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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt
Autoren: Harry Hoff
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einstweilen nicht, woher ich meine Kenntnisse habe. Kann die Leute ja sonstwie beobachtet haben. Donner ja – auf diese Weise werde ich noch alle möglichen Verbrechen entdecken. Nicht auszudenken! Die Gangsterwelt kann sich jetzt gratulieren, und ich – ich gratuliere euch beiden zu dieser phänomenalen Erfindung. Jungs! Darüber müssen wir uns noch eingehender unterhalten. Aber jetzt will ich – jetzt muß ich das Auto erst einmal sicherstellen.«
    Und der Inspektor jagte davon.
     
    Gloria, immer noch ganz benommen von ihrem sonderbaren Erlebnis, ist in die Villa ihrer Tante zurückgekehrt. In ihrem Inneren war alles durcheinandergewirbelt, ja, es war, um an sich und aller Welt irre zu werden. Sie hatte immerhin auf Orville etwas gehalten, ja, mehr als dies, – hatte sie sich doch schon manchmal gefragt, ob das, was sie ihrem Vetter gegenüber empfand, nicht gar etwas mehr, als nur eine verwandtschaftliche Zuneigung war.
    Er hatte ihr offenkundig den Hof gemacht, hatte auch andeutungsweise ihr schon seine Neigung zu verstehen gegeben und auf Festlichkeiten, beim Tanzen mit ihr, den Eifersüchtigen gespielt. Aber, daß alles dies nur Berechnung gewesen war, grausam kalte Berechnung, – und daß er in Wirklichkeit eine ganz andere liebte, eine gewisse Ellen, das hätte Gloria doch kaum für möglich gehalten. Nun aber war es ihr unumstößlich gewiß geworden, hatte sie doch seine eigensten, innersten Gedanken belauscht, bei denen es keine Täuschung und kein Verstellung gab.
    Gloria schauderte bei der Vorstellung, daß etwa auch ihre eigenen Gedanken auf diese Weise abgelauscht werden könnten – obwohl sie eigentlich nichts zu verbergen hatte. Doch das Bewußtsein, belauscht zu werden, hatte etwas Erschütterndes. Die Entdeckung der Brüder Taft mußte ungeahnte Auswirkungen zeitigen, Auswirkungen, deren Tragweite heute noch nicht zu erkennen war. Das junge Mädchen konnte sich vorstellen, daß die Erfindung bei vielen Menschen einen Sturm der Entrüstung auslösen würde. Wurde dadurch nicht jede Persönlichkeit aufgehoben und profaniert? Jetzt gab es keine Geheimnisse mehr, weder in der Diplomatie, noch im privaten Leben. Keiner konnte dem anderen mehr etwas vormachen. Gewiß, die Erfindung würde der absoluten Wahrheit zum Siege verhelfen. Aber um welchen Preis?
    Ob sich die beiden Brüder das alles schon klar gemacht hatten? Ein großer Unfug konnte mit dieser Erfindung getrieben werden. Auch das war dabei zu beachten.
    Vielleicht hatte man sie inzwischen auch schon entdeckt.
    Sie mußte an Wilbur denken. Er hatte gleich einen tiefen Eindruck auf sie gemacht. Es war wie das Überspringen eines Funkens gewesen, als er zum erstenmal in ihr Blickfeld trat. Aber ein wenig hatte sie dieses Empfinden auch schon bei George gehabt. War es nicht seltsam, daß ihr die beiden Brüder sofort ihr Vertrauen schenkten – daß sie ihr gegenüber so offen von ihrer Erfindung sprachen, die doch eigentlich noch geheim bleiben sollte? Steckte vielleicht mehr dahinter, als ein gewöhnliches Mitteilungsbedürfnis?
    Wie gerne hätte sie lange noch an dem seltsamen Kasten, in dem durch eine winzige Glasscheibe mehrere glühende Fäden erkennbar waren, die Gedanken ihres Vetters weiter belauscht, wenn es ihr nicht zu dreist und unverschämt erschienen wäre! Überhaupt – merkwürdig war das gewesen! Ihr eigenes Denken blieb ausgeschaltet. Es war so, als schöbe ihr jemand Gedanken zu.
    Irgend ein Klang war nicht zu vernehmen. Doch Vorstellungen, die mit den Gedanken verbunden waren, drangen mit Lebhaftigkeit auf sie ein.
    Was hatte Wilbur zu ihr gesagt? Daß die Sache noch in den Anfängen stecke und alles nur Zufall sei? Sicherlich hatten die Brüder noch viel zu berechnen und durchzudenken, zu experimentieren und zu ermitteln. Nein, gleich morgen konnte sie noch nicht wieder zu ihnen gehen. Es war nur schade, daß sie sich mit der Tante noch nicht darüber aussprechen durfte. Der gegenüber mußte es ›Telepathie‹ sein.
     
    Der Wagen 38 331 konnte in der Garage des Sebastian Willos durch Inspektor Gruth rechtzeitig sichergestellt, – die Diebesbande konnte verhaftet werden. Für sie war Gruths Zugriff vollkommen überraschend geschehen.
    Bald darauf wurde Gruth zum Polizeidirektor gebeten. Der wollte erfahren, wie sein Inspektor dahintergekommen sei. Gruth bediente sich verabredungsgemäß einer Ausrede. Zufällig habe er ein Gespräch belauscht. Er gab eine glaubhafte Schilderung.
    Jede freie Stunde benutzte er
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