Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der jungen Männer. »Uns auf ihre Seite ziehen. Wir sollten keine Grufties mehr sein, denn wir sind ja harmlos. Wir lieben nur die morbide Atmosphäre. Wir wollen in Ruhe gelassen werden, wir wollen über den Tod nachdenken, wir wollen auf den dunklen Friedhöfen sitzen und gegen Gräber schauen. Für uns ist das Leben ein Tal der Tränen, und wir warten darauf, den Hauch des Todes zu spüren, und bereiten uns schon jetzt darauf vor. Aber die Satanisten denken anders. Sie wollen den Hauch der Hölle, den Atem des Teufels. Sie wollen das Grauen, und sie suchen immer wieder Opfer, um sich vor dem Teufel sehen lassen zu können. Sie wollen ihm beweisen, daß sie auf seiner Seite stehen.«
    »Ihr wurdet also angesprochen?« unterbrach ich den Sprecher.
    »Ja, von ihnen«, sagte Sady. »Wir sollten in ihren Kreis hineintreten, um bei ihnen mitzumachen.«
    »Dagegen habt ihr euch gesträubt.«
    »Sicher.«
    »Auch der Totengräber!«
    »Er besonders, aber dann holten sie ihn.« Die Stimme des Mädchens verlor an Sicherheit. »Sie entführten ihn, er war plötzlich verschwunden und kehrte nicht mehr zurück.«
    »Womit wir wieder beim Anfang wären. Mich würde interessieren, wie ihr darauf kommt, daß es ausgerechnet die Satanisten gewesen waren, die ihn entführten.«
    »So etwas hatten sie uns schon angekündigt. Als sie merkten, daß wir nicht mitmachen wollten, da erklärten sie, daß sie uns zwingen würden. Sie sprachen von einem schrecklichen Tod, den wir in der Gespenster-Gruft zu erleiden hätten. Dort würde das echte Grauen auf uns warten, denn dort hätte der Teufel einen Stützpunkt.«
    Von einer Gespenster-Gruft hatte ich noch nie etwas gehört. »Wo soll die denn sein?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Sady. Ihre Stimme klang noch trauriger als sonst.
    »Habt ihr auch keine Idee?«
    »Keine direkte. Aber jeder von uns kann sich vorstellen, daß sich das Ziel irgendwo auf einem Friedhof befindet. Wir haben uns gedacht, daß du dich auskennst, auch was Friedhöfe angeht, und daß du uns hinführen könntest. Wir wollen den Totengräber wiederhaben, auch als Leiche. So sind wir nun mal.«
    Die Dämpfe der Kerzen brannten in meinen Augen. Ich rieb darüber hinweg und sagte: »Irgendwo habt ihr recht. Ich kenne zwar einige Friedhöfe, aber bei den Gruften muß ich leider passen. Da bin ich einfach überfragt. Da müßt ihr mal Leute fragen, die sich auf den Friedhöfen auskennen, finde ich.«
    »Nein, Geisterjäger, wir kennen keinen. Über dich haben wir manchmal gelesen. Und wir wollen, daß du uns hilfst, den Totengräber zu finden.«
    »Oder die Satanisten.«
    »Ja, auch sie.«
    »Und ihr könnt mir nicht helfen? Ich möchte einen Anhaltspunkt haben, wo ich mit der Suche beginnen soll.«
    Sady schüttelte den Kopf.
    »Leider nein. Sie kamen an, aber sie haben nie gesagt, woher sie waren.«
    »Wie sahen sie denn aus?«
    »Schwarz.«
    »Wie ihr?«
    »Ja, aber nicht mit bleichen Gesichtern, sondern mit dunklen. Sie kamen uns vor, als würden sie Masken tragen. Sie waren einfach schlimm und schrecklich.«
    »Das kann man doch sehen.«
    »Nein, nein«, widersprach einer der männlichen Grufties heftig. »Nicht bei ihnen. Wir sind Menschen, Geisterjäger, das brauche ich dir nicht erst zu sagen.« Er ging einen raschen Schritt vor. »Aber die anderen sahen so aus, als wären sie es nicht. Kannst du das verstehen? Sie erinnerten uns an Geschöpfe des Teufels, obwohl sie auf zwei Beinen gingen.«
    Ich wußte nicht so recht, ob ich es glauben sollte. Dann stellte ich eine entscheidende Frage. »Können diese Satanisten Zombies gewesen sein?«
    Ich erlebte staunende Grufties. »Lebende Leichen?«
    »Genau.«
    Sie schwiegen, schluckten, dann fragte das Mädchen im schwarzen Brautkleid: »Gibt es die denn?«
    »Und ob!«
    Sie wußten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Meine direkte Antwort hatte sie geschockt. Selbst Sady war durcheinander, sie aber fing sich als erste und kam auch auf mich zu. So nahe, daß ihr leicht modriges Parfüm den Geruch der Kerzen überdeckte. Sie war kleiner als ich und schaute in mein Gesicht. Ihr Mund zuckte. »Zombies«, wiederholte sie noch mal. »Dann sind das keine Hirngespinste nur von Filmemachern und irgendwelchen Autoren?«
    »Nicht nur.«
    Sady schwieg und ging wieder von mir weg. Ich hatte die Grufties vor einigen Minuten kennengelernt und erlebt, daß sie sich fürchteten. Jetzt aber war ihre Angst noch größer geworden. Im Prinzip waren sie harmlose Träumer, junge Leute,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher