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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien
Autoren: Timo Parvela
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erkältete.
    Der Anfang unserer Reise war sehr schön. Sogar der Lehrer sah endlich zufrieden aus. Er schaute blinzelnd aufs Meer und lächelte, wahrscheinlich weil die Reisetante ihm versprochen hatte, dass er ganz bestimmt auch mal ans Steuer durfte. 2 Er müsse nur brav sein und warten, bis er an der Reihe war, sagte sie. Mikas Mutter und die Frau des Lehrers waren in der Kajüte unter Deck, und meine Freunde und ich lagen auf dem Vorderdeck in der Sonne.
    Â»Wenn ich groß bin, werde ich Seeräuberin«, verkündete Hanna.
    Â»Ich wäre, wenn ich groß bin, gern Matrosin auf einem Kreuzfahrtschiff«, dachte ich mir aus.
    Â»Wenn ich groß bin, werde ich Kapitän«, beschloss Timo.
    Â»Ich befördere jeden in den Mastkorb, der mich, wenn ich groß bin, auf ein Schiff lotsen will«, drohte der Rambo.
    Â»Und ich will überhaupt nicht groß werden«, seufzte Pekka.
    Mika sagte nichts, er war nämlich seekrank. Und Tiina dachte lange nach, bevor sie was sagte.
    Â»Wenn ich groß bin, werde ich Meerjungfrau«, sagte sie schließlich. »Dann helfe ich Menschen, die in Seenot sind. Ich lotse Schiffe von Unwettern fort und bin so schön, dass meine Schönheit die Seeleute blendet. Eines Tages verliebt sich dann ein Seemann unsterblich in mich, aber wir können einander niemals kriegen, weil ich im Meer bleiben muss.« Tiina seufzte.
    Â»Als Seejungfrau könnte es schwierig werden, mit dem Fahrrad zu fahren«, vermutete Timo.
    Â»Oder Fußball zu spielen«, wusste Pekka.
    Â»Und ich bin allergisch gegen Fisch«, sagte Mika.
    Aber wir Mädchen fanden Tiinas Traum trotzdem unheimlich romantisch.
    Â»Egal, was wir mal werden – in jedem Fall werden wir irgendwann erwachsen«, sagte Hanna irgendwann. »Könnt ihr euch das vorstellen?«
    Wir versuchten es, aber es fühlte sich seltsam an, das fanden alle. Es war zum Beispiel schwierig, sich Hanna verheiratet vorzustellen. Oder Mika mit dem Batman-Umhang und der Batman-Maske, die er bei jeder Gelegenheit anziehen wollte, bei der Arbeit. Je mehr wir darüber nachdachten, desto seltsamer wurde es. Wie zum Beispiel sollte Timo, der später mal die Welt retten wollte, die Welt retten, wenn er dabei einen Aktenkoffer tragen und eine Krawatte anhaben musste? Und wie würde ich den Leuten mal erklären, dass alle meine Freunde immer noch in der zweiten Klasse waren? Oder was, wenn der erwachsene Rambo ständig drohte, seinem Chef eins auf die Brille zu brezeln? Oder dem Polizisten eins aufs Knöllchen? Nachher würde man ihn noch ins Gefängnis stecken! – Das Erwachsenwerden konnte einem echt ein bisschen Angst machen.
    Aber jetzt lagen wir erst mal gemütlich auf dem Vorderdeck und schauten in den Himmel. Wir entfernten uns vom Land, und anscheinend tat das auch der Reisetante gut. Sie lachte sogar, als der Lehrer ihr einen Tauschhandel vorschlug: Er wollte die Kapitänsmütze gegen sein Fernglas tauschen.
    Â»Eigentlich hatte ich die Mütze nämlich für mich selbst gekauft«, sagte der Lehrer.
    Â»Und weißt du was? Das macht gar nichts«, lachte die Reisetante.
    Da seufzte der Lehrer und ging aus dem Führerhäuschen und saß für den Rest des Tages beleidigt vorne im Bug.
    Gegen Abend näherten wir uns dann einer Insel, die aus der Ferne betrachtet wie eine liegende Robbe aussah. Am einen Ende ragte ein hoher Felsen aus dem Wasser, in der Mitte war ein lang gestreckter waldbedeckter Hügel, und am anderen Ende sah man einen glatten Felsen, das war die Schwanzflosse der Robbe.
    Die Reisetante steuerte das Schiff geschickt in eine Bucht direkt an der Schwanzflosse. Wir bildeten eine Kette und reichten unsere Zelte, Schlafsäcke und was wir sonst für unser erstes Nachtlager brauchten von Hand zu Hand vom Schiff aufs sichere Land. Pech war nur, dass der Lehrer auf dem glatten Schwanzflossenfelsen ausrutschte und ins Meer klatschte.
    Â»Klasse Idee!«, rief Pekkas Vater und sprang dem Lehrer hinterher.
    Â»Klasse Idee!«, riefen auch meine Freunde und ich, denn es war trotz des Fröstelns nach dem ersten Bad ein ausgesprochen heißer Tag gewesen.
    Â»Kindische Idee!«, schnaubte die Reisetante.
    Nur sie, die Frau des Lehrers und Mikas Mutter gingen nicht schwimmen. Sie machten inzwischen ein Lagerfeuer und bauten die Zelte auf.
    Â»Mikas Mutter hat erzählt, dass ihr Mann sieben Anzüge besitzt, einen für jeden
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