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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon
Autoren: Suzanne Frank
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eine Friseurin und eine Schmink-Künstlerin und schick jemanden zum Frauenschneider.«
    »Den am Hafen, Herr?«
    »Nein, ich glaube, der beim Sin-Tempel ist viel besser. Er soll eine ganze Kollektion schicken. Und was ist mit dem Steinmetz? Wo steckt der?«
    »Der arbeitet heute am Nordeingang.«
    »Hol ein paar von diesen Dingern für die Ohren, wie immer sie auch heißen mögen.«
    »Ja, Herr.«
    »Wann habe ich meinen nächsten Termin?«
    »Nach dem Essen, Herr.«
    »Das reicht bei weitem.«
    Er berührte das Mädchen am Arm, woraufhin es ihn ansah. »Magst du gern Süßes?«
    »Süßes? Datteln?«
    »Datteln sind süß«, bestätigte er.
    »Bier?«
    Er lachte. »Auch Bier kann süß schmecken. Magst du Bier?«
    »Und wie ich Bier mag!«
    Er lachte noch mal. »Kalam, lass etwas von dem leichten, süßen Bier liefern. Elsa macht das beste.«
    »Vom Krabbenstand?«
    »Ja. Und lass auch ein paar Krabben bringen.«
    Sie gingen auf einer Straße aus gestampftem Lehm. Zu beiden Seiten erhoben sich Gebäude, und in den Gebäuden taten die Menschen die wunderbarsten Dinge. Tausend Düfte stiegen ihr in die Nase, von denen die meisten ihr vollkommen unbekannt waren. Wenn das hier nicht Dilmun war, so war es doch fast so gut. Bestimmt.
    Blumen und Kinder und Frauen und Gelächter und Gesang und Kochen und Rufen ... noch nie hatte sie so viel Neues gesehen.
    Dabei hatte sie schon viel Eindrucksvolleres gesehen.
    Ich muss mir wirklich den Kopf angeschlagen haben, dachte sie. Sonst würde ich doch nicht hören, wie diese Stimme, meine Stimme, Sachen sagt, die ich nicht verstehe. Obwohl ich sie weiß.
    Wieder wurde ihr schummrig.
    »Da wären wir«, sagte der Bärtige.
    »Ich komme gleich wieder«, verabschiedete sich Kalam mit dem sauberen Gesicht und eilte durch eine andere Straße davon.
    »Tritt ein«, sagte der Bärtige zu ihr.
    Die Tür ging auf, und sie trat in einen kleinen Garten. Der vollkommen leer war. Wo waren die dreißigtausend Menschen geblieben?
    »Wasch dir die Hände«, befahl der Bärtige, wobei er Wasser aus einem Lehmkrug in ein Becken schüttete. Er wusch sich Hände und Gesicht, kippte anschließend das Schmutzwasser über eine Pflanze und goss neues Wasser in das Becken. »Für dich.«
    Sie wusch Hände und Gesicht und kippte das Wasser fort. Es war braun vor Schmutz.
    »Du kannst deine Sachen hier abstellen«, sagte er. »Hier sind sie in Sicherheit.«
    Sie setzte die Guf-Haut ab und legte das Messer darauf. Die Tafel mit ihren Schafen behielt sie in der Hand.
    »Lass deine Wunde anschauen«, sagte er. »Komm ins Licht.«
    Das Haus, das höher war als ein Palmbaum, erinnerte sie an eine Schachtel, aus der man, genau über dem Garten, das Mittelstück herausgeschnitten hatte. Der Bärtige ließ sich auf einem Hocker nieder und bedeutete ihr, sich zwischen seinen
    Knien auf den Boden zu setzen. Sie zuckte, als er ihre Haare beiseite schob und Klumpen von vertrocknetem Lehm auf ihre Schultern und Brüste fielen. »Tut es weh?«
    »Nicht besonders.«
    »Wie hast du dir die zugezogen?«
    »Ich ... ich weiß nicht mehr.«
    »Woran erinnerst du dich noch?«
    Sie kaute auf ihrer Lippe, während in ihrem Kopf lauter Bilder aufzuckten: weiße Hände, lange, vliesfarbene Finger, die Mehl und Wasser und Sauerteig mischten. Ein Feuer, das ihr ein sicheres, geborgenes Gefühl vermittelte. Ein heimatlicher Hafen. Dann Schmerzen im Kopf. Erschöpfung. »Ein Feuer«, sagte sie unsicher. »Blaues Licht. Ein schwarzer Tunnel.« Sie zuckte mit den Achseln. »Dann bin ich im Wasser aufgewacht.«
    »Waren da noch mehr Menschen?«, fragte er, immer noch ihren Kopf betastend. »Ein Feuer? Du siehst nicht aus, als kämst du aus einem Brand. Obwohl dir irgendwas auf den Kopf geschlagen sein muss. Die Wunde heilt nicht gut.«
    Das Feuer war nur eine verschwommene Erinnerung, doch waren die Kopfschmerzen irgendwie damit verbunden. Ein fallender Stern mit einem Schweif aus blauem Licht. »Ich kann mich nicht erinnern, das - es ist mir alles ein Rätsel.«
    Ningal tätschelte ihr die Schulter. »Ich glaube, du hast die Krankheit des Vergessens. Das kommt bei Kopfwunden öfter vor. Bald wird dir alles wieder einfallen. Dreh dich um.«
    Sie befolgte seinen Befehl und schaute auf in sein Gesicht. »Na hallo, Sean Connery«, sagte sie.
    Stirnrunzelnd zog er die spitzen Brauen hoch. »Wie bitte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »War das ein Fluch? Bist du besessen, Weib?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Ich weiß es nicht.
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