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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand
Autoren: Wolfgang Ecke
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Augen: „Wie meinst du das, Miles? Da komm ich nicht mit.“
    „Na, eben darüber will ich mit dir reden, Bob. Hast du irgendein Plätzchen, wo wir ungestört sind? Hier oben stinkt es mir, ehrlich gesagt, zu sehr nach faulem Fisch.“
    MacDorson grinste: „Ja, das kommt von dem ganzen Dreck, den das Hochwasser in den letzten Regenwochen hier angesammelt hat. Ich riech’ das schon gar nicht mehr.“ MacDorson verbeugte sich mit einer weitausholenden Geste: „Aber bitte, der Herr. Wenn Sie mir in den Salon folgen wollen.“
    Miles Gordwell blieb vor Staunen der Mund offenstehen, MacDorson hatte nicht übertrieben. Das war ein „Salon“. Der ganze Raum war mit Ebenholz verkleidet. Dazu ein riesiges Sofa und drei Sessel mit dunkelgrünem Samt überzogen, in einer Ecke eine halbkreisförmige Bar mit Spiegelwand. Aber der Clou des ganzen war der bombastische Kristall-Lüster an der Decke, dessen tropfenförmige Gehänge bei dem sanften Schaukeln des Bootes leise klirrten. Wertvollste Orientteppiche schluckten jeden Schritt, und edelste Kristallgläser schmückten die eingebauten Vitrinen. Ein alter russischer Samowar prägte das Interieur.
    „Jetzt würde mich nicht einmal mehr überraschen, wenn hier plötzlich unsere Queen zur Tür hereinkäme und uns Kekse anböte“, sagte Miles Gordwell, als er sich wieder gefaßt hatte. „Uff!“ Er ließ sich zaghaft in einen der Sessel fallen.
    Bob MacDorson kicherte: „Kekse kann ich dir nicht bieten, Miles. Aber einen guten alten Whisky, Scotch, 18 Jahre alt. Wie wär’s damit?“
    Miles nickte. „Okay, schenk uns einen ein, und dann laß uns zur Sache kommen.“
    MacDorson ließ an der Bar Eiswürfel in zwei Gläser fallen und goß beide halb voll mit Whisky. Er reichte Miles ein Glas und setzte sich ebenfalls. „Gut, Miles, laß hören, weshalb du den weiten Weg gemacht hast, um den alten Bob zu besuchen.“
    Miles Gordwell zögerte einen Moment lang, dann sah er MacDorson fest in die Augen: „Also... die Sache ist etwas heikel. Du mußt mir versprechen, über alles, was du jetzt erfährst, absolutes Stillschweigen zu bewahren.“
    „Was soll das, Miles? Ist doch klar. Du kannst dich darauf verlassen. Ich habe nicht vergessen, daß du mir vor sechs Jahren aus einer schlimmen Patsche geholfen hast. Ich konnte dir das Geld bis heute nicht ganz zurückzahlen. Ich habe schon befürchtet, daß du deswegen kommst. Weißt du, ich bin im Moment nicht gerade auf Rosen gebettet...“
    Miles Gordwell stoppte den Redefluß mit einer unwilligen Handbewegung. „Unwichtig, Bob. Vergiß es. Hör jetzt gut zu.“ Miles Gordwell beugte sich vor und betrachtete das Whiskyglas zwischen seinen Fingern, als gäbe es im Moment nichts Spannenderes auf der Welt. Dann murmelte er, ohne Bob MacDorson anzusehen: „Du hältst mich sicher für einen braven Untertan Ihrer Majestät, der Königin...“
    „...und für einen guten Hundezüchter“, unterbrach MacDorson.
    Miles sah ihn scharf an: „Letzteres stimmt. Bei dem ersten hapert’s. Ich bin ein ziemlich erfolgreicher Gesetzesbrecher. Was sagst du jetzt?“
    Sein Gegenüber riß ungläubig die Augen auf: „Das... ach, das glaube ich ganz einfach nicht... das gibt es doch gar nicht... du... du machst Witze.“ Miles Gordwell schüttelte den Kopf. „Es ist so. Erinnerst du dich an den Diamantenraub vor vier Jahren auf dem Flughafen Heathrow? Oder an das mysteriöse Verschwinden der Gemäldesammlung des Lord Lighton aus seinem Schloß in Kent? Oder an den perfekt inszenierten Diebstahl des Goldtransports in Birmingham?“
    Bob MacDorson nickte bedächtig. „Du willst doch damit nicht etwa sagen...“ er schüttelte heftig den Kopf, „... nein, du willst doch damit nicht wirklich sagen...“ Miles lehnte sich zurück und sagte fast genüßlich: „Doch, Bob, genau das will ich damit sagen. Ich war dabei.“
    Bob MacDorson war fassungslos: „Das würde ja bedeuten... dann gehörst du also der legendären Phantombande an?“
    Miles Gordwells Lächeln war so mild wie das eines Geistlichen, der seine Erstkommunikanten betrachtet. „Bande, wie das klingt. Wir sind, jeder für sich, liebenswürdige, unauffällige Bürger, von denen keiner eine Waffe in die Hand nehmen würde. Wir verachten Gewalt und verlassen uns ganz auf den genialen Kopf unseres geistigen Oberhauptes.“
    „Und wer ist euer Boß?“
    „Das weiß, bis auf einen, keiner von uns.“
    Bob war verwirrt. „Aber von jemandem müßt ihr doch gesagt bekommen, was, wie, wo
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