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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe
Autoren: Tom Becker
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einer Reihe von Bestien, dessen Kopf verdreht war und der nach dem Himmel schnappte. Er zog sich hoch auf den Rücken des Hundes und umklammerte mit schweißnassen Händen die Eisenstange.
    In der Zwischenzeit hatte Mountebank die Kiste mit dem Stein auf einem Vorsprung in der Nähe des zylindrischen Zentrums abgestellt.
    »Mach dich auf was gefasst!«, rief er und zog an einem Hebel, der aus den Maschinenteilen herausragte.
    Es gab ein lautes, knirschendes Geräusch und die Zahnräder begannen, sich zu drehen. Jonathan spürte, wie seine Figur erzitterte und dann mit überraschend hoher Geschwindigkeit nach vorne schnellte. Das Karussell setzte sich in Bewegung. Jonathan blickte über die Schulter und sah Mountebank lässig auf einem knorrigen Gnom hocken, der sich in die andere Richtung drehte.
    Jonathan gewöhnte sich gerade an das Tempo der Fahrt, als er unter sich ein rumpelndes Geräusch hörte. Er blickte nach unten und sah, wie die hölzerne Plattform zurückglitt und sich eine Grube mit spitzen Pfählen auftat. Die Grube war so breit, dass man unmöglich über sie hinweg auf den sicheren Boden springen konnte. Jonathan lief es kalt den Rücken herunter. Er saß in der Falle.
    Mountebank kam kichernd auf ihn zu.
    »Jetzt entkommst du nicht!«, rief er und wedelte mit den Armen, als er an ihm vorbeisauste.
    Plötzlich kreiste ein Rabe über Jonathans Kopf und hackte auf ihn ein. Als ihm die schwarzen Flügel um die Ohren flatterten, ließ Jonathan die Stange los und hielt schützend die Hände hoch. Er fühlte, wie ein scharfer Schnabel über seine Wange glitt und ihm warmes Blut das Gesicht hinablief. Er schrie auf, ruderte mit den Armen und schaffte es, dem Vogel einen kräftigen Schlag zu verpassen, wobei er um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte. Der Rabe kreischte protestierendund verschwand in der Dunkelheit. Jonathan packte wieder mit beiden Händen die Stange und atmete schwer.
    »Das war für Anfänger!«, rief Mountebank über den Lärm der Maschine hinweg. »Jetzt fängt der Spaß erst richtig an!«
    Eine Dampfwolke zischte und ein Surren ertönte. Bevor Jonathan reagieren konnte, schnellte eine riesige Kreissäge aus der Decke hervor. Ihre scharfen Zähne blitzten im Licht und sie grub sich in die leere Figur neben Jonathan. Die Säge arbeitete sich kreischend durch das Holz und Splitter ergossen sich über Jonathan. Mit einem letzten triumphalen Aufschrei durchtrennte sie die Figur und schwang wieder zurück in die Decke. Jonathan war starr vor Angst. Hätte er dort gesessen, wäre er glatt durchgesägt worden.
    Die höllische Fahrt wurde im Lärm der Maschine und den sich ständig wiederholenden Schreien aus den Lautsprechern fortgesetzt. Überall um ihn herum fielen die Figuren herab. Die Eisenstange vor ihm, die einen fetten Gnom trug, wurde einfach oben ausgeklinkt, und die Figur krachte in die Grube. Als er wieder an ihr vorbeiflog, konnte Jonathan nicht anders: Er schaute nach unten und sah den aufgespießten Gnom auf den rasiermesserscharfen Pfählen. Er war nicht der Einzige, der knapp davonkam. Neben Mountebank explodierte aus heiterem Himmel ein knallroter Kobold in einem Feuerball und der Magier musste sich ducken.
    Es waren nur noch fünf oder sechs Figuren übrig, die beiden, auf denen Mountebank und Jonathan kauerten,mit eingeschlossen. Tief aus dem Inneren der Mechanik ertönte ein Grollen und nun drehte sich das Karussell plötzlich doppelt so schnell. Jonathan klammerte sich noch fester an seine Figur, während der Jahrmarkt mit schwindelerregender Geschwindigkeit an ihm vorbeirauschte.
    »Bald ist es vorbei!«, rief Mountebank mit einem irren Lachen.
    Jonathan spürte heißen Dampf in seinem Nacken und hörte ein verräterisches Surren direkt über seinem Kopf. Seine Zeit war gekommen. Gleich würde die Säge seine Figur durchtrennen. Mountebank kam in Sicht. Er lachte wie verrückt, und Jonathan wurde klar, dass das Letzte, was er sehen würde, der feixende Magier wäre. Er war beinahe zum Greifen nahe …
    Als die Säge von der Decke hinabschwang, stieß sich Jonathan ab und sprang von dem Höllenhund hinüber zu Mountebanks Figur. Es gelang ihm, die Stange zu ergreifen, und er schaffte es, ein Bein über den Kopf des Gnoms zu schwingen. Der Gesichtsausdruck des Magiers wandelte sich von einem triumphierenden zu einem entsetzten.
    »Verschwinde!«, schrie Mountebank. »Du bist zu schwer! Du wirst uns beide umbringen!«
    Der Gnom erzitterte unter dem zusätzlichen Gewicht
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