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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt
Autoren: Harry Hoff
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jetzt, um zu Hause mit Hilfe des neuen Geräts wiederum auf irgendwelche Verbrecher zu stoßen und weiteren Sündern hinter die Schliche zu kommen. Aber das war nicht so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte. Möglicherweise mußte er erst bei Hunderten von Menschen herumtasten, bis er die richtigen fand. Dabei konnte er allerdings die sonderbarsten Entdeckungen machen. Da war ein Bäckermeister in Cincinnati, der seinem Lehrbuben gerade wegen zu locker verrührten Teiges eine Ohrfeige gab, – er vernahm die Gedanken einer Geisha in Tokio, die ihrem Bruder soeben das für sein Studium nötige Geld ablieferte, das sie auf übliche Weise mit ihrer Tanzkunst und mit der Preisgabe ihres Körpers erworben hatte. – Als nächster folgte der Dirigent einer australischen Negerkapelle, der sich beim Komponieren eines Schlagers befand. In Spezia, dem italienischen Kriegshafen, erging sich die Köchin Lucretia Caroizzi in Liebesgedanken, ob ihr Pepito, der Heizer eines sizilianischen Frachters, auch treu sei.
    Immer nur zwischendurch leuchteten die Gedanken amerikanischer Bürger auf. Vielfach waren es harmlose, unbedeutende Dinge, die der Inspektor vernahm. Doch er war mit Geduld gewappnet. Beim zweihundertachtzehnten Fall hatte er endlich wieder einen in New York befindlichen Verbrecher erwischt, einen Bankbeamten, der im Begriff stand, sich einer riesigen Unterschlagung schuldig zu machen. Die Tat des Mannes konnte durch den Inspektor verhindert werden, indem er sich mit dem Bösewicht direkt in Verbindung setzte, ohne daß jemand anderes etwas davon erfuhr.
    Abends saß der Inspektor auch häufig bei Tafts und nahm an den vielfachen Experimenten teil. »Zu schade«, bemerkte er, »daß man sich nicht auf bestimmte Personen einstellen kann!«
    Wilbur nickte. »Ja. Außer auf die bereits einmal Belauschten. Übrigens bitte ich Sie, die Einstellung auf jeden einzelnen genau zu notieren.«
    »Doch nur bei denen, die irgendwie für mich von Bedeutung sind?« meinte Gruth.
    »Nein, bei allen – auch bei dem Bäckermeister in Cincinnati, der Geisha in Tokio und so weiter, von denen Sie uns eben erzählt haben. Ich habe schon meine bestimmte Absicht dabei. Irgendwie wird man vielleicht doch dahinterkommen, wie eine sichere Einstellung unseres Apparates auf bestimmte Personen erreichbar ist. Den Autodieb werden Sie doch gewiß auch noch im Auge behalten, Inspektor?«
    Ja, – den belauschte Gruth weiter, immer von Zeit zu Zeit, wenn er sich dessen gerade entsann. Auf diese Weise wurde er mit dem intimsten Leben eines anderen Menschen, in diesem Falle eines Verbrechers, bekannt. Adolph Cumberland nannte er sich. Er war der Anführer einer Gangsterbande, die sich vorwiegend mit Autodiebstählen befaßte. Es war ein glücklicher Zufall, daß der Inspektor gerade in einem Augenblick auf den Verbrecher einschaltete, als er folgenden Überlegungen nachging:
    ›... Verfluchtes Pech war das doch mit der Limousine gestern! Wie mag nur dieser verdammte Inspektor dahintergekommen sein? Alles hatte so schön geklappt – und dann trotzdem noch! Aber mit solchen Zufällen muß man ja rechnen. Die anderen Wagen sind wenigstens sichergestellt, – und meine sechzigtausend Dollar, die ich auf diese Weise inzwischen ergattert habe, liegen in der Wäschetruhe bei Mary auch gut versteckt. Mary wird mich ja nicht im Stich lassen. Gut, daß sie durch ihren Plättladen in der 64. Straße so gut getarnt ist. Kein Mensch ahnt bisher, daß sie uns in die Hände arbeitet. Fabelhaft macht sie das, wenn sie Gelegenheiten für uns erspäht, oder wenn sie, in elegantester Kleidung, wie selbstverständlich, als sei sie die Besitzerin, einen Wagen besteigt, – und wie sie dann mit der Kiste davonbraust! Ob sie wohl heute den großen Achtzylinder erwischt, der immer unbewacht vor der Volksbank steht? ...‹
    Der Achtzylinder wurde von ihr nicht erwischt – aber sie selbst von Inspektor Gruth; gerade, als sie sich an den Wagen heranmachen wollte, legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Dann ging's mit ihr zu dem Plättladen. Ein zweiter Beamter wurde herangezogen. Gruth schritt auf die Truhe zu. »Siehst du, mein schönes Kind«, erklärte er der Verblüfften, »da ist ja das hübsche Möbel, in dem du die 60 000 Dollar für deinen Adolph verborgen hältst! Rück mal heraus damit!« – Und schon hatte er die Truhe geöffnet, die Wäsche beiseitegeschoben und den Betrag konfisziert.
    Auf diese Art kam der Inspektor noch hinter mancherlei Schandtaten,
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