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Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Titel: Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)
Autoren: Bernd Perplies , Christian Humberg
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Kapitel 1
    Eine unerwartete Freundschaft
    „He, bleib stehen, du Dieb !“ Tomrin drückte dem überraschten Alfert den Korb mit Äpfeln in den Arm, den er für ihn getragen hatte. Dann drehte er sich um und sprintete los.
    „Herr Tomrin, wo wollt Ihr hin ?“ , rief ihm der alte Diener seiner Familie verzweifelt nach. „Ihr könnt doch nicht einfach davonlaufen .“
    „Keine Sorge, Alfert. Ich bin gleich wieder da“ , erwiderte Tomrin. Der Junge mit dem strohblonden Haar blickte kurz über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Alfert ihm nicht folgte. Manchmal versuchte er, ihm nachzueilen. Natürlich konnte er in seinem Alter den Jungen unmöglich einholen. Aber er war nicht immer klug genug, das auch einzusehen.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Tomrin plötzlich ein großes Hindernis. Er richtete den Blick wieder nach vorn und riss die Augen auf, als er den Eselskarren sah, der von links herangerumpelt kam. Ohne nachzudenken, machte der Junge einen Satz zur Seite. Gerade noch rechtzeitig! Er verfehlte das Gefährt nur um Haaresbreite.
    Tomrin unterdrückte einen Fluch und rannte weiter. Auf dem Marktplatz von Bondingor herrschte ein furchtbares Gedränge. Menschen, Zwerge, Elfen und Angehörige anderer Völker schoben sich durch die Gassen zwischen den Verkaufsständen. Händler priesen mit lautem Geschrei ihre Waren an, und Spielleute und Gaukler unterhielten die Besucher mit Musik und allerlei Kunststückchen. Es kam Tomrin so vor, als habe sich die halbe Bevölkerung der Stadt hier zum Einkauf eingefunden. Das war wirklich kein Ort für eine Verfolgungsjagd! Vor allem, wenn der Gejagte ein junger Zwerg war, der flink wie ein Hase an den hölzernen Buden und Ständen vorbeiflitzte.
    Doch der Zwerg hielt den Geldbeutel des rothaarigen Mädchens in der Hand. Sie hatte gerade neben Tomrin und Alfert Kartoffeln und Kohl gekauft, als der Dieb zugeschlagen hatte. Damit würde Tomrin ihn nicht entkommen lassen. Schließlich war er der Sohn des Hauptmanns der Stadtgarde von Bondingor, und damit ging eine gewisse Verpflichtung einher.
    Tomrin verdoppelte seine Anstrengungen, den Zwerg einzuholen. Er sprang über einige Bastkörbe, die ihm im Weg standen. Gleich darauf musste er einer schnatternden Gnomenfamilie ausweichen. Dann zog er den Kopf ein, als er unter den an einem Balken hängenden Kesseln und Pfannen eines Topfmachers hindurcheilte. „Haltet den Dieb !“ , rief er den Umstehenden zu.
    Ein hünenhafter Kerl, der aussah wie ein Landarbeiter, versuchte, den Zwerg zu ergreifen. Dieser wich den träge zupackenden Pranken allerdings ohne Schwierigkeiten aus. Zugleich stieß der Dieb einen bunt gekleideten Elfen zur Seite, der ihm unabsichtlich den Weg verstellte – der Unglückliche landete mit einem überraschten Aufschrei in der stark riechenden Auslage eines Flussfischers.
    Keine zwanzig Schritte später hatte der Zwerg das Ende des kreisrunden Marktplatzes erreicht. Mit wehender Kapuze floh er in eine schmale Seitengasse.
    Tomrin folgte ihm, ohne nachzudenken.
    Er handelte oft, ohne vorher nachzudenken. Natürlich geschah es stets in guter Absicht. Trotzdem hatte er sich dadurch schon mehr als einmal in Schwierigkeiten gebracht. Aber das konnte Tomrin nicht aufhalten. Manchmal musste man einfach losstürmen oder lautstark seine Meinung sagen, anstatt immer nur zu grübeln, ob das in diesem Augenblick eine gute oder eine schlechte Idee war.
    Das hatte Tomrin von seinem Vater geerbt, der früher ganz genauso gewesen war. Jedermann hatte Ritter Ronan Bärenherz von Wiesenstein als tollkühnen Mann der Tat gekannt. Das war, bevor ihm Baron Berun von Bondingor die Verantwortung für die Stadtgarde übertragen hatte. Heute dachte Ritter Ronan erst einmal nach, bevor er das Schwert zog. Vielleicht würde Tomrin auch so werden – in ein paar Jahren, wenn er erwachsen war.
    Doch jetzt war Tomrin zwölf und ließ sich meistens von seinen Gefühlen leiten. Daher rannte er dem jungen Zwerg weiter hinterher. Er war wild entschlossen, den Dieb zu stellen. Leider hatte er in seinem Eifer vergessen, wie verwinkelt das Labyrinth aus Gässchen und Straßen in der Altstadt südlich des Marktplatzes war. Der Zwerg hingegen kannte sich verflixt gut hier aus. Innerhalb weniger Augenblicke war er um Hausecken herum und durch schmale Durchgänge zwischen den Gebäuden verschwunden.
    Für eine kurze Weile folgte Tomrin noch dem Echo der Schritte des Diebes auf dem Kopfsteinpflaster. Doch dann verstummte auch das. Und
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