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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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der Gruftie-Kaste sahen kaum anders aus. Jeder dokumentierte auf seine Art und Weise, daß er eben dazugehörte.
    Nicht nur die Walle-Walle-Kleidung gehörte dazu, auch ein enganliegendes Trikot, das die Figur des jungen Mannes sehr deutlich nachzeichnete. Dafür trug er aber einen pechschwarzen Umhang, so daß er wie ein Mini-Dracula wirkte.
    Der andere hatte sich auf seinen Kopf einen Zylinder gesetzt und einen alten Frack übergestreift. Er war ebenso mit zahlreichen Ketten behängt wie sein Nachbar, der fünfte im Bunde. Dessen Kopf zeigte einen Haarschnitt, der eigentlich keiner war, denn auf dem Schädel wuchsen hin und wieder kleine Haarvierecke, die mir wie gefärbte Rasenstücke vorkamen. Zwischen ihnen schimmerte die helle Kopfhaut hindurch.
    Durch diese Geometrie sah es aus, als würde die Kopfhaut regelrechte Wege bilden, die dann im Nacken verliefen.
    Das waren schon seltsame Typen, skurril, aber in der Regel nicht gefährlich.
    Wie auf Kommando verstummte die schwere Trauermusik.
    Wahrscheinlich war das Band abgelaufen.
    Ich nickte ihnen zu. »Das also ist eure Gruppe«, sagte ich und schaute sie noch einmal der Reihe nach an.
    »Ja«, flüsterte Sady.
    »Und wo liegt das Problem? Es ist zumindest ungewöhnlich, daß sich einer aus eurem Kreis an die Polizei wendet, dazu noch an mich.«
    »Du bist der beste«, meldete sich das bleiche Mädchen mit dem schwarzen Brautkleid.
    »Oh, danke. Hoffentlich kann ich deine Erwartungen erfüllen. Zumindest werde ich mir Mühe geben.« Ich war immer lockerer geworden, denn bisher stand noch nicht fest, was diese Typen überhaupt von mir wollten.
    Ich ging davon aus, daß sie in Schwierigkeiten steckten und sich deshalb an mich gewandt hatten.
    »Darf ich euch dann bitten, zur Sache zu kommen? Draußen ist es zwar auch nicht eben gemütlich, aber immer noch besser als in eurem Beerdigungsinstitut.«
    Diesmal sprach Sady. Und sie schaffte es tatsächlich, mich zu überraschen. »Es geht um Mord. Um brutalen, rücksichtslosen und hinterlistigen Mord. Das ist alles.«
    Ich war erst einmal baff.
    Die Grufties bekamen dies mit. Sie schauten sich an, sagten aber nichts, so daß ich die Sätze verdauen konnte. »Also Mord«, wiederholte ich.
    »Wer ist ermordet worden.«
    »Unser Totengräber«, sagte Sady.
    »Wer bitte?«
    Sie wiederholte den Begriff und fügte eine Erklärung hinzu. »Ich weiß nicht genau, ob er tot ist, aber wir gehen davon aus, denn er ist seit mehreren Tagen verschwunden.«
    »Genauer.«
    »Seit vier Tagen.«
    »Kann er nicht einfach abgehauen sein, um seiner Arbeit nachzugehen und Gräber zu schaufeln?«
    »Nein, er gehört zu uns. Er ist auch kein Totengräber. Aber er träumt davon, einmal einer zu werden. Es ist sein absoluter Berufswunsch. Schon jetzt findet man ihn öfter auf den Friedhöfen als uns. Er ging, kehrte nicht zurück.«
    Ich versuchte es mit einem Scherz.
    »Vielleicht ist er in ein offenes Grab gefallen und kommt nicht mehr raus.«
    Sady zuckte zusammen. Eine lockere Antwort paßte ihr nun gar nicht in den Kram. »Nein, das ist er nicht, Sinclair. Man hat ihn geholt, einfach entführt.«
    »Da wißt ihr viel.«
    »Sogar noch mehr«, sprach Sady weiter.
    »Ich höre.«
    »Unsere Feinde haben den Totengräber entführt, um ihn letztendlich umzubringen.«
    Das hatte mich noch nicht näher an das Problem herangebracht. »Darf ich fragen, wer diese Feinde sind? Doch nicht die normale Masse der Menschen, wie ich annehme – oder?«
    »Nein, die nicht. Ich weiß auch, was du meinst. Die belächeln uns zwar oder ignorieren uns, aber es sind keine echten Feinde.«
    »Gibt es die?«
    »Ja.«
    »Wer sind eure Feinde?«
    »Die Satanisten!«
    Sady hatte die Worte mit einem Tonfall in der Stimme ausgesprochen, der mich aufhorchen ließ. Das hatte mehr als ernst geklungen, und ich spürte, wie etwas meinen Körper durchrieselte. Im Nacken spannte sich die Haut, meine Kehle war rauh geworden, denn jetzt hielt auch mich der Ernst der Situation gepackt.
    »Du kennst sie nicht?«
    »Das will ich nicht sagen. Ich weiß, daß es Menschen gibt, die sich dem Teufel zugewandt haben und sich deshalb Satanisten nennen. Sie führen Schwarze Messen durch, sie stellen den Glauben auf den Kopf, sie sind einfach widerlich, aber in einen direkten Kontakt zu ihnen bin ich nicht geraten.«
    »Aber wir«, flüsterte die schwarze Braut. Es hörte sich an, als hätte sie Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken.
    »Was genau wollten sie von euch?«
    Diesmal sprach einer
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