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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon
Autoren: Suzanne Frank
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Verzeih mir.«
    Er starrte sie an. »Egal«, beschloss er endlich. »Nur habe ich diese Worte nie zuvor gehört. Wir machen Listen von allen Worten, die wir kennen, weil wir eine Liste aller Listen zusammenstellen wollen.« Er lächelte. »Das Vorhaben übersteigt deinen schlammigen Kopf, nicht wahr?«
    Sie nickte unsicher.
    »Wie wirst du genannt?«
    Sie starrte ihn an.
    »Wie heißt du?«
    Sie starrte ihn weiter an.
    »Hast du deine Familie verloren? Deinen Mann? Deine Eltern?«
    »Alle«, bestätigte sie. »Ich habe sie alle verloren. Ich bin allein, ganz allein.«
    »Weine nicht«, tröstete er. »Es ist nicht meine Absicht, dich aufzuregen. Ich muss nur herausfinden, wie ich dich einordnen soll, zu welcher Klasse von Flüchtlingen du gehörst. Zum Glück hast du die Schafe. Du bist wohlhabend, darum wirst du bleiben dürfen. Du kannst für dein Essen und Trinken bezahlen.«
    »Nenn mich Chloe.« Ein Teil ihrer selbst schien protestierend aufzuschreien, doch der Name, den sie nie zuvor gehört hatte, passte. Chloe. Lebendig und frisch und grün - lauter gute Dinge. So einen Namen zu tragen war wie ein Segen. Die Proteste verhallten.
    »Cloee?«, wiederholte er.
    Sie nickte.
    »Ich frage mich, welcher Schlammgott mit diesem Namen geehrt werden soll«, sann er nach. »Weißt du es vielleicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was hast du in deinem Dorf gemacht, Chloe? Außer Tiere hüten, meine ich.«
    »Ich habe mich um die Schafe und Ziegen gekümmert. Ich hatte Gemüse. Gerstenfelder. Ich kann Bier brauen.«
    »Bier brauen und eine Taverne führen sind nützliche Fähigkeiten. Kannst du spinnen? Filz walken? Weben?«
    Sie nickte, wenn auch langsam und zögerlich. »Ich glaube schon.«
    Die Tür ging auf, und Kalam mit dem sauberen Gesicht trat ein. Ihm folgten ein halbes Dutzend Leute mit Paketen. »Geh mit Kalam«, befahl der Bärtige. »Brauchst du sonst noch etwas?«
    »Granatäpfel«, sagte sie. »Und sei es nur die Schale. Ich weiß, es ist Frühling, aber -«
    Der Bärtige sah Chloe ins Gesicht. »Ich werde welche besorgen.«
    Sie lächelte. »Danke.« Aus dem Innenhof folgte sie Kalam in einen langen, schmalen Raum. Ihre Augen brauchten eine Weile, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    »Das ist eine Kupferwanne«, erklärte er ihr. »Steig hinein, dann wird dich die Sklavin waschen.«
    Sie wusste nicht weshalb, aber sein Tonfall jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Sobald er den Raum verlassen hatte, zog sie ihren Rock aus, versteckte ihre Lehmtafel in den Falten und kletterte in die Wanne. Das Wasser war warm, wärmer als der Euphrat im Frühling, aber nicht so heiß wie der Euphrat im Sommer. »Der Euphrat!«, sagte sie laut, als hätte sie das Wort noch nie gehört. »Heiliger Dung!«
    »Bei Sin, was für eine Veränderung! Komm her, komm her. Hier sind deine Granatapfelschalen«, empfing sie der Bärtige.
    Chloe betrat den Raum, wohlwissend, dass das Bad und die Rasur ihr alle Vorteile verschafft hatten. Männer lieben schöne Frauen und fürchten kluge Frauen, aber eine schöne kluge Frau kann die Welt in ihren lilienweißen Händen halten. Es war eine Stimme in ihrem Kopf; ein Akzent, den sie noch nie gehört hatte, Worte, die nicht ihre eigenen waren. Dennoch waren sie tröstlich; sie brachten das Mädchen zum Lächeln. »Danke«, sagte sie zu ihm.
    »Bringt dem Weib Bier«, befahl der Bärtige über die Schulter. Zwei junge Burschen trugen einen Krug herein, der ihr bis zum Bauch reichte, und stellten ihn zwischen ihr und dem Bärtigen ab. Gleich darauf wurden beiden Fußschemel gebracht und in die Öffnung des Kruges wurden Trinkhalme geschoben, von denen Chloe und ihr Gastgeber je einen gereicht bekamen.
    »Verzeih«, sagte sie. »Aber ich glaube, ich weiß noch nicht, wie du heißt.«
    »Ningal«, stellte er sich vor. »Der siebte Sohn eines Sohnes aus der Ersten Familie, aber ich vermute, dass du als Bewohnerin der Marschen kaum etwas darüber weißt.«
    »Nein, leider nicht.«
    »Trink.« Er schlürfte am Bier. »Es schmeckt gut.«
    Das süße, schwere Gebräu wirkte augenblicklich erfrischend. »Es schmeckt köstlich«, sagte sie. »Diesen Geschmack kenne ich überhaupt nicht.«
    »Die Bierfrau, die es braut, ist berühmt für ihre Gewürzmischungen. Ich mag am liebsten dieses Honigbier mit Zimt und Nelken. Zum Essen passt es nicht, aber davor oder danach schmeckt es wunderbar. «
    »Wirklich«, bestätigte Chloe.
    Ningal lehnte sich in seinem Sessel zurück, sodass die Sonne auf
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