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Die Goblins 01 - Die Goblins

Titel: Die Goblins 01 - Die Goblins
Autoren: Jim C. Hines
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war!
    Seine beste Chance würde er bekommen, wenn sie sich zum Aufbruch vorbereiteten. Barius bestand darauf vorauszugehen, das bedeutete, dass Jig ihn von hinten überraschen konnte. Darnak würde weiter neben Ryslind gehen, um den Zauberer zu stützen, wodurch sich die Angelegenheit etwas kniffliger gestaltete. Wenn er Barius töten könnte und dann schnell genug bei Ryslind wäre … wenn Darnak nur ein paar Sekunden zögerte …
    Jig zwang sich zu Ende zu essen, obwohl sein Appetit sich verflüchtigt hatte wie ein verängstigter Goblin. Seine Handflächen, die auf seinen Schenkeln lagen, waren feucht, aber er wischte den Schweiß nicht ab; er wollte nichts tun, was seine Nervosität erkennen ließ. Jedem, der in den Tunneln aufgewachsen war, hätte ein Blick auf Klecks verraten, dass etwas in der Luft lag, doch von den Abenteurern wusste keiner diesen Hinweis zu deuten.
    Er wartete, während Darnak sein Ale trank, während Barius geziert an seinem Fleisch kaute, während Ryslind an seinem Wasser nippte. Hatten sie jemals zuvor so lange gebraucht, um eine Mahlzeit zu beenden? Jig glaubte es nicht. Sie wussten, dass er etwas im Schilde führte! Sie wollten ihn quälen, indem sie ihn warten ließen! Wie lange konnte es dauern, das bisschen Brot und Käse aufzuessen? Waren menschliche Zähne so schwach?
    Endlich erhob sich Barius. »Jenseits dieses Tunnels liegt Ruhm!« Er fuchtelte mit einem Arm in Richtung Tunnel. »Endlich wird man mir den gebührenden Respekt erweisen!«
    Jig zwang sich zu warten. Er stand zusammen mit den anderen auf, versuchte die Steifheit aus seinen Beinen zu schütteln und hob seinen Sack mit Gold auf. Dann reihte er sich hinter Barius ein. Es war zwar nicht seine übliche Position, aber das war nicht zu ändern. Er musste jetzt handeln. Er nahm den Sack in die linke Hand und griff mit der rechten langsam nach seinem Schwert. Seine Finger berührten das Heft. Unendlich behutsam zog er die Klinge aus der Scheide.
    Hatten Darnak oder Ryslind etwas bemerkt? Eigentlich hätte sein Körper die Bewegung verdecken müssen. Er wollte sich umdrehen, um sich zu vergewissern, dass sie nichts gesehen hatten, doch er wagte es nicht. Wenn Darnak etwas aufgefallen war, würde er in diesem Augenblick seine Keule zum Schlag erheben. Er fragte sich, ob er das dumpfe Krachen seines eigenen Schädels noch hören würde oder ob er sich einfach vor Tymalous Schattenstern wiederfände, schuldbewusst dem Blick des Gottes ausweichend nach seinem Versagen.
    Würde Schattenstern wollen, dass ich das tue? Jig zögerte. Er hatte versprochen, die Regeln des Gottes zu befolgen, aber Schattenstern hatte sich etwas vagre ausgedrückt, was die genaue Anwendung dieser Regeln betraf. Respektiere sowohl den Schatten als auch das Licht, denn beide haben ihren Platz in der Welt. Was sollte das bedeuten? War Barius das Licht oder der Schatten? Dämliche Metaphern. Allerdings hatte Schattenstern protestiert, als Jig darüber nachgedacht hatte, Riana und die anderen dem sicheren Tod in Straums Hort zu überlassen. Er schien der Meinung zu sein, Töten sollte nur der letzte Ausweg sein. Das war eine sonderbare Philosophie, an die man sich erst einmal gewöhnen musste.
    Mit einem stummen Seufzer steckte Jig sein Schwert wieder weg.
    Das Geräusch der Klinge, die in die Scheide zurückfuhr, erregte Barius’ Aufmerksamkeit. Er wirbelte herum, und sein Blick heftete sich sofort auf das halb entblößte Schwert. Seine Lippen verzerrten sich zu einem entsetzlichen Grinsen.
    »Ich wusste, dass man einem wie dir nie trauen kann«, sagte Barius. Er klang fröhlich. Er hatte endlich eine Entschuldigung gefunden, Jig zu töten, und das hatte er von Anfang an gewollt. Er schob das Zepter der Schöpfung in seinen Gürtel und ließ sein eigenes Schwert ein paar Mal durch die Luft zischen. Weil ihm nichts anderes einfiel, zog Jig sein Schwert auch wieder heraus.
    Prompt schlug Barius es ihm aus der Hand, sodass es quer durch den Raum segelte.
    »Jig!« Riana machte einen Schritt auf ihn zu, doch Darnak packte sie am Arm.
    »Es ist so, wie es sein muss, Mädchen.«
    Sie versuchte sich loszureißen, aber der Griff des Zwergs war eisern. »Warum? Weil dein edler Prinz die Tatsache nicht verkraften kann, dass Jig ihn ein ums andere Mal gedemütigt hat? Vielleicht weiß Jig, dass Barius beabsichtigt ihn zu töten, sobald wir die Oberfläche erreichen. Vielleicht hatte er Angst davor.«
    Ja, er hatte Angst gehabt. Aber jetzt hatte er schreckliche Angst.
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