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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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1.
    S tefan Prakenskij lief in der kleinen Zelle auf und ab. Er wusste genau, wie viele Schritte er machen konnte, bevor er hochsprang, um die Stäbe zu packen und Klimmzüge zu machen – noch ein Dutzend, ehe er ans andere Ende der Zelle tigerte und sich für die Liegestütze auf den Boden legte. Es war ganz ausgeschlossen, sich an den Geruch des Gefängnisses, an den Schleim auf den Wänden oder daran zu gewöhnen, dass die Duschen nicht funktionierten und dass man ständig auf der Hut sein musste, wenn man am Leben bleiben wollte, aber all das machte ihm nichts aus. Er hatte viel Schlimmeres durchgemacht.
    Er war ein geduldiger Mann, aber seit er entschieden hatte, es sei sinnlos, noch länger in dieser Zelle zu bleiben, da seine Mission restlos gescheitert war, wollte er raus. Es war Zeitvergeudung, wenn er noch länger hierblieb, aber trotzdem hatte sein Betreuer vor einem Monat nicht eingewilligt, ihn abzuziehen. Es wurde von Tag zu Tag gefährlicher und aufreibender und er fokussierte sich zunehmend auf das einzig Anständige im Gefängnis.
    Stefan fluchte tonlos, als er die neueste Fotografie der Frau, von der sein Zellengenosse besessen war, von der Wand nahm. Sie stand an einem Strand und hinter ihr war die stürmische Brandung zu sehen; offensichtlich war es ein windiger Tag, aber es gab keinen Orientierungspunkt, der es Stefan ermöglicht hätte, den Ort zu bestimmen. Mit ihrem langen schwarzen Haar, das im Wind wehte, war die Frau zweifellos schön. Sie trug Jeans und ein T-Shirt und es gelang ihr trotzdem, elegant und gleichzeitig sexy zu wirken. Wenn er ein Mann gewesen wäre, der Interesse an Beziehungen gehabt hätte, wäre es ihm zweifellos verständlich gewesen, warum sein Zellengenosse derart auf sie fixiert war. Der Idiot war absolut von ihr besessen. Hunderte von Fotografien von dieser einen Frau, aufgenommen über einen Zeitraum von Jahren, waren überall an die Wände geheftet.
    Es schien keine Rolle zu spielen, wie intelligent ein Mann war oder womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente – es sah so aus, als brächte am Ende oft eine Frau selbst den größten Verbrecher zu Fall. Und diese eine Frau stellte keine Ausnahme dar. Stefan hatte vor, sie zu benutzen, um das internationale Imperium von Jean-Claude La Roux zu st ürzen , falls es sich als erforderlich erweisen sollte.
    Er blickte auf das Bild in seiner Hand hinunter. Sie wirkte versonnen – nein, traurig. Was hatte zu diesem Gesichtsausdruck geführt? Eine Frau wie sie hatte doch bestimmt kein Interesse an einem Mann wie Jean-Claude. Ein schmaler Streifen einladender Haut blitzte verlockend zwischen ihrem T-Shirt und ihrer Jeans auf. Sein Daumen glitt über diesen schmalen Streifen, als könnte er fühlen, wie warm und zart sie sich tatsächlich anfühlte.
    Jean-Claude war zweifellos ein Mann von unermesslichem Reichtum. Stefan vermutete, eine Frau könnte auch sein gutes Aussehen attraktiv finden, vorausgesetzt, man mochte triefenden Charme. Dahinter verbargen sich unzählige Sünden, aber möglicherweise fanden Frauen auch diesen Hauch von Gefahr erregend. Frauen konnten sich ebenso leicht von den falschen Dingen betören lassen wie Männer von Schönheit.
    »Was zum Teufel tust du da?« Jean-Claude La Roux riss seinem Zellengenossen die kleine Fotografie aus den Händen und sah Stefan finster an, ein Versuch, jemanden einzuschüchtern, der mit keinem Mittel einzuschüchtern war. »Du hast keine Ahnung, wer ich bin.«
    Stefan zeigte ihm vorsätzlich die Zähne und spuckte dann auf den Zellenboden. »Dieser Spruch hat sich abgenutzt, Rolex.« Er ließ grenzenlose Verachtung in seinen Tonfall einfließen, als er den Mann mit dem verhassten Namen ansprach, den er ihm gegeben hatte.
    Ein Mann wie Jean-Claude, Boss eines immensen kriminellen Imperiums, verabscheute es mit Sicherheit, von einem gewöhnlichen Verbrecher verspottet zu werden. Das war eine Beleidigung, die der Mann nicht hinnehmen konnte. In den zwei Monaten, in denen Stefan ihn beschattet und versucht hatte, Informationen zusammenzutragen, hatte er sein Leben bei mehreren Gelegenheiten verteidigen müssen, und das sagte einiges über die Autorität aus, die La Roux sogar hier im Gefängnis besaß. Jean-Claude hasste Stefan und ein Wort von ihm hatte genügt, um etliche Häftlinge zu dem Versuch anzustiften, ihm Stefan vom Hals zu schaffen, weil sie sich bei ihm einschmeicheln wollten.
    Es bestand kein Zweifel daran, dass La Roux im Gefängnis dieselbe Macht besaß
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