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Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Autoren: Monika Rohde
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Prolog
     
    San Francisco
    Freitag, 1 .April 
    Den ganzen Tag war die Stadt wie so oft in Dunst gehü llt gewesen. Erst vor zehn Minuten war die Sonne durchgebrochen.
    Joanne warf die Autotü r zu. Jetzt sieht sie doch ziemlich erschöpft aus, dachte Marc. Aber als sich ihre Augen trafen, kam ihr Lächeln zurück und sie war wieder sie selbst, voller Tatkraft und Energie. Beladen mit ihren Tüten ging sie vor ihm die Treppe hinauf. Ihr langes, dunkles Haar wippte vor seinen Augen. Nur noch sieben Tage, dachte er.
    Sie schloss die Wohnungstür auf und ging durch den kleinen Flur in das lichte, gemütliche Wohnzimmer, wo sie ihre Einkäufe achtlos auf den Boden stellte. Er drehte sich um und verschloss die Wohnungstür von innen. Sie ging hinauf ins Schlafzimmer und sah sich nach Marc um, der ihr gefolgt war. Wehmütig blickte sie aus dem Fenster zur Bay hinunter, dem blau-silbrig glänzenden Meer, vor dem die Dächer der Häuser sanft in der Abendsonne leuchteten. Sie nahm dies Bild, das ihr so viel bedeutete, in sich auf. Hier hatte sie zuerst allein und dann zwei Jahre mit Marc gelebt, hier war alles mit Erinnerungen erfüllt. Sie wäre so gern geblieben.
    » Hier in unserer Wohnung ist San Francisco am allerschönsten«, sagte sie und es klang jetzt wirklich traurig. Er wusste, dass sie die Stadt liebte und Angst vor ihrem Umzug nach Los Angeles hatte, vor der Ausdehnung der monströsen Stadt und ihrer überall drohenden Kriminalität. Ihr Leben würde sich vollkommen verändern, das war auch ihm bewusst. Keine nächtlichen Spontanausflüge mehr hinunter in das Zentrum, dessen kleine Kneipen und Restaurants ihnen vertraut waren. Alles würde zeitaufwendiger, größer, stressiger und fremd sein. Und das alles für die neuen Jobs.
    » Hättest du gedacht, dass Heiraten so anstrengend ist?«, fragte sie, das Thema wechselnd. »Wir hätten nach dem Examen doch erst einmal Zeit für uns haben müssen. Einmal ohne Lerndruck unsere Freiheit genießen und einfach machen, was wir wollen. Lange schlafen, in Ruhe ausgiebig frühstücken, schwimmen, abends wundervoll essen und tanzen bis zum Umfallen. So steckt uns der Abschlussstress noch in den Knochen und nun die ganzen Vorbereitungen …«
    Marc nahm sie in die Arme.
    »Ich weiß ja, dass mein neuer Job der Grund für diese Terminenge ist. Der fängt eben in zwei Wochen an und dann ist an Urlaub nicht mehr zu denken«, und wahrscheinlich nicht einmal mehr ans Heiraten, dachte er ironisch.
    »Aber wir haben wenigstens ein paar Tage für uns am Meer. Ich freue mich auf unsere kleine Insel, auf der wir nur für uns beide da sind. Und dein Brautkleid? Wie wird es?«
    Sie warf sich in ihren Lesesessel und streifte die Schuhe ab, ließ sie zufrieden auf den Boden fallen. »Es wird wirklich hübsch – ich hoffe, du magst die Kombination Braun und Dunkelgrün.«
    Marc wollte gerade entsetzt protestieren, als er den Schalk in ihren Augen sah. Er ging zu ihr, setzte sich auf die Sessellehne. »Und ich hoffe, mein grün - blauer Anzug passt dazu«, alberte er und beugte sich über sie. Ihr Mund kam ihm entgegen …
    Es klingelte.
    »Das ist bestimmt schon John. Warum kommt der Kerl bloß immer zu früh?«
    Widerstrebend machte er sich von Joanne los. Sie schlü pfte unter seinen Armen durch und lief hinunter zur Tür.
    » Ich koche aber heute nicht, lasst uns Essen gehen, zu Vito’s«, rief sie über die Schulter, als sie den Schlüssel umdrehte und die Tür öffnete.

K apitel 1
     
    Sonntag, 3. April
    Die ö sterreichischen Berge schienen am Abteilfenster vorbei zu schweben. Manchmal verschwammen sie und Lene merkte daran, dass sich Tränen in ihren Augen gesammelt hatten. Sie konnte es noch nicht begreifen, dass sie jetzt, statt zur Hochzeit von Joanne und Marc zu fliegen, auf dem Weg zu deren Beerdigung war.
    So zauberhaft waren die ersten Frü hlingstage im versteckten Tal in Hinterglemm gewesen. Dieser blaue Himmel über den überraschend grün aus dem Schnee auftauchenden Weideflächen, die erwachenden Bäume, deren Stämme und Äste Frühlingsfarben, Leben zeigten, lange bevor die Blätter kamen und die zwischen den dunkelgrünen Tannen zu warten schienen, berührten sie immer wieder. Der Fluss rauschte lauter als in den anderen Jahreszeiten, reißend mit sich überschlagenden weißen Wellen. Die Luft war klar. Schneeschmelze. Sie liebte diese Zeit in den Bergen in ihrer Ferienwohnung. Machte jeden Tag lange Wanderungen und atmete tief durch. Sie genoss die Ruhe, in der
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