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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe
Autoren: Tom Becker
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Sieh ihn dir doch an, er schnappt nach Luft wie ein Goldfisch. Er ist genauso überrascht wie du. Und Jonathan ist wohl kaum der Typ, der mit dem Leben einer Freundin spielen würde. Er ist nur Halbdarksider, schon vergessen?«
    Vendetta funkelte sie böse an. Marianne hielt mit einem völlig unbeeindruckten Augenaufschlag dagegen.
    »Wie es scheint«, sprach der Vampir langsam und bemüht, seine Fassung wiederzuerlangen, »wird dieser Abend nun doch kein glückliches Ende nehmen. Besonders für deine Freundin, Starling. Du hast versagt und deinen Teil unserer Abmachung nicht eingehalten. Es wird mir eine besondere Freude sein, diesen Zwerg auszusaugen.«
    »Wagen Sie es nicht, sich ihr zu nähern …«, rief Jonathan. Er war außer sich vor Wut. Carnegie fuhr seine Klauen aus.
    Dann wurden sie durch Mariannes schallendes Gelächter unterbrochen.
    »Ach, ich liebe es, wenn ihr Jungs die harten Männer spielt. Wie dem auch sei, das ist alles gar nicht notwendig. Als wir reingegangen sind, habe ich Humble angewiesen, den Zwerg laufenzulassen.«
    »Du hast was ?« Vendettas Stimme war kalt wie ein Grab.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll sie laufenlassen. Ich will den Stein, Vendetta, aber ich bin nicht bereit, unschuldige Frauen dafür umzubringen. Es gibt Grenzen, verstehst du?«
    »Ich dachte, wir wären ein Team«, fauchte der Vampir mit gefletschten Zähnen.
    Marianne lachte lauthals.
    »Du weißt doch nicht mal, was das Wort bedeutet. Ständig redest du davon, wie sehr du den Stein willst, wie du es nicht geschafft hast, ihn zu kriegen. Nun, dann sieh doch mal, wie viel Glück du brauchst, um ihn zu finden.«
    »Ich verstehe. Das wird dir noch leidtun.«
    Vendetta zupfte seinen Ledermantel zurecht, marschierte davon und warf Raquella einen drohenden Blick zu.
    »Ich erwarte dich umgehend beim Wagen.«
    »Wie Sie wünschen, Sir.«
    »Raquella, nein!«, rief Jonathan bestürzt. »Du kannst nicht zu ihm zurückgehen. Nicht nach allem, was vorgefallen ist!«
    »Ich kann und ich werde«, erwiderte sie bestimmt. »Deshalb bin ich dir gefolgt. Das ist es, was ich will.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    Raquella lächelte ihn traurig an.
    »Nein, das habe ich auch nicht erwartet. Vielleicht kann ich es dir eines Tages erklären.«
    Sie nickte Carnegie noch einmal dankbar zu, der grinste wölfisch zurück und Raquella eilte aus dem Zelt. Von draußen hörte man das Geräusch eines aufheulenden Motors, dann brauste der Wagen davon.
    Marianne seufzte zufrieden und wandte sich wieder an Jonathan.
    »Ende gut, alles gut, nicht wahr?«
    »Ich werde dir nicht dafür danken, dass du Miss Elwood gerettet hast«, entgegnete er trotzig. »Schließlich bist du an allem schuld.«
    »Vielleicht. Aber was hätte ich tun sollen? Ich wollte den Purpur-Stein haben, aber ich hätte ihn unter keinen Umständen von Xavier bekommen.« Marianne erschauderte. »Ich hasse Spinnen.«
    »Du wusstest es also!« Jonathan rang nach Luft. »Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    Die Kopfgeldjägerin winkte unbekümmert ab.
    »Um ehrlich zu sein, ich hab es einfach vergessen. Ich hatte ohnehin vollstes Vertrauen in dich.«
    Carnegie brummte sanft.
    »Du treibst es zu weit, Ripper. Eines Tages wirst du darüber stolpern.«
    »Zweifelsohne wirst du dann in der Nähe sein, um mich aufzufangen«, erwiderte Marianne. »Bis dann …«
    Mit einem letzten Zwinkern war sie verschwunden.

    Als sie aus dem Zelt traten, schlug ihnen eine kühle Nachtluft entgegen. Jonathan rannte zu Miss Elwood und umarmte sie stürmisch.
    »Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Ich dachte …«
    »Ich weiß, Jonathan«, erwiderte sie mit brüchiger Stimme und umarmte ihn. »Es ist alles in Ordnung. Jetzt wird alles wieder gut.«
    »Kommt«, brummte Carnegie gar nicht mal so unfreundlich. »Lasst uns hier verschwinden.«
    Als sie gingen, warf Jonathan noch einen letzten Blick auf das Zirkuszelt und schüttelte den Kopf.
    »Was hast du, Junge?«, fragte der Wermensch.
    »Ich verstehe es immer noch nicht. Nach allem, was wir durchgemacht haben, nachdem wir mit Xavier und Mountebank gekämpft haben, verschwindet der Purpur-Stein einfach so. Ich hab ihn nicht einmal im Tresor gesehen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es ihn überhaupt gibt. Vielleicht ist er nur ein Mythos.«
    Carnegie kaute gedankenverloren auf einem Fingernagel.
    »Wenn jemand in der Lage war, den Stein verschwinden zu lassen, dann war es Mountebank. Schließlich war er ein Magier.«
    »Ich denke mal, Vendetta und
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