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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien
Autoren: Timo Parvela
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Die Abreise
    Mein Name ist Ella. Ich gehe immer noch in die zweite Klasse. Das liegt daran, dass ich sitzen geblieben bin. Alle anderen in meiner Klasse sind auch sitzen geblieben, sogar unser Lehrer. Uns Kinder hat die Direktorin sitzen bleiben lassen, weil wir am Ende des Schuljahrs das Einmaleins nicht konnten, und den Lehrer hat sie sitzen bleiben lassen, weil er es uns nicht beigebracht hat. Dabei hat er’s versucht. Aber unsere Klasse ist trotzdem nett und unser Lehrer auch. In letzter Zeit macht er uns nur ein bisschen Sorgen. Er verspätet sich dauernd.
    Zum Beispiel an dem Sommermorgen, als das Schuljahr schon seit über drei Wochen um war: Da warteten wir mit unseren Eltern auf einem Landungssteg im Hafen, und er verspätete sich, obwohl wir Punkt acht Uhr verabredet hatten. Wir, das war unsere Clique: Mika, Timo, Hanna, Tiina, Pekka, ich und unser Klassenrambo, der eigentlich Pertti heißt.
    Die Sonne wärmte den Steg, an dem die Pekka Superstar vertäut war. Die Pekka Superstar ist ein kleines Schiff, das der berühmten Rocksängerin Elvira gehört. Wir hatten Elvira geholfen, als ihr Mann sie aus der Wohnung schmeißen wollte. Oder eigentlich war sie schon von selber ausgezogen, und Elviras Mann war der Vermieter unseres Lehrers und hatte den rausschmeißen wollen. Mit seiner ganzen Familie! Aber da hatten wir eingegriffen, also unsere Clique, und alle gerettet: Elvira und den Lehrer mit seiner Familie. 1 Und zum Dank hatte Elvira versprochen, uns ihr Schiff zu leihen, und der Lehrer hatte versprochen, mit uns Ferien auf dem Meer zu machen. Seine Frau wollte auch mitkommen, und das freute uns. Sie ist nett, obwohl sie die Lehrerin der Parallelklasse ist, die wir nicht so nett finden. Schade war nur, dass der Lehrer und seine Frau nirgends zu sehen waren.
    Wir hatten alle Seemannspullover an und Sturmregenjacken mit Kragen bis über die Ohren und oben drüber Rettungswesten. In der Sonne war das ganz schön heiß.
    Dann waren plötzlich Ringe auf dem Wasser, als hätte jemand unsichtbare Steine ins Hafenbecken geschmissen.
    Â»Das sind Seeungeheuer«, behauptete Mika.
    Â»Seeungeheuer sind nicht so klein«, wusste Timo. Timo weiß alles, er ist unser Klassengenie.
    Â»Wahrscheinlich sind es Seeungeheuer junge «, sagte Mika. »Seeungeheuer nagen einen ganzen Elefanten in einer halben Minute bis auf die Knochen ab.«
    Â»Du redest von Piranhas«, sagte Hanna. Hanna tut immer ein bisschen erwachsen.
    Â»Nein, von Elefanten«, stellte Mika richtig.
    Â»Noch ein Wort, und dein Elefant hat einen Knoten im Rüssel«, drohte der Rambo.
    Â»Sowieso leben Piranhas und Elefanten auf unterschiedlichen Kontinenten«, wusste Timo.
    Â»Sowieso ging’s eigentlich um Seeungeheuer«, brummelte Mika.
    Â»Wahrscheinlich sind es ganz normale kleine Fische«, sagte Tiina. Tiina hat für alles immer eine ganz normale Erklärung.
    Â»Ich verstehe nicht, wie ganz normale kleine Fische einem Elefanten einen Knoten in den Rüssel machen können sollen«, wunderte sich Pekka. Pekka ist unser Klassendödel, und wir hatten keine Lust, ihm noch mal alles von vorne zu erklären. Uns wurde nämlich immer heißer.
    Â»Darf man seine Regenjacke ausziehen?«, fragte ich.
    Â»Nein. Auf dem Meer kann es jederzeit regnen«, sagte mein Vater.
    Â»Und den dicken Pullover?«, fragte Tiina.
    Â»Nein. Auf dem Meer kann es jederzeit stürmen«, sagte Tiinas Vater.
    Â»Und die Rettungsweste?«, fragte Hanna.
    Â»Nein. Ein Schiff auf dem Meer kann jederzeit untergehen«, sagte Hannas Mutter.
    Â»Darf man wenigstens seine Mütze und seine Handschuhe ausziehen?«, fragte Mika.
    Â»Nein. Hast du auch bestimmt deine Ersatzhandschuhe dabei?«, sorgte sich Mikas Mutter.
    Â»Von mir kriegt jeder was auf die Mütze, der verlangt, dass ich was ausziehen soll«, drohte der Rambo.
    Â»Unser Sohn ist so fantasievoll!«, staunte sein Vater.
    Â»Papa, darf ich mich ausziehen?«, fragte Pekka seinen Vater.
    Â»Klasse Idee!«, rief Pekkas Vater begeistert.
    Dann fingen er und Pekka an, sich auszuziehen, und merkten gar nicht, dass das Auto des Lehrers angekurvt kam.
    Erst stieg unser Lehrer aus dem Auto, dann seine Frau und dann noch eine Tante, die wir nicht kannten. Wenn man überlegte, dass sie alle drei auch ihr Gepäck und ihre Rettungswesten und einen Rettungsring mitbrachten, waren in dem Auto ziemlich viele Leute und
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