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Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Autoren: Monika Rohde
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die Tage dahinflossen und war einfach dankbar für diesen Urlaub, den sie sich seit langem endlich hatte nehmen können.
    Und in ein paar Tagen, in der letzten Woche ihres Urlaubs, sollte dann die Hochzeit ihrer Cousine in Kalifornien sein, ihrer viel jüngeren Cousine Joanne, die nur drei Monate älter als ihre Tochter Sophie war.
    Sophie - sie hö rte noch deren verzweifeltes Weinen am Telefon heute Morgen. »Mama, sie ist doch wie meine Schwester«, sagte sie. »Sie kann doch nicht tot sein!«
    Seit dem ersten Aufenthalt des amerikanischen Teils ihrer F amilie in Deutschland hatte sich diese Nähe zwischen den beiden Mädchen entwickelt. Sie waren damals vierzehn und hatten in den wenigen Wochen das Wissen über ihrer beider Leben nachgeholt, zumindest in allem, was ihnen wichtig erschien. Sophie hatte zäh ihr Schulenglisch eingesetzt und Joanne ihr weniges - vom Vater gelerntes - Deutsch.
    Danach wurde Englisch das Lieblingsfach ihrer Tochter. Die beiden Cousinen hatten sich regelmäßig Briefe geschrieben, manchmal hatten sie sogar telefoniert. Nach dem Abitur hatte Sophie von ihrem Vater einen Flug in die USA, nach Los Angeles, geschenkt bekommen, wo sie von Joanne und ihrer Familie abgeholt und nach Hause, nach Bakersfield gebracht worden war. Später dann noch einmal ein Gegenbesuch der »Amerikaner« - back to the roots -   jetzt für die gerade erwachsenen Kinder, Joanne und ihre beiden jüngeren Brüder Thomas und Matthew. Wie hatten sie diese Tage genossen!
    Lenes Mutter hatte damals, nachdem sie immer wieder erzählen musste, wie es früher war, das Thema der Familienchronik aufgegriffen. Sie hatte die Tagebücher ihrer Mutter hervorgeholt und sie durch ihre eigenen Erinnerungen ergänzt.
    » Für euch, unsere Nachkommen - sonst geht das alles einfach verloren«, hatte sie gesagt. Und dann noch nachdenklich hinzugefügt: »Und dafür ist zu viel Ungewöhnliches in unserer Familie passiert.«
    Lene dachte ü ber diese Worte nach. Jetzt noch ein Mord, acht Tage vor der Hochzeit. Auch wahrhaft ungewöhnlich, fügte sie bitter hinzu.
    D ie Polizei wollte den Fall bereits abschließen, hatte Will, Lenes Onkel, am Telefon gesagt. Will hat recht, ich muss zu ihnen, war alles, was Lene denken konnte. Sie hatte in einer tiefen Traurigkeit gepackt. Ihre Gefühle waren auch die einer Mutter, die den Schmerz von Samantha und Will mit empfand. Diesen Albtraum aller Eltern, die ewige Angst das eigene Kind zu verlieren. Sie dachte an die Augenblicke, wenn da ein Baby war und sie ins Kinderzimmer lauschte, ob die Atemzüge noch zu hören waren. Der Schulweg. Immer ging ein Stück Angst mit, immer weiter bis zur Discozeit, wenn Sohn oder Tochter mit dem Auto unterwegs waren, den Führerschein hatten und sie heimlich nachts, wenn sie wach wurde, ans Fenster schlich und aufatmete, wenn draußen das Auto stand. Sie waren heil zurück! Bitte, lass mich sie nie verlieren, hatte Lene so oft zu einer höheren Macht gebetet.  
    Will und Sam hatten jetzt ihre Tochter verloren. Und die anderen Eltern ihren Sohn. Und das unfassbar durch Mord .
    Joann e und Marc waren tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Erschossen. Wills Stimme bei dem Telefonat war so betäubt von Schmerz, dass sie es kaum ausgehalten hatte. Sam konnte nicht mit ihr sprechen, sie hatte sie nur weinen hören.
    » Du musst uns helfen«, hatte er gebeten. »Irgendwie. Die Polizei hier hat offenbar keinerlei Interesse an der wirklichen Aufklärung. Sie sagen, Marc hätte erst sie erschossen und dann sich. Marc ist doch kein Mörder! Wir müssen wissen, was mit Joanne und Marc passiert ist. Wie das geschehen konnte. Du bist doch Kommissarin.«
    Kommissarin ja, dachte Lene, genauer Hauptkommissarin, aber doch bei der Mordkommission in Nürnberg, in Deutschland. Ohne jede Möglichkeit in San Francisco zu ermitteln. Sie versprach trotzdem zu kommen.
    Die Berge im Zugfenster. Der wilde Kaiser, rau und schroff und voll ewiger Schönheit. Der Schnee gleißte in der Sonne. Und wie immer erfüllte sie dieser bewusst wahrgenommene Anblick mit Ruhe. Gleich würde sie in Wörgl sein, dann München und am späten Nachmittag in Nürnberg. Ob Jonas sie dort abholen konnte? Sie wartete auf seine SMS. Sicher war Sophie dann auch inzwischen bei ihrem Bruder angekommen. Wie gut, dass sie und ich morgen zusammen fliegen, dachte sie und sah wieder schmerzlich ihre gemeinsame Vorfreude auf die Hochzeit vor sich. Jetzt würde es eine Beerdigung sein. Sie seufzte tief auf. Es war
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