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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4
Autoren: dtv
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Schinken, Pfeffersalami, Schweizerkäse, Cheddarkäse, Salat, Tomaten, Mayonnaise, Senf   …«, murmelte er, während er die Dinge nacheinander in die Hand nahm.
    »Was machst du da, Jonas?«, fragte seine Mutter hinter ihm. »Du hast doch erst vor einer Stunde gefrühstückt.«
    Jonas zuckte die Achseln.
    »Ich habe aber wieder Hunger«, sagte er. »Ist noch Sauerteigbrot da?«
    »Ja, das heißt, nein. Katherine hat es gestern aufgegessen. Du kannst das Weizenvollkornbrot haben.« Seine Mutter reichte es ihm. »Wie könnt ihr beide nur gleichzeitig einen solchen Wachstumsschub durchmachen?«, fragte sie.
    Jonas beschloss, seiner Mutter lieber nicht zu verraten, dass er und Katherine aßen wie Verhungernde, weil sie tatsächlich völlig ausgehungert waren. Es war eine Woche her, seit sie von ihren Zeitreisen zurückgekehrtwaren, und Jonas hatte immer noch das Gefühl, sämtliche Kalorien aufholen zu müssen, die ihm 1600 und 1611 entgangen waren.
    Er hatte jetzt so viel zu essen, wie er nur wollte, trotzdem stand er immer noch vor dem Kühlschrank und bestaunte alles, was ihm zur Verfügung stand: die volle Milchtüte, den bunten Getränkekarton mit Orangensaft, die Tupperwareschüssel mit Hackfleischauflauf, der von gestern Abend übrig geblieben war   …
    Hmm. Der wäre sicher lecker zu meinem Sandwich, dachte er. Oder später als Happen zwischendurch.
    »Jonas?«, sagte seine Mutter. »Wenn du schon unsere Lebensmittelrechnung verdoppelst, könntest du dann dafür sorgen, dass sich die Stromrechnung in Grenzen hält?«
    »Hä?«, sagte Jonas.
    »Mach den Kühlschrank zu!«, sagte seine Mutter. Doch sie klang nicht böse, nur verwundert. Sie beobachtete ihn, als er zurücksprang und die Tür zuschob. »Alle haben mich gewarnt, dass die Pubertät eine interessante Zeit wird«, murmelte sie leise vor sich hin.
    Jonas belegte sein Sandwich so schnell wie möglich und nahm es mit nach draußen. Seiner Mutter sollte nicht noch mehr auffallen. Er befürchtete zwar nicht, dass sie von selbst herausfinden würde:
Ach so! Jonas und Katherine sind durch die Geschichte gesaust und haben allerhand lebensbedrohliche Situationen erlebt! Deshalb
benehmen sie sich so seltsam!
Aber sie schien zu wissen, dass irgendetwas vor sich ging.
    Außerdem war sich Jonas immer noch nicht sicher, dass er sie nicht doch einmal unvermittelt in die Arme nehmen und ausrufen würde: »Danke, dass du Essen im Haus hast! Danke, dass ich dafür nicht auf die Jagd gehen muss! Und danke, dass ihr mich nicht als kleines Kind fortgeschickt habt, um in einer Horde gemeiner Seeleute als Schiffsjunge zu arbeiten!«
    Noch größer war in der vergangenen Woche die Versuchung gewesen, sich seinem Dad gegenüber zu verplappern. Als dieser ihm am Dienstagabend bei den Mathehausaufgaben geholfen hatte, war Jonas kurz davor gewesen, zu sagen: »Dad, ich bin wirklich froh, dass du deinen Namen nicht auf Gedenktafeln wiederfinden willst! Du magst vielleicht nicht in die Geschichte eingehen, aber als Vater bist du mir tausendmal lieber als dieser verrückte Henry Hudson!«
    Vielleicht sollte Jonas sowohl seiner Mutter als auch seinem Vater eine Weile aus dem Weg gehen. Immerhin hatte er noch Katherine, mit der er reden konnte.
    Sobald er auf die Veranda trat, rief diese ihm von der Auffahrt aus zu:
    »Willst du mit uns Basketball spielen? Wir wollten gerade anfangen.«
    Ihr gemeinsamer Freund Chip war bei ihr. Als die drei das letzte Mal in der Auffahrt Basketball gespielt hatten   – zusammen mit Alex, einem anderen Freund   –,war HK aufgetaucht und hatte die Geschwister ins siebzehnte Jahrhundert gezappt. Soweit Chip und Alex es beurteilen konnten, waren Jonas und Katherine an jenem Samstagnachmittag vor einer Woche im Handumdrehen wieder da gewesen.
    »Ich glaube, das Zeitreisen hat mir Basketball verleidet«, erwiderte Jonas und versuchte dabei, möglichst locker zu klingen. »Habt ihr Lust, in den Park zu gehen und zu schauen, ob dort jemand Fußball spielt?«
    »Nein danke«, sagte Katherine.
    Jonas sah Chip an und begriff, dass Katherine für sie beide geantwortet hatte. Jonas und Chip waren schon Freunde gewesen, bevor Katherine und er ein Paar wurden, doch plötzlich fühlte sich Jonas in seinem eigenen Vorgarten wie ein Außenseiter.
    Als überflüssiger Dritter.
    »Okay«, sagte er. »Dann bis später.«
    Während er sein Sandwich vertilgte, ging er in die Garage, um einen Fußball zu holen. Dann rief er ins Haus, damit seine Mutter wusste, wohin
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