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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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Verletzung zu riskieren. Mühsam rollte sich der Totengräber auf die Seite. Er holte keuchend Luft und saugte den Gestank ein, der sich in der Gespenster-Gruft ausgebreitet hatte. Es kam ihm vor, als würde er auf altem Fleisch herumkauen, das sich bereits im Stadium der Verwesung befand. Es war für ihn einfach widerlich.
    Cohn streckte seine Arme aus. Mit den flachen Händen glitt er über einen feuchten Schmier hinweg, der sich anfühlte wie altes stockiges Blut.
    Über sich hörte er Geräusche. Irgendwie alarmierten sie ihn.
    Schwerfällig drehte er sich auf den Rücken und schaute in die Höhe.
    Das Gitter wurde wieder vom Anführer der Satanisten getragen. Es schleifte dabei ein wenig über den Boden, dann kippte es der Mann zur Seite und rammte es wieder auf die Öffnung.
    So saß es fest.
    Darüber schwebten die schwarzen Gesichter der Satanisten wie unheimliche Geister. Sie verzerrten sich zu bösen Fratzen, als sie grinsten, und wieder war es der Anführer, der Walter einen letzten Gruß in die Tiefe schickte.
    »Ein neues Opfer. Die Gespenster werden sich freuen. Sie lieben die Menschen, sie lieben sie. Sie haben sie zum Fressen gern…« Er kicherte schrill und kurz, bevor er den anderen ein Zeichen gab.
    Wie Schatten waren sie gekommen, und wie Schatten tauchten sie auch ein in die Dunkelheit des alten Totenackers.
    Sie lachten, rieben sich die Hände – und blieben wie angewurzelt stehen, als vor ihnen etwas sehr hell aufflammte.
    Es war der Blitz einer Kamera gewesen.
    Das wußten die drei.
    Ein Befehl reichte. Wütend preßte ihn der Anführer durch die Zähne.
    »Das Schwein holen wir uns…«
    ***
    »Überrascht, Geisterjäger?«
    Ich räusperte mich. Im Hintergrund sah ich weitere Gestalten, konzentrierte mich jedoch auf die Sprecherin und fragte: »Weshalb sollte ich überrascht sein?«
    »Über mich.«
    »Weil Sie eine Frau sind?«
    Jetzt lachte sie. »Nicht so förmlich. Man kann mich auch duzen. Man sagt Sady zu mir.«
    »Okay, Sady. Ein seltsamer Name.«
    Sie hob die Arme und strich mit den Handflächen an ihrem Resthaar entlang. »Sady ist ein besonderer Name. Ich habe ihn erfunden. Er stammt von sad, von traurig. Ich finde, er paßt zu mir.« Sie schaute auf ihre Hände. An den Fingern steckten zahlreiche Ringe, aber nicht einer von ihnen funkelte, da sie aus schwarzen Steinen bestanden, die in ebenfalls dunklen Fassungen steckten.
    Vielleicht war auch einer rot oder grün. So genau konnte ich das nicht sehen.
    »Jeder kann so heißen, wie er will. Und Sady paßt zu dir.«
    »Das meine ich auch.«
    »Es gibt da trotzdem ein Problem«, sagte ich. »Bisher weiß ich nicht, weshalb ihr mich habt kommen lassen. Ihr habt angerufen, okay, ich bin hier. Jetzt würde ich gern den Grund erfahren.«
    Ich bekam eine knallharte Antwort. »Es geht um Tote!«
    »Oh… aber darum geht es bei euch doch immer, wenn ich mich nicht irre.«
    »Nur zum Teil.«
    »Ach ja?«
    Sie funkelte mich an. »Du glaubst mir nicht. Verdammt noch mal, ich habe es gewußt.«
    »Reagier dich ab, Sady. Ich bin hergekommen, weil ihr mich gerufen habt, und ich habe das Recht, von euch aufgeklärt zu werden. Oder ist das schon zuviel verlangt?«
    Ihre Augen bewegten sich wie dunkle Teiche. »Ich weiß alles über dich, und ich habe auch gemerkt, daß einiges nicht paßt. Du bist derjenige, der uns nicht ernst nimmt. Du bist so etwas wie ein Hundesohn, du bist wie alle, und das finde ich so schlimm. Du lachst uns aus.«
    »Bisher habe ich nicht gelacht.«
    »Aber du denkst so.«
    »Wenn du meinst, dann kann ich gehen«, sagte ich schulterzuckend und begann mit meiner Drehung.
    Ich ging auch die ersten Schritte auf die Tür zu, bis mich Sadys Stimme erreichte. »Nein, bleib hier. Bleib hier – bitte. Es… es war nicht so gemeint.«
    »Tatsächlich?« Ich drehte mich wieder.
    »Ja.« Sie nickte. Plötzlich kam sie mir ängstlich, eingeschüchtert und verloren vor. Ich begriff, daß Sady und ihre Freunde tatsächlich Probleme hatten.
    Aus dem Hintergrund lösten sich vier Grufties. Da sie in den Kerzenschein hineintraten, konnte ich sie besser erkennen. Ein Mädchen oder eine Frau trug tatsächlich ein schwarzes Brautkleid, und vor ihrem Gesicht baumelte ein Schleier, der sich bewegte wie eine dünne Gardine, wenn sie von innen her gegen ihn blies.
    Der Rock reichte fast bis zum Boden. Als die Person den Schleier lüftete, sah ich ihr bleiches Mädchengesicht mit den geschminkten Traueraugen.
    Auch die drei anderen Mitglieder aus
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