
Autoren: Wolfgang Ecke
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„Die Phantombande schlägt wieder zu! Polizei tappt im dunkeln!“
    Miles grinste in sich hinein. Die HAND sorgte bestimmt auch diesmal dafür, daß der Polizei kein Licht aufging. Die Herren von Scotland Yard bekamen wieder eine Nuß zu knacken, an der sie sich die Zähne ausbeißen würden.
    Miles kam gut voran. Die Nacht war klar und kaum Verkehr auf der A 14. Der Austin machte gut seine 90 Meilen in der Stunde. Gegen 1 Uhr war er wahrscheinlich schon zu Hause in Clapstone und... „O verdammt!!!!“ Miles Gordwell schrie vor Schreck laut auf und trat im selben Augenblick auf die Bremse. Der Austin bockte, brach aus, nach links, nach rechts, wieder nach links, seitlich auf die Böschung zu. Miles Gordwells Hände umkrampften das Steuer, daß die Knöchel weiß hervortraten. Er schloß die Augen. Dann stand der Austin. Miles spürte den kalten Schweiß auf seiner Stirn. Langsam öffnete er die Augen wieder. Dieses verdammte Reh hätte ihn doch um ein Haar umgebracht. Der Schreck saß ihm noch in den Gliedern. Das Herz klopfte ihm bis unter dem Scheitel. Die Knie waren weich und die Hände zitterten.
    „Verdammt“, knurrte Miles. „Verdammt... Man soll sich wirklich nie zu sicher fühlen.“
    Miles Gordwell wußte gar nicht, wie recht er hatte. Denn einer dieser Zufälle, vor denen niemand sicher ist, sollte ihm und der Phantombande bald einen Mann auf die Spur bringen, der im Moment noch an alles andere dachte, nur nicht an irgendwelche Gaunereien, die Männer vom Stil Miles Gordwells oder Reg Stewarts gerade aushecken mochten: Perry Clifton.

Ein neues Restaurant mit einem alten Bekannten

    Alle bestellten ein saftiges Rumpsteak mit Kräuterbutter, dazu in Butter gebackenen Mais und eine große Salatschüssel mit verschiedenen Dressings. Das Essen war gut. Alle drei hatten dazu dunkles Guinness-Bier getrunken, obwohl Perry Clifton einen guten Tee dem Alkohol vorzog. Wie jeden Freitag war Clifton auch an diesem Abend in der Sauna gewesen und fühlte sich jetzt rundherum wohl, was er auch sagte. „Das war eine ausgezeichnete Idee von dir, Scott, uns zu diesem Essen einzuladen. Nicht wahr, Julie?“
    Julie seufzte zufrieden: „Ja. Das Essen ist wirklich gut hier.“
    Scott Skiffer meinte: „Obwohl ich mir von einem neuen Lokal mit dem vielversprechenden Namen Old Commercial etwas mehr Atmosphäre erwartet hätte. Mich erinnert das hier irgendwie an einen Bahnhofswartesaal erster Klasse. Empfindet ihr nicht auch so? Und die Kellner sind so gespreizt.“
    Perry Clifton ließ seinen Blick über die nüchterne moderne Einrichtung des quadratischen Raumes schweifen. Da war wirklich kein Schnörkel zuviel. Runde und viereckige Tische mit weißen Tischdecken, weißen Servietten und schlanken langen Tischkerzen. An den mit dezentem hellbraunem Holz verkleideten Wänden hingen Landschaftsbilder, dem Stil der naiven Malerei nachempfunden. Wirklich, ein merkwürdig zusammenhanglos eingerichtetes Lokal. Aber offenbar ging das Geschäft gut, denn es war bis auf den letzten Platz besetzt. Allein die Kellner waren einen Besuch wert. Mit schwarzen Fräcken und würdigen Gesichtern, die keine Miene verzogen, stelzten sie mit ihren Tabletts durch die Tischreihen. Perry lächelte bei dem Gedanken an Julies Bemerkung, die sie ihnen vorher hinter der Hand zugeflüstert hatte: „Die Ober erinnern mich stark an alte Marabus.“ Perry wandte sich an Scott Skiffer: „Ach, weißt du, Scott, irgendwie hat dieses Lokal eine ganz persönliche Ausstrahlung, gerade weil nichts zusammenzupassen scheint...“
    Julie unterbrach ihn mit einem sanften Stoß in die Seite und flüsterte: „Unser ,Marabu’ kommt.“
    Der Ober fragte: „Hätten die Herrschaften noch einen Wunsch?“ Dann verbeugte er sich ganz leicht zu Scott Skiffer hin: „Vielleicht unsere ausgezeichneten Crêpes Suzette als Dessert, Herr Inspektor. Es wäre mir eine Ehre, Ihnen und den Herrschaften auf Kosten des Hauses...“
    Scott Skiffer sah den Ober völlig überrascht an: „Kennen wir uns?“
    Der „Marabu“ machte eine leichte Verbeugung: „Herr Inspektor gaben mir vor zwei Jahren die Ehre, mich persönlich zu verhaften. Es gab da diverse Unstimmigkeiten mit einigen Damen...“
    Der Inspektor hätte in diesem Moment fast laut losgelacht. Jetzt erinnerte er sich wieder. Vor ihm stand in voller Lebensgröße der schöne Clive, einer der erfolgreichsten Heiratsschwindler, bis es endlich eine seiner Eroberungen übers gebrochene Herz gebracht hatte, ihn anzuzeigen.
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