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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe
Autoren: Tom Becker
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beugte, von der aus sich die Rutsche wie eine Schlange um den Turm schlängelte. Der Albino hatte seine Unschuldsmiene abgelegt, sein Gesicht war starr vor Hass und seine roten Augen brannten vor Böswilligkeit.
    »Wie typisch«, rief er herunter. »Antonio Correlli streift durch die Gegend wie ein Affe.«
    »Hallo, Mountebank«, erwiderte Correlli gelassen. »Kommst du runter oder soll ich raufkommen?«
    »An deiner Stelle würde ich unten bleiben. Ist ziemlich hoch hier, und es wäre doch ein Jammer, wenn du einen Unfall hättest, so wie damals deine kleine Freundin.«
    Der Feuerschlucker verzog das Gesicht. Dafür würde er den Magier leiden lassen. In seinem Kopf formten sich finstere, gewalttätige Gedanken. Correlli rannte zur Leiter am Fuße des Turms und begann hochzuklettern. Insgeheim fragte er sich, ob irgendwelche Geschosse auf ihn herabprasseln würden, aber das war nicht der Fall. Es war vollkommen ruhig. Schließlich erreichte Correlli die wacklige Plattform und stellte zu seiner Überraschung fest, dass er allein war. Der Magier war verschwunden. Er ließ seinen Blick über den Jahrmarkt schweifen und entdeckte Carnegie, Jonathan und Raquella in der Nähe des großen Zirkuszeltes, aber ansonsten war niemand zu sehen.
    Der einzige Weg, die Plattform zu verlassen, führte, abgesehen von der Leiter, über die Rutsche. Correlli spähte in die finstere Röhre. Sicherlich hatte der Magier nicht diesen Weg gewählt.
    Da schlug ihm von hinten jemand mit voller Wucht ins Genick und ließ ihn vorwärts auf die Rutsche stolpern. Er landete hart auf der Brust. Der Boden der Rutsche war eingefettet, und bevor Correlli sich festhalten konnte, rutschte er schon kopfüber in die Tiefe, wobei er in jeder Kurve gegen die Wand schlug. Während er seine Fahrt fortsetzte und immer mehr an Geschwindigkeit zulegte, erinnerte der Feuerschlucker sich dunkel daran, dass die Röhre nicht auf der Erdoberfläche endete, sonder tief in das Erdreich hinein reichte. Dann endete die Röhre, und er stürzte in eine unterirdische Grube, die mit Brackwasser gefüllt war.
    Wild spuckend kämpfte sich Correlli wieder an die Oberfläche. Er wischte sich den Schlamm aus dem Gesicht und sah Mountebank, der durch ein Gitter hoch über ihm spöttisch zu ihm heruntergrinste.
    »Ich komme zurück, wenn ich mit den anderen fertig bin. Selbst du solltest Schwierigkeiten haben, da unten etwas in Brand zu stecken.«
    Der Magier war verschwunden, und Correlli konnte durch das Gitter nur noch den Nachthimmel sehen. Er schlug mit der Hand wütend auf die Wasseroberfläche.
    »Jonathan!«, brüllte er. »Er ist hinter euch her!«

26
    Carnegies Kopf schnellte hoch, als der Schrei über den Jahrmarkt hallte. Neben ihm tauschten Jonathan und Raquella ängstliche Blicke.
    »Das klang nicht gut.«
    Der Wermensch schüttelte den Kopf.
    »Ich wusste es. Wir hätten zusammenbleiben sollen. Kommt.«
    Carnegie preschte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, und die beiden Teenager hatten Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Die Bewegungen des Wermenschen wurden geschmeidiger, seine Augen wurden glasig. Jonathan wusste, dass Carnegie sich an der Schwelle zu einer erneuten Verwandlung befand. Das war das Letzte, was er nun gebrauchen konnte. Man konnte nie wissen, was Carnegie anstellen würde, wenn er sich in das Biest verwandelte, und gerade jetzt brauchte er ihn bei klarem Verstand. Er sah sich um, in der Hoffnung, ein anderes Mitglied der Gilde zu erspähen, aber die einzige Bewegung, die er ausmachen konnte, war eine zerschlissene Flagge, die im Wind flatterte.
    Sie erreichten eine große Rasenfläche am Eingang des Zirkuszeltes. Auf der einen Seite befand sich ein riesigesKarussell, das aus einer hölzernen Plattform bestand, in deren Mitte sich eine zylindrisch angeordnete Ansammlung von rostigen Zahnrädern und Antriebswellen befand. Wie bei anderen Karussells hingen Holztiere an Stangen von der Decke herab, aber anstelle von bunt bemalten Pferden gab es dort Kobolde und Gnome mit gefletschten Zähnen und gezückten Waffen.
    »Was ist das?«, fragte Jonathan.
    »Das Schreckens-Karussell«, antwortete Carnegie. »Ziemlich übles Fahrgeschäft, sogar nach Darkside-Maßstäben. Wenn es anhält, ist nur eine der Figuren sicher. Man muss eine Schraube locker haben, um damit zu fahren.«
    Als sie sich dem Karussell näherten, stieg eine zischende Dampfwolke auf. Die Lichter gingen an und tauchten das Fahrgeschäft in ein unheimliches rotes Licht. Eine
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