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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt
Autoren: Harry Hoff
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mich – so hatte doch dieser Halunke am Telefon gesagt! Der Warner! Unbegreiflich. Er muß schon ein Telepath sein, ein Mann, der die Gedanken eines anderen lesen kann. Der meine Absicht, die Alte umzubringen, erraten hat. Verdammt ja. Schade, daß es so kommen mußte. Vielleicht aber war es auch gut so ...‹
    Wilbur nahm die Kontakte ab, räumte Gloria den Platz ein, ließ sie nun lauschen.
    Mit großer Spannung beobachteten die Brüder ihr Mienenspiel. Ob sie etwas vernehmen konnte –?
    Schon strafften sich ihre Züge. Mit bebenden Fingern hielt sie die beiden Kontakte an ihre Schläfen gepreßt. Um ihren Mund glitt ein bitterer Zug. Ihre Augen sind plötzlich weit aufgerissen, als sähe sie den, dessen Gedanken sie hier vernehmen konnte.
    ... ›... wenn die Sache geglückt wäre, würde ich jetzt Millionär sein. Tante Mary würde die Medizin erst am nächsten Tage genommen haben – da war ich fort. Nicht der geringste Verdacht wäre auf mich gefallen. Ich hatte mein Alibi! Aber so – verdammt ja! – Und Gloria? Nun muß ich auch sie auf diese Weise verlieren. Wenn ich sie später geheiratet hätte, wäre das ganze Vermögen mein eigen geworden. Mit Ellen hätte ich trotzdem nicht gebrochen. Ich hätte das Verhältnis heimlich weitergeführt. Endlich wäre ja eine spätere Trennung möglich gewesen. Aber sie durfte natürlich nicht ahnen, daß ich sie nur aus Vernunftgründen heiraten wollte. Schließlich kann ich ja schauspielern. Am Ende ist überhaupt ein Schauspieler an mir verloren gegangen ...‹
    Gloria horchte weiter. Sie wurde abwechselnd blaß und rot. Ihre Erregung wuchs. Sie zitterte. Diese Erkenntnis erschütterte sie. Es war, als habe sie einen Hieb erhalten. Welch ein Erlebnis, in die Gedankenwelt eines anderen einzudringen, seine geheimsten Vorstellungen, Wünsche und Hoffnungen zu erlauschen!
    Es dauerte lange, bis sie die Kontakte von ihren Schläfen zurückschob. Ihr Atem ging hastig und aufgeregt. Scheu erhob sie sich und trat von der Apparatur zurück.
    Die Brüder verstanden ihre Erregung nur all zu gut – obwohl sie nicht mitgelauscht hatten. Beide versuchten sie zu beruhigen. Wilbur setzte ihr ein Glas Kognak vor, das sie gierig trank. Tatsächlich bedurfte sie einer Stärkung. Sie hatte Dinge vernommen, die ihr die Schamröte ins Gesicht trieben. Ihr Blick war noch abwesend, wie in weite Fernen gerichtet.
    »Eine geniale – aber auch eine sehr indiskrete Erfindung!« stammelte sie. Mit keiner Silbe spricht sie von dem, was sie vernommen hat.
    George ergriff das Wort. »Ich möchte Sie bitten«, bemerkte er, »dieses Erlebnis einstweilen geheim zu halten. Immerhin dürfen Sie stolz darauf sein, nach uns beiden als erster Mensch sich dieses Gerätes bedient zu haben.«
    »Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen«, erklärte Gloria, »Ihrem Wunsche komme ich gerne nach. Aber das sage ich Ihnen ganz offen: mir graut vor dieser Erfindung! Ich weiß nicht, warum. Sie reißen damit alle Schranken ein, die zwischen den Menschen gezogen sind. Und wenn ich bedenke, daß Sie sich nun auch auf meine Gedanken einrichten können –«
    »Seien Sie unbesorgt«, sagte Wilbur, »das geht noch nicht. Wie mein Bruder bereits bemerkte, sind wir vorläufig noch auf Zufälle angewiesen. Jeder Mensch hat seine eigene Schwingung, so wie jeder einzelne auch seinen eigenen, nur ihm persönlich eigentümlichen Fingerabdruck besitzt. Wahrscheinlich würden wir uns auf tausende, hundertausende, ja millionen Schwingungen einstellen müssen, bevor wir gerade an Ihre Gedanken Anschluß gefunden hätten. Und dann – woher wüßten wir gleich, daß es die Ihrigen sind, wenn Sie gerade etwas Belangloses denken? So einfach ist also die Sache noch lange nicht.«
    »Demnach ist es tatsächlich nur ein Zufall gewesen, daß Sie meinen Vetter entdeckten?«
    »Ja. Die Mordgedanken machten uns stutzig«, erklärte Wilbur, »und darum lauschten wir weiter mit – so lange, bis wir Gewißheit hatten, um wen es sich handelte, na – und dann griff ich ein.«
    »Wie soll ich Ihnen das danken?« Gloria blickte den jungen Menschen fest an. Abermals kam ein freudiges Leuchten in ihre Augen.
    »Sie danken es uns am besten, indem Sie unserer Bitte um Verschwiegenheit nachkommen. Dafür wollen wir Sie auch gerne weiter auf dem Laufenden halten, was die Erfindung betrifft.«
    Auf Glorias Wunsch hin gab ihr George noch einige Erklärungen über die Art und Wirkungsweise des Apparates ab. Dann empfahl sich das junge Mädchen ohne von
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