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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand
Autoren: Wolfgang Ecke
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wie sie leicht errötete, und ärgerte sich darüber. „Ich wollte Sie nur fragen, warum Sie diese, meiner Meinung nach etwas...“ Julie stockte, so, als müßte sie nach dem rechten Wort suchen, „... doch etwas unkünstlerischen Bilder hier auf gehängt haben?“ Clive richtete sich kerzengerade auf und brachte einen feuchten Glanz in seine Augen. An dem Mann war ein Schauspieler verlorengegangen.
    „Es war der Wunsch der verblichenen Lady Turley, Gott segne sie, daß diese Bilder aus ihrer Sammlung hier aufgehängt werden. Lady Turley hat es in ihrem Testament so bestimmt, mit dem sie mir auch die Eröffnung dieses Restaurants ermöglichte. Ein langgehegter Wunsch von mir, wie Lady Turley wußte. Lady Turley hatte mir zu ihren Lebzeiten die Ehre gegeben, unseren Kontakt nie ganz abreißen zu lassen. Auch nicht“, er nickte zu Scott Skiffer hin, „nachdem der Herr Inspektor meinen gewohnten Lebensrhythmus kurzfristig unterbrochen hatte, was ich ihm nicht nachtrage. Lady Turley und ich hatten einen regen Briefwechsel. Sie war eine echte Lady. Ist damit Ihre Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet, Miß?“
    „Natürlich, Clive“, sagte Julie. „Ich verstehe Sie vollkommen.“
    „Ich auch“, dachte Scott Skiffer. „Ich verstehe dich auch vollkommen, lieber Clive.“
    Als sie draußen vor dem Old Commercial gierig die klare, frische Luft in die Lungen sogen, fiel Scott Skiffer, der schon eine Weile sehr nachdenklich gewirkt hatte, noch etwas ein. „Klar, Mensch. Ich war doch damals bei Lady Turley in ihrer Villa, nahe beim Hyde Park. Damals, als ich sie zu einer Anzeige gegen Clive bewegen wollte. Die Wände hingen voll mit diesen gräßlichen Bildern. Überhaupt war das ganze Haus völlig zusammengewürfelt und unpassend eingerichtet. Ich habe mich noch über den seltsamen Geschmack gewundert. Aber diese alten Adligen haben ja alle irgendeinen Spleen.“ Julie dachte plötzlich an Dicki Miller und mußte lachen. „Für unseren Dicki wäre das heute ein Erlebnis gewesen. Ein echter Heiratsschwindler. Das müssen wir ihm erzählen, Perry.“
    Perry stimmte in Julies Lachen ein. „Ja, unbedingt. Etwas Abwechslung tut ihm sicher gut. Der arme Dicki ist sowieso ganz geknickt, weil wir an keinem Fall arbeiten.“ Perry konnte nicht ahnen, daß die HAND ihn an diesem Abend ganz leicht berührt hatte. Aber auch die HAND wußte nichts davon. Es war eben einer jener Zufälle, die so oft Schicksal spielen, ohne daß man etwas dagegen tun kann.

    Samstag, 17. Mai.
    Bei Miles Gordwell klingelte das Telefon. Er stand zufällig neben dem Apparat und hob sofort den Hörer ab. Die schwere Standuhr zeigte 15 Uhr 40.
    „Hier Miles Gordwell.“
    „Hallo, Miles. Hier Bob. Ich habe mir dein Angebot durch den Kopf gehen lassen. Ich mache mit.“
    Miles Gordwell war erfreut: „Sehr gut, Bob. Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Auf dich konnte man sich schon immer verlassen. Wir treffen uns dann am kommenden Mittwoch, dem 21., um 20 Uhr im Hotel Star in Watford. Sei bitte pünktlich. Ich erwarte dich vor dem Hoteleingang.“
    „Alles klar, Miles. Ich werde dasein. Bin schon gespannt auf die anderen Jungs. Muß ja eine tolle Truppe sein, die ihr da zusammen habt.“
    Miles schnalzte genüßlich mit der Zunge: „Nur die Besten, Bob. Die Allerbesten. Also dann, bis Mittwoch.“
    „Bis Mittwoch, Miles.“
    Miles Gordwell legte den Hörer nicht auf, sondern drückte nur kurz die Gabel herunter. Dann wählte er eine Nummer in East-Kensington. Es klingelte fünfmal, bis am anderen Ende abgehoben wurde. Eine ruhige Männerstimme sagte knapp: „Stewart.“
    „Hallo, Reg, hier Miles. Alles klar. Mein Mann kommt am Mittwoch zum Treff.“
    „Gut, Miles. Bis dann.“ Am anderen Ende wurde der Hörer aufgelegt. Reg Stewart war am Telefon kein Freund vieler Worte, wenn es ums Geschäft ging.

    Zur selben Zeit beschäftigte sich Perry Clifton in seiner Wohnung mit einer interessanten Lektüre. Es waren alte Zeitungsartikel, die er im Archiv der altehrwürdigen Times ausgegraben hatte. Mehr oder weniger hatte ihn Dicki dazu gebracht. Der war aufgeregt von einem Bein aufs andere gehüpft, nachdem ihm Perry von seinem Erlebnis mit dem schönen Clive erzählt hatte. Eine reiche Lady und ein echter, leibhaftiger Heiratsschwindler. Diese Verbindung hatte Dickis Phantasie auf Hochtouren arbeiten lassen.
    „Oh, Mister Clifton“, hatte Dicki gekickst. Er kickste immer, wenn er aufgeregt war. „Oh, Mister Clifton. Der Sache
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