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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand
Autoren: Wolfgang Ecke
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sich, von der die Times fälschlicherweise schrieb, sie lebe in Boston. Aber das nur nebenbei. Auf dem Sterbebett beichtete die Tante der Nichte, daß sie eine Verbrecherbande befehligte. Was lag näher, als daß die Nichte sofort in die Lücke sprang. Nur daß die gute Barbara den Ehrgeiz hatte, eine richtige Organisation aufzubauen, was sie auch schaffte. Sie nahm vorbestrafte Gauner auf und verließ dabei schon ein Grundprinzip ihrer Tante, die ja sogar ein Heim für Strafentlassene Gauner stiftete.
    Lady Turley wäre es nie eingefallen, diese Vorbestraften für die Zwecke ihrer Phantombande einzuspannen. Das stand in striktem Widerspruch zu ihrem Sportsgeist. Ihre Nichte hatte da weniger Skrupel. Sie bediente sich Clives, den sie erpressen ließ, und Jerry Hoskins’, der ein abgefeimter Gauner ist. Und sie hatte keinerlei Hemmungen, die illegal eingeschleusten Pakistani zum Teil mit Rauschgift bezahlen zu lassen, weil die armen Kerle daran leichter kamen als an Geld, und die HAND konnte es in England zum zehnfachen Preis weiterverkaufen. Dabei sorgte sie dafür, daß sich die Pakistani über den Norden Englands verteilten und das Rauschgift im Süden abgesetzt wurde, eben über Southampton. Eine schlaue Art, die Spuren zu verwischen.“
    William Miller wollte wissen: „Wie sind Sie aber darauf gekommen, daß Nancy nicht nur Barbara Carfield heißt, sondern auch die HAND war?“
    Perry Clifton erklärte: „Das mit den Fingerabdrücken ist klar. Dann machte sie den Fehler, mir gegenüber zu behaupten, sie hätte nicht mit ihrem Vater gesprochen. Dabei wußte sie jedoch von dem Wortwechsel über Shakespeare Bescheid. Ein weiterer Fehler war, daß sie persönlich Mister Langby aufsuchte und sich von ihm die Genehmigung und die Schlüssel von dessen Motorjacht holte. Sie trat als Nancy Stanley auf, wie mir Mister Langby erzählte. Ich habe Nancy damals nur um wenige Minuten verpaßt.“
    „Und der Doktor?“ fragte Dicki.
    „Heißt wirklich Stanley und „besaß früher in Australien eine Drogerie. Er war in Nancys Schuld. Ein Doktor als Käufer von Silvercross-Haus erschien Barbara Carfield wahrscheinlich glaubwürdiger als ein Drogist. Ihr Mann, Mister John Carfield, ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, um diese Frage auch gleich zu beantworten. Übrigens, Dicki, wäre uns die HAND vielleicht doch nicht entwischt, wenn du nicht erwähnt hättest, daß wir ein total dunkles Haus beobachten. Da ist mir eingefallen, daß wir über dem Hintereingang einfach vergessen haben, den Vordereingang zu beobachten. Wer sollte denn die HAND daran hindern, einfach aus dem Haupteingang zu spazieren und dann, von uns ungesehen, auf ihr Boot zu gelangen. Schließlich hatte Nancy Stanley als Bewohnerin des Hauses nicht den geringsten Grund, sich durch ein Hintertürchen zu schleichen.“
    „Dicki Miller denkt eben mit“, verkündete Dicki stolz. Dann stand er auf: „Ich... ä... werde mich zurückziehen. Ich bin sooo müde.“ Sprach’s, gähnte und verschwand.
    Dicki kam noch einmal auf leisen Sohlen zurück und setzte sich zu Perry Clifton auf die Knie. So diskret, daß es jeder sehen konnte, knüllte er ihm einen Zettel in die Hand und gähnte noch einmal in die Runde. Er stand auf und hielt sich dabei die rutschende Schlafanzughose. „Nanu“, wunderte sich Mister Miller.
    Perry Clifton schmunzelte. Er glaubte den Grund für Dickis hastige Verabschiedung zu ahnen. Er versuchte dann, diesen Papierknäuel zu glätten, und las folgende Zeilen:

    Lieber Mister Clifton,
    ich glaube, ich weiß, was Sie mir mitteilen wollten. Das Geheimnis wird, wenn Sie damit einverstanden sind, sofort gelüftet, sonst kann ich nicht schlafen. Sie kennen mich ja. Ich bin noch wach, klopfen Sie nicht erst an.
    Ihr Freund Dicki
    PS: Sie sind mein bester Freund.

    Eine halbe Stunde später hatten Perry Clifton und Bert Ridley den anderen den Fall bis ins kleinste Detail dargelegt. Unterbrochen wurden sie dabei nur von einem Anruf Scott Skiffers, der sie über alle Einzelheiten der Ereignisse in London unterrichtete. Eine Information gab Perry Clifton gleich weiter: „Mister Horaz Prendergast hat Miß Sarah Mills einen Heiratsantrag gemacht, und Miß Mills hat angenommen. Mister Prendergast hat daraufhin gleich Scotty angerufen und ihn gebeten, Trauzeuge zu sein. Er war überglücklich, daß Scotty die Sache mit Jerry Hoskins so diskret erledigt hat... Was ist, Julie? Freust du dich nicht auch über diese Nachricht?“
    Julie Young
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